Von Melanie Raabe las ich bislang zwei Thriller („Die Falle“ und „Die Wahrheit„), die mir sehr gut gefielen und einen („Die Wälder„), den ich nicht so gelungen fand. Die Autorin selbst habe ich in Interviews als sympathische quirlige Person kennengelernt und war daher neugierig, als ich von ihrem neuen Buch, dieses Mal einem Sachbuch, erfuhr. Darin beschäftigt sie sich mit der „Kreativität“ – einem Thema, das mich seit einiger Zeit ebenfalls intensiver in Beschlag nimmt und dem ich daher besonders aufgeschlossen und neugierig gegenüber stand. Gleichzeitig erfuhr ich auch von dem Podcast „Raabe & Kampf“, den sie gemeinsam mit Laura Kampf betreibt und bei Kaffee und Kölsch über Kunst, Kreativität, das Freiberuflerinnendasein und alles, was das mit sich bringt, spricht. Ich hörte mir einige Folgen des Podcasts an und mochte ihn zwar, aber ich merkte auch, dass ich es lieber mag Melanie Raabe zu lesen, als ihr zuzuhören. Deshalb entschied ich mich schließlich doch für das Buch.

Erwartet habe ich ein Buch, das mich ein wenig in Kreavitätstheorie schult und mein im Laufe der Jahre ins Vergessen geratene Wissen rund um Techniken und Strategien auffrischt und ergänzt. Das habe ich in groben Zügen auch erhalten, aber Melanie Raabe hat ihren ganz eigenen Umgang mit dem Thema und fasst den Rahmen noch viel weiter, denn Kreativität ist eine Lebenseinstellung.
„Wenn wir uns unser Leben als Kunstwerk vorstellen, das es zu gestalten gilt, dann nehmen wir allem gegenüber einen künstlerischen Blick ein. Wenn wir aufmerksam und mit einem Blick für Schönes und Interessantes durch die Welt gehen, dann begegnet es uns überall.“
(S. 28/29)
Kreativität hilft uns dabei, die Herausforderungen des Lebens zu meistern, im Großen wie im Kleinen. Die Autorin erklärt, weshalb wir alle auf unsere ganz persönliche Weise kreativ sind und wie wir die Inspiration finden, um auf das zu stoßen, was uns im Innersten ausmacht und weiterbringt. Dabei geht es um Mut und Beharrlichkeit, Leichtigkeit und Durchhaltevermögen, um Originalität und Schnapsideen, um Produktivität und Prokrastination, ums Scheitern und vor allem: ums Weitermachen, auch wenn ein rauer Wind weht.
Unterteilt ist das mit kleinen geschmackvollen Illustrationen von Inka Hagen versehene Buch in sieben Kapitel, deren sprechende Namen einen kleinen Einblick in die Inhalte geben:
- Das Kapitel, in dem wir uns anschauen, was Kreativität eigentlich ist – und wie sie unser Leben schöner und reicher macht
- Das Kapitel, in dem du herausfindest, dass auch in dir ein kleines Genie steckt
- Das Kapitel, in dem wir uns gemeinsam auf den Weg in ein kreativ(er)es Leben machen
- Das Kapitel, in dem wir uns mit allen Dingen beschäftigen, die unsere Kreativität hemmen
- Das Kapitel, in dem wir uns anschauen, wie kreatives Wachstum aussieht – und weshalb der Weg ohnehin das Ziel ist
- Das Kapitel, in dem wir uns Gedanken darüber machen, wie professionelles kreatives Arbeiten für uns aussehen könnte, sollten wir unser Hobby zum Beruf machen
- Das Kapitel, in dem wir uns mit kreativem Ausdruck jenseits des Künstlerischen befassen und lernen, dass Not erfinderisch macht
Dabei führt Melanie Raabe meist Beispiele aus ihrem eigenen kreativen Schaffen und Leben als Autorin an. Für mich sind diese Ausflüge in ihr Schriftstellerinnenleben sehr interessant, weil ich sie als Person mag und darüber hinaus selbst eine gewisse Freude beim Schreiben empfinde. Oft fühlte ich mich beim Lesen an meine Teilnahme am NaNoWriMo im vergangenen November und dem damit verbundenen Ziel in einem Monat ein Buch zu schreiben erinnert. So konnte ich einiges nachvollziehen und mit vielem etwas anfangen, auch wenn ich ein wenig das Gefühl hatte, hier einen autobiografischen Schreibratgeber zu lesen. Damit hatte ich in der Form nicht gerechnet. Aber auf der Rückseite des Buches ist auch vermerkt, dass dieses Buch ihr bisher persönlichstes ist und daher ist es wohl auch zu erwarten, dass Melanie Raabe aus dem Kreativitätsfundus berichtet, der ihr zu eigen ist. Nichtsdestotrotz spannt sie zwischendurch auch den Bogen zu vielen anderen Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks und es gelingt mir einen Zusammenhang auch zu anderen mich momentan eher betreffenden kreativen Bereichen herzustellen, die nicht unbedingt mit dem Schreiben zu tun haben.
Der Schreibstil von Melanie Raabe ist lebendig, unterhaltsam und unglaublich motivierend, so dass man noch beim Lesen das Bedürfnis verspürt sich unbedingt auf seine ganz eigene Art und Weise kreativ austoben zu müssen. Ein inspirierendes Buch, das zu lesen ich sehr genossen habe.
„Wenn wir akzeptieren, dass wir noch viel zu lernen haben, dass wir Fehler machen und vielleicht kritisiert werden, wenn wir begreifen, dass wir womöglich niemals Perfektion erreichen werden, dann wird der Weg frei für etwas anderes, Besseres: für Spaß an der Sache. Für Freude am Tun. Für Flow. Und genau da liegt der eigentliche Lohn kreativer Arbeit. Der Lohn ist der Prozess, nicht der Applaus, der vielleicht irgendwann folgt.“
(S. 55)
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Melanie Raabe
Kreativität
Wie sie uns mutiger, glücklicher und stärker macht
Hardcover mit Schutzumschlag, 352 Seiten
durchgehend illustriert, zweifarbig
ISBN: 978-3-442-75892-0
Preis: 20,00 € [D]
Verlag: btb
Erschienen: 02.11.2020
Das klingt interessant. Ich befasse mich gerne mit Kreativität.
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Dieses Buch hat beim Lesen immer irgendwie stimmungsaufhellend auf mich gewirkt. Es macht ein bisschen verliebt ins Kreativ sein. Vielleicht sind der Podcast (gibt es kostenlos z. B. bei Spotify) und das Buch (schau doch mal in die Leseprobe) auch etwas für dich.
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Danke. Das erforsche ich mal!
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