Weil ich ein Dicker bin – Bertram Eisenhauer

„Es ist einfach so: Wer ums Abnehmen kämpft, wird auf sich selbst zurückgeworfen. Es geht ständig um den eigenen Körper, den man belauert, als sei man sein eigener Stalker, um die Regungen der eigenen Seele. Und auch wenn Kollegen, Partner, Kinder dich ermuntern: Letztlich machst du die Sache mit dir selbst aus, allein.“ (S. 26)

Gleichzeitig scannt man seine Umwelt nach diesem Thema ab und so stieß ich auch auf „Weil ich ein Dicker bin“, das im vergangenen Jahr erschienen ist und sich seitdem auf meiner Bücherwunschliste befand.

53_Weil ich ein Dicker bin

Er war ein pummeliger Teenager, er war ein dicker Student, heute ist er ein adipöser Erwachsener. Übergewicht hat ihn definiert, so lange er zurückdenken kann. Jetzt schreibt er darüber, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, der zu viel wiegt. Was es nicht nur körperlich kostet, sondern emotional. Was das Fettsein mit der Seele macht und welche Lebenschancen es einem stiehlt.

In diesem Buch schildert Bertram Eisenhauer seine Zeit in der einjährigen Therapie in einer medizinisch betreuten Abnehmgruppe und setzt sich mit dem auseinander, was sein Dasein ausmacht: Warum man Dicker ist, so wie man Alkoholiker ist. Das Sexshop-Feeling beim Kleiderkauf. Seine dunkle Liebesgeschichte mit dem Fastfood und die schnuckelige Ernährungsberaterin, die ihn an vegetarische Kost heranführen will. Heimliche Fressanfälle und öffentliche Beschämungen.

Entstanden ist dieses Buch zum Teil aus Kolumnen, die in zumeist stark veränderter Form bereits im Ressort „Leben“ der F.A.S. erschienen sind. Jedem der 52 Kapitel, die jeweils einer Woche entsprechen, ist ein Statusreport vorangestellt, in dem das Gewicht beim letzten Wiegen, das aktuelle Gewicht und die Veränderung verzeichnet sind – oder auch nicht. Nachfolgend ist dann über die Lebensumstände, Erfolge und Hürden bei den Abnehmversuchen des Autors zu lesen. Bertram Eisenhauer verliert niemals seinen trockenen Humor, der für so manches Schmunzeln sorgt. Als dicke Leserin kann ich seine Schilderungen nachvollziehen und fühle mich gleichzeitig selbst dabei verstanden.

Dem folgen Informationen, Studien, Interviews und Gedanken rund um das Thema Gewichtsverlust und Ernährung, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Wer jedoch eine genaue Anleitung oder einen detaillierten Abnahmebericht erwartet, der dürfte enttäuscht sein. Hier geht es vorrangig um Hinweise, Anregungen und Informationen, die sich mit der Problematik des Abnehmens beschäftigen und einen an den Erfahrungen eines Menschen teilhaben lassen, der nicht plötzlich zum Superhelden der Gewichtsabnahme avanciert ist, sondern bei dem es gemächlich vorwärts geht und bei dem es auch Rückschläge gibt.

„Aber Dicker, das zumindest ist meine Erfahrung, bist du, wie du Alkoholiker bist: Dein Verhältnis zu dem Stoff wird niemals normal. Auch wenn du abnimmst, du musst immer aufpassen. Das Essen werde ‚Lebensthema‘ bleiben für mich, sagte die Psychologin meiner Abnehmgruppe beim Eingangsgespräch.“ (S. 43)

„Weil ich ein Dicker bin“ ist kein lustiges Abnehmbuch, sondern ein Buch, in dem sich Bertram Eisenhauer auf ruhige ernsthafte Art mit trockenem Humor gespickt mit dem Dicksein und dem Dünner werden auseinander setzt. Lesenswert!



Bertram Eisenhauer
Weil ich ein Dicker bin [Werbung]
– Szenen eines Lebensgefühls
Gebunden mit Schutzumschlag, 336 Seiten
ISBN: 978-3-570-10218-3
€ 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 26,90* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: C. Bertelsmann
Erschienen: 25.01.2016

2 Kommentare zu „Weil ich ein Dicker bin – Bertram Eisenhauer

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