Mitunter sogar Lachen – Zwischenfälle und Erinnerungen – Erich Fried

Bereits vor vielen Jahren nahm ich dieses Buch von einem Bücherflohmarkt mit, weil ich die Gedichte von Erich Fried sehr schätze. Und dann geriet dieses Büchlein in Vergessenheit, bis ich es kürzlich aus einem der Regalfächer meiner ungelesenen Bücher herauszog, um es als solches in einer Rubrik meines Goodreads-Accounts zu erfassen. Dabei interessierte es mich weniger die Zahl der ungelesenen Bücher zu ermitteln, die ich im Laufe der Jahre angesammelt hatte, sondern es ging mir vielmehr darum herauszufinden, welche Schätze sich darunter befinden. Das funktioniert unter Umständen anhand der Leserbewertungen, die es ermöglichen eine Art Ranking dieser Bücher herauszufinden, und mir so bei der Auswahl der jeweiligen nächsten Lektüre vielleicht behilflich sein konnten. Denn bei der Fülle meiner Bücher meinte ich ein wenig Hilfe zu brauchen.

Dabei wurde ich auf dieses Buch aufmerksam, das zwar in der Buchdatenbank von Goodreads erfasst worden war, jedoch bisher erst eine einzige Leserbewertung auf dem Portal mit einer 5-Sterne-Bewertung erhalten hatte, obwohl es bereits aus dem Jahr 1986 stammt. Das mag zwar nicht gerade aussagekräftig sein, aber ich ließ mich dennoch darauf ein. Und so kam es, dass ich nach vielen Jahren endlich „Mitunter sogar Lachen: Zwischenfälle und Erinnerungen“ des österreichischen Schriftstellers Erich Fried las.

In diesem bewegenden Werk lädt Erich Fried die Leser ein, ihn auf eine Reise durch sein Leben zu begleiten, angefangen von seinen frühesten Erinnerungen bis zu seinen reifen Jahren. Erich Fried (1921–1988) war ein österreichischer Lyriker, Schriftsteller und Übersetzer, der für seine politisch engagierten Gedichte und seine scharfsinnige Beobachtungsgabe bekannt ist. Er wurde in Wien geboren und musste aufgrund seiner jüdischen Herkunft während des Zweiten Weltkriegs aus Österreich fliehen. Nach dem Krieg lebte er in Großbritannien, wo er sich als Schriftsteller etablierte und sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache schrieb.

„Mitunter sogar Lachen: Zwischenfälle und Erinnerungen“ ist ein autobiografisches Werk, das einen tiefen Einblick in sein Leben und seine Gedanken bietet. Das Buch ist eine Sammlung von Erinnerungen, die von tiefgründigen Reflexionen über Liebe, Freundschaft, Politik und die menschliche Existenz begleitet werden. Frieds eindringlicher Schreibstil und seine Fähigkeit, komplexe Themen auf eine zugängliche Weise zu behandeln, machen dieses Werk zu einer inspirierenden Lektüre für alle, die sich für die Lebensgeschichte dieses bedeutenden Denkers und Dichters interessieren. Empfehlenswert!

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Erich Fried
Mitunter sogar Lachen – Erinnerungen (Quartbuch)
Gebundene Ausgabe, 208 Seiten
ISBN: 978-3803133427
Preis: 22,00 € [D]
Verlag: Verlag Klaus Wagenbach
Erschienen: 19. August 2021

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Südafrika-Roadtrip (3/3)

Nach der ersten und der zweiten Woche unseres Südafrika-Roadtrips ging es weiter mit der dritten und leider schon letzten Urlaubswoche, bei der wir zunächst in Port Elisabeth Station machten.

Das Wetter war zwar teilweise recht durchwachsen,

aber das hinderte uns nicht daran einen Ausflug zum Addo Elephant Park zu machen. Dort gab es einige Tiere zu entdecken, natürlich auch Elefanten

bei denen es mir doch ein wenig mulmig wurde, als sie ganz dicht an unserem Auto vorbei gingen, auch wenn sie dabei glücklicherweise tiefenentspannt waren.

Tatsächlich hat uns aber am meisten der Büffel beeindruckt, der plötzlich aus dem Dickicht auftauchte und uns mit seiner imposanten Erscheinung ganz leise und ehrfürchtig werden ließ.

Am nächsten Tag verließen wir die Küstenregion und bogen 18 km vor unserem Ziel auf eine abenteuerliche Schotterpiste ab. Der Weg brauchte seine Zeit und führte uns mit dem Auto durchs Wasser kleiner Bachläufe und machte es auch notwendig den ein oder anderen größeren Stein ebenso zu umfahren, wie so manche Kuhherde. Gelegentlich bestätigten Schilder, dass wir noch auf dem richtigen Weg zum Witmos Oxwagoncamp waren, uns aber bis zum Ziel noch etwas gedulden mussten.

Die Schilder ließen unsere Vorfreude und Neugier auf das, was uns erwarten würde, ins Unermessliche wachsen. Kurz vor dem Ziel wurden wir freudig empfangen und im Gemeinschaftsraum mehr als gastfreundlich willkommen geheißen. Sogar der Tisch war für uns für mit frisch gebackenem Brot, selbstgemachter Butter und Aprikosenmarmelade eingedeckt.

Außerdem konnten wir unser Glück kaum fassen, als wir erfuhren, dass wir vier an diesem Tag die einzigen Gäste in dem Oxwagoncamp sein würden.

Mitten im wunderschönen Nichts verbrachten wir eine traumhafte Nacht in dieser ungewöhnlichen Unterkunft und hatten einfach eine so gute Zeit, dass wir hier eigentlich nicht weg wollten.

Doch am kommenden Tag erwartete uns schon das Valley of Desolation.

und im Camdeboo Nationalpark stand uns dieses Mal eine Nacht im Zelt bevor.

So hatte ich auch noch nicht gezeltet und überhaupt ließ auch dieses Camp keine Wünsche offen.

Gar nicht so einfach, diesen Ort zu verlassen um weiter zu fahren. Aber die nächsten beiden Nächte hatten wir in De Rust gebucht wo es in der Nähe unserer Unterkunft

(das obere Häuschen) nicht nur ausgewachsene Strauße zu sehen gab.

Aber wir schauten uns auch den Meiringspoort Waterfall an.

und ließen es uns nicht nehmen, außerdem beim Rust En Vrede Waterfall halt zu machen.

Aber manchmal war vielleicht auch nur der Weg das Ziel.

Doch schließlich war die Zeit gekommen, sich über die Route 62 langsam aber sicher Richtung Flughafen zu unserer letzten Unterkunft zu bewegen.

Aber nicht, ohne in die kultige Kneipe von Ronnie einzukehren

und uns auf einer der vollgekritzelten Wände namentlich zu verewigen, wie es gefühlt schon fantastillionen andere vor uns getan hatten. Meinen BH habe ich allerdings an behalten und nicht zu den anderen hunderten an der Decke hängenden gegeben.

Später gab es dann zur Stärkung kulinarische Leckereien bei Diesel & Creme und viele nostalgische Schönheiten als Schmaus für die Augen.

Unseren letzten Abend in Stellenbosch wollten wir eigentlich in einer Metal-Kneipe verbringen, haben sie aber nicht gefunden und ließen uns ein wenig durch die Stadt treiben. Geendet hat der Abend überraschenderweise bei griechischen Tapas – großartigen griechischen Tapas wohlgemerkt!

Am nächsten Tag erledigten wir noch letzte lebenswichtige Einkäufe

und gönnten uns einen finalen Don Pedro (Vanilleshake mit Kalhua), bevor es zum Flughafen nach Kapstadt ging.

Fazit: Don Pedro schmeckt überall anders und drei Wochen Urlaub sind für Südafrika echt zu wenig 💖

Wo Elfen noch helfen – Andrea Walter

Mit „Warum man Island einfach lieben muss“ ist dieses Buch untertitelt und es hält mit seinem Inhalt, was es verspricht. Allein wie Andrea Walter den Landeanflug nach Island beschreibt weckt bei mir Sehnsüchte und ich möchte am liebsten gleich in das nächste Flugzeug steigen, um mich von der bizarren Schönheit dieses Landes mit eigenen Augen zu überzeugen. Tatsächlich gibt es für mich aber diverse Gründe, aus denen das für mich nicht so einfach möglich ist und so begebe ich mich auf die nächste Station meiner BUCHweltreise und träume ich mich einfach ein wenig mit Andrea Walter nach Island. Seit ihrem Journalisten-Stipendium im Jahr 2003 hat sie das kleine Land im Nordatlantik nicht mehr losgelassen und genau das spürt man auf jeder Seite dieses Buches.

Natürlich begegnen einem hier die kleinen und größeren Berühmtheiten aus der Musik, der Kulinarik, der Politik und der Mythologie gewürzt mit Anekdoten und Erlebnissen der Autorin. Zwischenmenschliches ist angenehm, unterhaltsam und liebenswert. Es gibt Krisen – das Buch ist im Jahr 2011 erschienen – aber nichts scheint so problematisch zu sein, dass sich dafür nicht irgendwelche Lösungen finden ließen. Die geschilderten Gespräche mit Entscheidungsträgern sind nicht hoffnungslos, sondern erwecken das Vertrauen darin, dass mit gesundem Menschenverstand von auf dem Boden gebliebenen Menschen Lösungen gefunden werden können. Das fühlt sich beim Lesen gut an und bietet einen angenehmen Kontrast zu dem, was ich im Jahr 2024 in Deutschland meine wahrzunehmen. Dazwischen gibt es Landschaftsbeschreibungen, die ich mir nur schwer vorstellen könnte, wenn sie mir nicht bereits als atemberaubende Fotos oder Filme aufgefallen wären. Wenn man nicht sowieso schon ein Herz für Island und „die Isländer“ hätte, dann bekommt man es spätestens nach dem Lesen dieses Buches. Empfehlenswert!

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Sicherlich findet sich auch in Island bei näherem Hinsehen das berühmte Haar in der Suppe und politisch ist nicht immer alles so einfach, wie es sich bei oberflächlicher Betrachtung – wie auch in diesem Buch – darstellt, aber die Landschaft…

Wunderschön, doch schaut selbst. Ich habe mich vor kurzem von diesem Video verzaubern lassen, das noch eine Zeitlang bei YouTube verfügbar ist:

-> https://www.youtube.com/watch?v=50d9oqgmRBA

Als Landratte wächst meine Begeisterung fürs Tauchen in und um Island herum durch dieses Video zwar nicht, aber ich könnte mir schon vorstellen im muckelig warmen Allradfahrzeug und ausreichend heißem Tee im Gepäck das Land zu erkunden 😉


Andrea Walter
Wo Elfen noch helfen
Warum man Island einfach lieben muss
Paperback, 208 Seiten
ISBN: 978-3424350654
Preis: 16,00 € [D]
Verlag: Diederichs Verlag
Erschienen: 3. Oktober 2011

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Eine Frage der Chemie – Bonnie Garmus

Da ich bereits so viel Gutes über diesen Roman mitbekommen hatte, wurde ich neugierig und entschied mich für die von Luise Helm hervorragend eingesprochene Hörbuchversion. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte, denn die Geschichte konnte mich dank kantiger aber liebenswerter Charaktere gleich packen und ließ mich bis zum Ende nicht mehr los.

Die hochbegabte Chemikerin Elizabeth Zott hat Schwierigkeiten, in den späten 1950er Jahren in Kalifornien beruflich in der chemischen Forschung Fuß zu fassen. Für kurze Zeit findet sie jedoch zumindest ein privates Glück in ihrer Beziehung zu einem brillianten Chemiker, der am selben Forschungsinstitut arbeitet. Doch um unabhängig zu bleiben, ist sie nicht bereit, ihn zu heiraten. Nachdem er verunglückt ist, entdeckt sie, dass sie schwanger ist und verliert ihren Laborjob. Eher zufällig wird die alleinerziehende Chemikerin 1961 für das Fernsehen entdeckt. Ihre spezielle Art schmackhafte Kochrezepte wissenschaftlich zu erklären und mit gesellschaftlichen Themen zu würzen, macht sie zum Fernsehstar.

Es ist unterhaltsam die Kochzutaten in chemischen Bestandteile zerlegt zu erfahren und auch die Art und Weise, in der die Protagonistin Kaffee zubereitet, stelle ich mir als sehenswert vor. Spaß macht auch, über das Denken und Handeln von Elizabeth Zotts Hund zu erfahren, einem besonders klugen, aber trotz allem nicht zu vermenschlichten Tier, das einem in seiner Kuriosität ebenso ans Herz wächst, wie die Protagonistin, die mit ihrer Ehrlichkeit besticht, der aber jegliche Diplomatie zu fehlen scheint.

Der Roman erzählt zwar eine fiktive Geschichte, doch sie erweckt den Eindruck, dass sie sich vor rund 60 Jahren genau so zugetragen haben könnte, als es zwar bereits das Gleichberechtigungsgesetz gab, die Gleichberechtigung der Frau jedoch noch auf einem ganz anderen Stand als heute war. So macht wütend, was der Protagonistin an Unverschämtheiten, Ungerechtigkeiten und sogar Verbrechen widerfährt, aber es macht auch dankbar für das, was starke Frauen im realen Leben seitdem erkämpft und erreicht haben.

Der Autorin ist mit „Eine Frage der Chemie“ ein Debütroman mit einer guten Mischung an Unterhaltung und Nachdenklichem gelungen. Unbedingt lesens-, beziehungsweise hörenswert!

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Bonnie Garmus
Eine Frage der Chemie
Original: Lessons in Chemistry
Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Gesprochen von: Luise Helm
Spieldauer: 13 Std. und 48 Min.
Ungekürztes Hörbuch
Erscheinungsdatum: 31.03.2022
Sprache: Deutsch
Anbieter: HörbuchHamburg HHV GmbH

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Innehalten, Masche halten – Karin Erlandsson

Zeit, das Strickzeug beiseite zu legen, eine kleine Pause zu machen und sich mit diesem Buch zu beschäftigen. Das ist zugegebenermaßen gar nicht so einfach, denn am Freitag ist die „Sockmadness“ ins Qualifying gestartet, um weltweit die Stricknadeln zum Glühen zu bringen. Als begeisterte Sockenstrickerin lasse ich mir diesen Spaß natürlich nicht entgehen, auch wenn die Geschwindigkeit, mit der manche die komplizierten Sockenmuster stricken, für mich an Hexerei grenzt. Vor allem die Finnen stehen hier unschlagbar an der Spitze. Deshalb war ich besonders neugierig auf dieses Buch von der preisgekrönten finnischen Autorin Karla Erlandsson, die im Bereich Belletristik und Sachbuch veröffentlicht. Sie erzählt in „Innehalten, Masche halten“ unter anderem, wie sie im Alter von 14 Jahren ihren ersten selbst gestrickten Pullover anfertigt und wie das Stricken sie durch ihr Leben begleitet hat.

In diesem ganz persönlichen Memoir gibt sie Einblicke in ihre eigene Strickgeschichte und webt auch Geschichtliches aus den Anfängen des Strickens bis hin zur Gegenwart mit ein. So erfährt man einerseits Interessantes rund um das geliebte Thema, hat aber gleichzeitig das Gefühl, mit einer Strickfreundin im Handarbeitstreff viele Gemeinsamkeiten zu finden, ein wenig zu fachsimpeln und angeregt übers Stricken zu plaudern. Immer wieder macht es Freude das Buch aufzuschlagen und in die angenehme Atmosphäre der kurzen Kapitel einzutauchen. Es ist sicherlich kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest, sondern eher eines für die kleinen Strickpausen, in denen man dann außerdem einen Einblick in die Handarbeitskultur Finnlands erhält.

Eine nette Lektüre für Zwischendurch, zum Selbstlesen oder Weiterverschenken.

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Karin Erlandsson
Innehalten, Masche halten
Wie stricken unsere Seele wärmt
Aus dem Finnischen übersetzt von Lotta Rüegger und Holger Wolandt
Original: Det blå garnet
Gebundene Ausgabe, 176 Seiten
ISBN: 978-3764508579
Preis: 17,00 € [D]
Verlag: Blanvalet Verlag
Erschienen: 13. September 2023

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanke.

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Mission Erde – Robert Marc Lehmann

Aufmerksam geworden bin ich auf Robert Marc Lehmann erst, als er von Fritz Meinecke für die 2. Staffel von 7 vs. Wild zwar nominiert wurde, aus Zeitgründen jedoch nicht teilnehmen konnte. Weil ich genaueres wissen wollte, landete ich auf seinem YouTube-Kanal Robert Marc Lehmann – Mission Erde, der sich schon bald in meiner Abo-Liste befand und mir nicht nur Wissenswertes über Orcas oder seine unterschiedlichen Missionen berichtet, sondern mich auch durch die Leidenschaft und das Brennen für seine Themen zu begeistern weiß. Dass der studierte Meeresbiologe, Forschungstaucher und vielfach ausgezeichnete Fotograf und Kameramann außerdem ein Buch veröffentlicht hat, das den Titel seines Vereins und Herzensprojekts trägt, war mir zwar bekannt, aber ich war mir nicht sicher, ob ich „missioniert“ werden wollte. Als ich jedoch irgendwann im vergangenen Jahr ein Audible-Guthaben übrig hatte, war ich bereit mich darauf einzulassen und entschied mich für die Hörbuch-Version.

Das war zunächst etwas eigenartig. Denn ich hatte anfangs doch einige Probleme damit, weil Robert Marc Lehmann das Hörbuch nicht selbst eingelesen hat, sondern Gordon Piedesack diese Aufgabe übernommen hatte. Dieser macht seine Aufgabe zwar sehr gut, aber der Text spricht zum Leser eindeutig wie Robert Marc Lehmann, doch die Stimme ist eine andere. Es brauchte einige Zeit, bis ich mich daran gewöhnt hatte, doch dann war ich begeistert, wenn man dieses Wort überhaupt verwenden möchte. Denn man erfährt zwar vieles aus dem Leben und Werdegang von Robert Marc Lehmann, der sich dabei auch manchmal als sympathischer Chaot präsentiert, aber er spricht vor allem auch die Themen an, die ihm am Herzen liegen und für die er sich mit Mission Erde e.V. einsetzt – und die sind keinesfalls angenehm.

Robert Marc Lehmann ist weltweit in Einsätzen zur Rettung von Wildtieren und im Kampf gegen Umweltkriminalität unterwegs. Er nimmt uns mit auf sehr emotionale Wal-Rettungen, gefährliche Schildkröten- und Schuppentier-Befreiungen im Dschungel oder teils lebensgefährliche Missionen, bei denen er versucht, den Menschen, die unsere Erde zerstören, das Handwerk zu legen. Er zeigt, wie ernst die Lage ist, macht uns zu Zeugen der dramatischen Ereignisse auf unserem Planeten und erklärt, was jetzt getan werden muss und was jeder einzelne von uns tun kann. Dabei schafft er es, den Finger in die Wunde zu legen, anstatt mit erhobenem Zeigefinger missionieren zu wollen. Lesenswert, vor allem aber auch unterstützenswert.

Auch wenn ich das Hörbuch sehr mochte, empfehle ich dennoch zum Buch zu greifen, da es teilweise illustriert und durch Fotos ergänzt ist.

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Robert Marc Lehmann
Mission Erde
Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen
Gebundene Ausgabe, 368 Seiten
ISBN: 978-3453281417
Preis: 24,00 € [D]
Verlag: Ludwig Buchverlag
Erschienen: 19. April 2021

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Und über mir das Meer – Mary Lynn Bracht

Mary Lynn Bracht erzählt in „Und über mir das Meer“ die Geschichte der 16jährigen Hana, die sich im Korea von 1943 von japanischen Soldaten aufgreifen lässt, damit ihre jüngere Schwester von diesen nicht entdeckt wird. Doch das bedeutet für Hana, dass sie nun in der Gewalt von japanischen Soldaten aus ihrem Heimatdorf entführt und in ein Bordell des Militärs gebracht wird. Der Roman erzählt berührend und schockierend über die Grausamkeit, die ihr dort widerfährt, zeigt aber auch im Südkorea 2011, wie Hanas jüngere Schwester die tausendste Mittwochsdemonstration besucht, um darauf aufmerksam zu machen, dass die japanische Armee im Zweiten Weltkrieg Frauen gegen ihren Willen gezwungen hat, als „Trostfrauen“ zu arbeiten.

Abwechselnd wird hier die Geschichte der beiden Schwestern erzählt, die zwar getrennt von einander zurecht kommen müssen, aber deren Leben doch untrennbar miteinander verknüpft sind. Manche Wendungen fühlen sich für mein Empfinden zu gewollt und konstruiert an und auch die Charakterentwicklung eines männlichen Protagonisten ist für mich nicht so recht nachvollziehbar, aber dennoch mochte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Stattdessen blätterte ich, nachdem ich gut die Hälfte dieses Romans gelesen hatte, zur „Anmerkung der Autorin“ und der Auflistung der „Wichtigen Daten“, die am Ende zu finden sind. Hier erfuhr ich, dass einige Historiker der Ansicht sind, dass fünfzig- bis zweihunderttausend koreanische Frauen und Mädchen vom japanischen Militär verschleppt, getäuscht oder verkauft wurden, um während der japanischen Kolonisierung Koreas als Zwangsprostituierte zu dienen. Bei Wikipedia fand ich zu dem Begriff „Trostfrauen“ weitere Informationen und war wieder einmal schockiert über die Ausmaße möglicher Unmenschlichkeiten.

Mit diesen Hintergrundinformationen liest sich das Buch anders und es ekelte mich davor, dass in diesem fiktiven Roman vieles zu lesen ist, was vielleicht doch auch genau so oder so ähnlich passiert sein könnte. Sicherlich ein ebenso wichtiges wie erschreckendes Thema. Das führt letztlich dazu, dass ich diesen von einer wahren Geschichte inspirierten Debüt-Roman der Autorin, trotz seiner Ecken und Kanten empfehlen kann, wenn man bereit ist, sich mit dieser dunklen Seite der japanisch/koreanischen Geschichte auseinander zu setzen.

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Mary Lynn Bracht
Und über mir das Meer
Original: White Chrysanthemum
Deutsch von Elke Link
Gebundene Ausgabe, 384 Seiten
ISBN: 978-3809026815
Preis: 20,00 € [D]
Verlag: Limes Verlag
Erschienen: 24. September 2018

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Südafrika-Roadtrip (2/3)

Nach der ersten Woche in der Kapregion, starteten wir regnerisch in die zweite Urlaubswoche und machten einen kurzen Zwischenstopp in Bettys Bay um uns dort verfrorene Pinguine anzusehen, die tapfer Wind und Wetter stand hielten, während wir es kaum abwarten konnten, wieder ins Warme zu kommen.

Weiter ging es nach Hermanus, wo wir darauf hofften uns Wale vom Strand aus ansehen zu können. Wir hielten zwar fleißig Ausschau, doch bei dem durchwachsenen Wetter trafen wir zwar auf die putzigen Klippschliefer,

doch Wale entdeckten wir an der Küste von Hermanus erst am nächsten Tag, – nachdem wir uns eigentlich schon damit abgefunden hatten, in diesem hübschen Küstenort wohl keine Wale mehr zu sehen zu bekommen. Aber plötzlich waren sie da und wir konnten uns einfach nicht daran sattsehen.

Gar nicht so einfach bei so einer Aussicht irgendwann ein Ende finden zu müssen. Aber wir wollten ja an dem Tag noch zur Klipgat Cave,

wurden aber auf dem Weg dorthin erst einmal von Walen in De Kelders aufgehalten, die dort gemütlich an der Küste vor sich hindümpelten. Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Die kommenden beiden Nächte verbrachten wir in Cape Agulhas, am schönsten „Arsch der Welt“.

Eigentlich ein Ort, um einfach nur auf der Terrasse zu sitzen, den Blick in die Weite schweifen zu lassen und dem Meeresrauschen zuzuhören. Aber wir haben hier auch eine kleine Wanderung unternommen,

konnten uns nochmal das Wrack der Meisho Maru angesehen, bevor das Salzwasser es gänzlich aufgefressen haben wird,

durften am südlichsten Punkt von Afrika dabei sein, wie sich unsere beiden Mitreisenden verlobten ❤️ und schlossen den Tag mit einem Besuch bei der Waenhuiskrans Cave ab. Meine in die Jahre gekommenen Knie haben sich jedoch das entscheidende Stück nicht zugetraut, weshalb ich leider draußen warten musste. Aber immerhin gab es für mich Kormorane zu beobachten, bevor ich irgendwann mein Strickzeug zückte, während ich auf die Rückkehr der anderen wartete.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Mossel Bay, wo wir im Santos Express eincheckten

und uns gleich darauf auf den Weg zur „longest over-the-ocean-zipline of the world“ machten, weil wir uns dieses kleine Abenteuer gönnen wollten. Doch leider wurde daraus nichts, weil es an dem Tag zu windig und die Zipline daher außer Betrieb war. Also fuhren wir gleich weiter zu der Kaffee-Rösterei, wo es nicht nur an jeder Ecke auf charmante Art gealterte Dinge zu entdecken gab, sondern wo wir uns für den Rest des Urlaubs mit hervorragendem Kaffee eingedeckt haben und außerdem noch leckeren Kuchen serviert bekamen.

Abends gab es dann in uriger Atmosphäre, bei relativ frischem Wind noch leckeres Gegrilltes bei Kaai 4 Brai.

Am nächsten Tag lagen tierische Programmpunkte auf unserer Wegstrecke. Wir besuchten in Plettenberg Bay das „Monkeyland

und schauten anschließend auch bei „Birds of Eden“ vorbei

um die nächsten beiden Nächte in Tsitsikamma zu verbringen. Dort konnte sogar der ein oder andere Wal von der Terrasse aus gesichtet werden,

bevor es dann ernst für mich wurde. Aber meine Bedenken waren spätestens vergessen als ich endlich im Kajak saß,

später auch auf dem Lilo lag um mit den Händen durchs Wasser zu paddeln und eine großartige Zeit zu haben.

Und da Bewegung hungrig macht, kehrten wir abends in dem liebevoll gestalteten „Marilyn’s 60’s Diner“ ein, um dort hervorragende Fritten und leckere Burger zu genießen.

Und auch nach dieser Woche, dachte ich, dass man das kaum noch toppen könnte. Tatsächlich warteten aber auch in der dritten und leider schon letzten Woche unseres Südafrika-Roadtrips noch echte Highlights auf uns 🥰

Aufzeichnungen eines Serienmörders – Kim Young-Ha

„Schreiben Sie alles auf und führen Sie die Aufzeichnungen immer bei sich. Es kann sein, dass Sie irgendwann nicht einmal mehr den Weg nach Hause finden.“ empfiehlt der Arzt Byongsu Kim, einem ländlichen südkoreanischen Tierarzt im Ruhestand, als dieser zusehends vergesslicher wird und die Diagnose Alzheimer erhält. Und so erfährt man beim Lesen aus eben diesen Aufzeichnungen, die in kurzen Absätzen gehalten sind und gedanklich von einem zum anderen Punkt springen, nicht nur was in dem Erkrankten vor sich geht und wie sich sein Gesundheitszustand verändert, sondern auch wie sich sein Leben immer mehr mit seiner dunklen Vergangenheit vermischt.

Denn Byongsu Kim ist nicht nur Tierarzt im Ruhestand, sondern er hat auch vor gut 25 Jahren seine Machenschaften als Serienmörder aufgegeben, nachdem er die Eltern des Mädchens getötet hat, das er seitdem als seine Tochter aufzieht. Als plötzlich eine Mordserie die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt, fragt sich Kim unweigerlich, ob er vielleicht der Täter sei und das nur vergessen habe. Doch als er bei einem Auffahrunfall Jutae Park kennenlernt, sagt ihm sein Instinkt sofort, dass er den wahren Täter gefunden hat und seine Tochter um jeden Preis beschützen muss:

„Meine letzte Lebensaufgabe steht fest. Ich muss Jutae Park umbringen. Bevor ich vergesse, wer er ist.“ 

Der Autor hat mit Byongsu Kim eine Figur geschaffen, für die man eine Form von Sympathie und Mitgefühl entwickeln kann, vor der es einem jedoch gleichermaßen auch grausen kann. Im einen Augenblick philosophiert er darüber, was einen Demenzkranken vom Tier unterscheidet um im nächsten seinen vermeintlich letzten Mord zu planen.

„Aufzeichnungen eines Serienmörders“ ist eines der Bücher, das ich am liebsten gleich nochmal von vorn gelesen hätte, um meine Eindrücke und Schlussfolgerungen nochmal auf den Prüfstand zu stellen und mit dem abzugleichen, was bei diesem ungewöhnlichen Kriminalroman, der 2020 den Deutschen Krimipreis gewonnen hat, am Ende heraus kommt. Ein überraschendes, aber kein konstruiertes gewollt überraschendes Ende, das zwar in gewisser Form auch zu erwarten war und das ich dennoch so nicht erwartet hätte. Absolut lesenswert!

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Kim Young-ha
Aufzeichnungen eines Serienmörders
Aus dem Koreanischen übersetzt von Inwon Park
Taschenbuch, 152 Seiten
ISBN: 978-3442492091
Preis: 11,00 € [D]
Verlag: Goldmann
Erschienen: 14. März 2022

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Ein Blick zurück – Südafrika Roadtrip 2023 (1/3)

Sicherlich nicht ungewöhnlich zu Jahresbeginn ein wenig zurück ins vergangene Jahr zu schauen. Als ich kürzlich von jemandem hörte, der froh war, dass 2023 endlich vorbei war, wurde mir erst bewusst, was für ein unglaubliches Jahr das für mich war und dass ich nur liebevoll und von Kopf bis Fuß voller lebendiger und bereichernder Eindrücke zurückblicken kann.

Es war das Jahr, das damit begann, dass die in mehreren Jahren gereifte und aus diversen Gründen öfter terminlich verschobene Urlaubsplanung in die Tat umgesetzt wurde – nicht ohne Hürden und Umplanungen, ja sogar Umbuchungen – und so für einiges an Aufregung sorgte. Doch manchmal findet sich auch das Gute im Schlechten, so dass der Wechsel zu einer anderen Airline uns einen zusätzlichen Urlaubstag bescherte und uns Vieren endlich nach vielen Monaten hibbeliger Wartezeit und mit einer ins unermessliche steigenden Vorfreude am Freitag, dem 13. Oktober 2023 ins Flugzeug steigen und am späten Samstagnachmittag nach einem Zwischenstopp in Dubai schließlich vom Flug geschafft in Kapstadt landen ließ.

Es folgte die erste Woche, in der wir mit dem Mietwagen in der Kapregion unterwegs waren. Es galt den Tafelberg zu bestaunen und von ihm hinunterzublicken,

den West Coast National Park ins Herz zu schließen,

den Chapman’s Peakdrive (eine der schönsten Küstenstraßen der Welt) entlang zu fahren,

den teilweise wolkenverhangenen botanischen Garten in Kirstenbosch mit seinen pflanzlichen Schönheiten zu genießen,

das kunterbunte Bo-Kaap-Viertel zu bestaunen,

das obligatorische Foto am Kap der Guten Hoffnung zu machen um danach am Olifantbosstrand ein wenig zu wandern und mit dem Käse und Wein, den wir am Tag zuvor beim Fairview Wein-Käse-Tasting in Stellenbosch als würdig mitzunehmen befunden haben, das Leben und meinen 56. Geburtstag zu feiern.

Überhaupt haben wir es uns gut gehen lassen und abends gern bei unserer Unterkunft gegrillt, wenn wir nicht gerade auf einem Foodmarket waren, uns durch Kap Malaiisches Essen probierten, uns in einem Steampunk-Café gestärkt haben oder beim Strandloper in Langebaan die Füße in den Sand steckten und uns einen nach dem anderen am Strand über dem Feuer gegrillten Gang, bestehend aus Fisch, Miesmuscheln, Lobster, Lamm-Eintopf, Koeksisters oder auch dem unvergleichlichen selbstgebackenem Brot mit Butter und Marmeladen und der ebenso handgemachten Strandmusik schmecken ließen.

Aber auch jenseits des Strandlopers waren wir am Strand um den Sonnenuntergang zu genießen und kurz den dicken Zeh in den eiskalten Atlantik zu dippen. Erst am Melkbosstrand

und später dann am Bloubergstrand mit Blick auf den Tafelberg.

Es war eine großartige erste Woche und nach allem, was wir bis dahin schon gesehen und erlebt haben, hätte ich nicht erwartet, dass man das noch toppen könnte – denn schließlich wartete da noch eine Aktivität auf mich, die mir doch mehr zu schaffen machte, als mir lieb war. Aber darüber erfahrt ihr demnächst mehr im zweiten Teil.