Alles noch schaffen können oder zumindest den Anschein erwecken, als sei dies so. Niemand sollte merken, wie sehr ihr das Älterwerden zusetzte, und erst recht nicht ihre Kinder – zu groß war die Angst, dass diese sie einfach ins Altenheim abschieben würden.
Aber es wurde immer schwieriger die Probleme zu vertuschen, auch wenn die hilfsbereite gut befreundete Nachbarin ganz stickum die Inkontinenzbinden organisierte, damit niemand ihre kleinen Malheurs mitbekam. Und dann erledigte der Sohn einer Bekannten noch den ein oder anderen kleinen Einkauf, damit sie ihrem Sohn und der Schwiegertochter nicht mehr als nötig zur Last fiel. Unter Schmerzen mühte sie sich ab ihre Wohnung sauber zu halten, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass alles noch speckig war, obwohl sie gerade erst geputzt hatte. Ihre Augen waren nicht mehr die besten, so sah sie auch nicht die traurigen Blicke, mit denen sie bedacht wurde, als schließlich das große Vergessen immer mehr von ihr Besitz ergriff.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihre Hilfsgerüste zusammenbrechen und ihre kleinen Notlügen auffliegen würden. Und irgendwann würde sie auch vergessen, dass sie Angst davor gehabt hatte, eine Bürde zu sein.
Bei den abc.etüden geht es darum, 3 Worte in einer Geschichte unterzubringen, die maximal 10 Sätze umfasst. Dieses Mal: Bürde, speckig, schieben.
Ja, das wird vielleicht so sein, und spätestens dann wird sie nicht mehr allein leben können.
Gnade? Bürde? Ich weiß es nicht.
Liebe Grüße
Christiane
Gefällt mirGefällt 2 Personen