Die Wohnung glich jetzt einem etwas angestaubten Museum in dem Menschen umhergingen und alles begutachteten. Hier hatte sie einige Jahre gelebt und sich auch wohl gefühlt. Nun streiften dort Menschen umher, die die Dinge regelten, die noch zu regeln waren und die nach anderen Maßstäben bewerteten als sie. Die von außen ein Auge auf ihr Zuhause warfen, und es nach materiellen Gesichtspunkten in Kategorien wie brauchbar und unbrauchbar unterteilten.
Sie hatte sich mit Dingen umgeben, die für sie biografisch von Bedeutung waren, die sie an Dinge und Begebenheiten erinnern konnten, die einmal wichtig für sie waren. Die ihr ein Lächeln entlocken konnten, weil sie etwas Schönes damit verband und die ihr ein Gefühl von zu Hause angekommen sein vermittelten. Manches war auch einfach mehr als ihr halbes Leben lang da gewesen und es war unvorstellbar gewesen, etwas davon zu entbehren.
Jetzt landete immer mehr von ihrem alten Leben in blauen Müllsäcken um entsorgt zu werden. Einige wenige Stücke fanden ein neues zu Hause und wiederum andere wurden zurückgelegt und sollten ihr ins Heim folgen, um für ein wenig Behaglichkeit in ihrem Zimmer zu sorgen.
Auch wenn eigentlich niemand so genau wusste, was in ihrem Kopf vor sich ging und was die Demenz dem Verstand tatsächlich schon raubte, hofften doch alle darauf, dass sie zu benebelt war um das alles mitzubekommen und träumten für sie von wohl behüteter Betreuung in angenehmer Gesellschaft.
Bei den abc.etüden geht es darum, 3 Wörter in einer Geschichte unterzubringen, die maximal 300 Wörter umfasst. Dieses Mal: Museum, biografisch, erinnern.