Im Lesemonat März lernte ich die norwegische Wanderlust kennen, ließ mich durch Wunderbares verzaubern, nahm eine Einladung zum Schreiben an, dachte über Lebensweisheiten nach und lernte einen homosexuellen und unter Schizophrenie leidenden Schriftsteller kennen.
Bücherwelten – jenseits und diesseits von Fantasie und Wirklichkeit.
Frei. Luft. Hölle. von Are Kalvø: Ein amüsanter Ausflug des Comedian nicht nur ins norwegische Outdoor-Leben. Stimmungsaufhellend und trotzdem Wanderlustfördernd.
Du kannst Wunder vollbringen von Jan Becker: Ein überraschend bodenständiger, empathischer und wissbegieriger Autor, der den gesunden Menschenverstand zu nutzen weiß und neben wissenschaftlichen Betrachtungsweisen, aber auch dem (noch) Unerklärbaren Raum gibt. Dass dennoch mit ein wenig Hokuspokus gewürzt wird, muss man vertragen können.
Einladung zum Schreiben von Doris Dörrie: Ein hübsches Notizbuch mit ansprechenden Schreibinspirationen in der Art, wie man sie bereits aus ihrem Buch „Leben, schreiben, atmen“ kennt. Ein tolles Arbeitsbuch zum Weiterschreiben.
Eine leise Ahnung von etwas Neuem vom Markus Mirwald: Der vierte Band mit Aphorismen aus seiner Reihe „Wesentliches in wenigen Worten“. Trifft genau meinen Nerv.
Die Germanistin von Patricia Duncker: Ein Roman rund um einen französischen Romancier und politischen Quergeist, der sich als homosexueller und unter Schizophrenie leidender Schriftsteller herausstellt, der Verbindungen zu Michel Foucault hat. Auf seine Art ein besonderes Buch, aber vermutlich doch eher etwas für Kenner der Philosophie Foucaults.
Eine leise Ahnung von etwas Neuem erfasst mich tatsächlich, als ich das Buch zum ersten Mal in Händen halte. Hochwertig fasst es sich an und das Farbkonzept mitsamt dunkelgrauem Vorsatzpapier und gleichfarbigem Lesebändchen harmoniert perfekt mit dem auberginefarbenen matten Buchcover. Auf dem matt satinierten Sonderpapier befindet sich auf jeder zweiten Seite ein in schwarzer Handschrift verfasster Aphorismus, der darunter gleich nochmal in Druckschrift zu lesen ist. Diese Dopplung finde ich ungewöhnlich, aber auch sehr ansprechend. Denn drumherum ist weißer Leerraum, der nicht nur dem Text genug Platz lässt, sondern auch ohne Ablenkung den Gedanken der Lesenden Raum zur Entfaltung gibt.
Ich blättere zunächst ein wenig darin herum, lese hier und da rein und freue mich darüber, auf dieses Buch gestoßen zu sein. Es ist der bereits vierte Band aus der Reihe „Wesentliches in wenigen Worten“ – und genau zu dem, was dieser Reihentitel verheißt, habe ich große Lust. Dieser Tage wird in der Politik zu vieles in die Welt hinausposaunt und dann wieder zurückgenommen. Mir steht der Sinn nach etwas Bodenständigem, nach etwas Verlässlichem und auch nach etwas Besonderem. Für Letzteres nehme ich mir Auszeiten, in denen ich mich ganz bewusst aus der Welt der Notbremsen, Beschränkungen und Sonderregelungen herauswinde. Markus Mirwalds Aphorismen haben mich dabei ein Stück weit begleitet, wenn ich mich mit einem leckeren Heißgetränk in meinen Lesesessel zurückgezogen habe und mit Aphorismen, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen, meine Gedankenwelt mit anderen Inhalten gefüllt habe.
Gern habe ich in der Vergangenheit meine Fotografien gelegentlich mit Aphorismen versehen und in diesem Jahr begleitet mich sogar ein Abreißkalender, der mich jeden Tag mit einem neuen Ausspruch einer meist bekannten Persönlichkeit versorgt. Das ist oftmals amüsant, manchem stimme ich insgeheim zu, aber manchem widerspreche ich auch, weil es eben nicht dem entspricht, was ich in meinem bisherigen Leben kennen gelernt habe. Markus Mirwalds Aphorismen treffen hingegen genau meinen Nerv. Ich kann nachvollziehen was er meint, ohne dass der Ausdruck plump oder banal wäre. Und ich kann ihm tatsächlich innerlich in Vielem beipflichten.
„Manch einer begreift erst im Rückblick: Wir sind selbst dafür verantwortlich mit welcher Perspektive wir in die Welt blicken.“
Markus Mirwald
Man merkt, dass der 1982 geborene Autor Lebenserfahrung hat. Er wurde zunächst von Abenteuern in Büchern und schließlich von der weiten Welt angezogen: Nach Reisen durch Europa und Südamerika folgten Aufenthalte in Afrika, im Nahen Osten und ein Jahr in Nordamerika. Angeregt durch diese Erfahrungen begann er, sich mit dem Wesen des Mensch-Seins und des sozialen Miteinanders zu beschäftigen. Dieses Interesse mündete im Studium der Soziologie und dem Aufbau eines Cohousing-Projekts in der Nähe von Wien. Sein Schreiben folgt dem Gedanken: Verändern wir unseren Alltag, wandelt sich unser ganzes Leben. Ich selbst würde sogar noch weiter gehen: Verändern wir unser Denken, wandelt sich unser ganzes Leben.
Mir gefällt Markus Mirwalds Wesentliches in wenigen Worten. Es ist eine willkommene Einladung zum Innehalten und auf sich wirken lassen und sicherlich auch eine schöne Geschenkidee um lieben Menschen eine Freude zu machen.
Markus Mirwald Eine leise Ahnung von etwas Neuem Wesentliches in wenigen Worten – Band 4 Gebundene Ausgabe, 100 Seiten ISBN: 978-3903212060 Preis: 18,00 € zzgl. Versand Herausgeber: Markus Mirwald Erschienen: 03.08.2020
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Autor für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanke.