erLESENer Mai 2021

Im Lesemonat Mai wachte ich nach einem schweren Motorradunfall im Krankenhaus auf, übernahm in Lusaka eine Hühnerfarm, ging als 17jährige zum ersten Mal zur Schule, half Liss auf ihrem Bauernhof und bei der Ernte, pimpte mein Gehirn, übte mit Elias täglich 6 Stunden lang Gitarrenriffs und versuchte den Geheimnissen der Biografiearbeit auf die Schliche zu kommen.

Bücherwelten – irgendwo zwischen Fiktion und Realität…

Vom Ende der Einsamkeit von Benedict Wells: Obwohl es in diesem Buch um Verlust, Tod und Krankheit geht, hatte ich doch den Eindruck, ein Wohlfühlbuch zu genießen, in das man sich entspannt hineinfallen lassen und in dem man stundenlang schmökern kann. Ausgezeichnet!

Das Auge des Leoparden von Henning Mankell: Fein beobachtet schildert der Autor das Dilemma der Kolonialisierung und der späteren Ent-Kolonialisierung von Sambia. Hervorragend!

Befreit von Tara Westover: Ein großartiges Buch über eine bemerkenswerte Frau, die es durch harte Arbeit und Durchhaltevermögen geschafft hat, sich durch Bildung ein neues Leben aufzubauen. Beeindruckend!

Alte Sorten von Ewald Arenz: Eine schöne Geschichte irgendwo zwischen wuchtig und ganz zart – mit leisem Humor, Wut, Traurigkeit und Tiefgang. Eine umfangreiche Gefühlspalette zum mittendrin sein und mitfühlen, aber auch mit Wohlfühlmomenten. Wunderbar!

Mein Kopf gehört mir von Miriam Meckel: Eine Mischung aus erschreckend und faszinierend, was da am Gehirn erforscht und schon herausgefunden wurde. Wahnsinnig interessant!

Die goldene Ananas von Dennis Kornblum: Sprachlich sehr einfach, aber nichtsdestotrotz ein interessant und authentisch gehaltener Einblick in Leben und Wahrnehmung eines unter Asperger-Syndrom leidenden 26jährigen Gitarristen.

Biografiearbeit – Die innere Schatzsuche von Anja Mannhard: Ein kurzes Buch mit vielen Übungen und Fragen, um die eigene Lebensgeschichte unter die Lupe zu nehmen. Für mich zu bastellastig und zu wenig Erklärungen. Wohl eher an Fachleute gerichtet.

erLESENer März 2021

Im Lesemonat März lernte ich die norwegische Wanderlust kennen, ließ mich durch Wunderbares verzaubern, nahm eine Einladung zum Schreiben an, dachte über Lebensweisheiten nach und lernte einen homosexuellen und unter Schizophrenie leidenden Schriftsteller kennen.

Bücherwelten – jenseits und diesseits von Fantasie und Wirklichkeit.

Frei. Luft. Hölle. von Are Kalvø: Ein amüsanter Ausflug des Comedian nicht nur ins norwegische Outdoor-Leben. Stimmungsaufhellend und trotzdem Wanderlustfördernd.

Du kannst Wunder vollbringen von Jan Becker: Ein überraschend bodenständiger, empathischer und wissbegieriger Autor, der den gesunden Menschenverstand zu nutzen weiß und neben wissenschaftlichen Betrachtungsweisen, aber auch dem (noch) Unerklärbaren Raum gibt. Dass dennoch mit ein wenig Hokuspokus gewürzt wird, muss man vertragen können.

Einladung zum Schreiben von Doris Dörrie: Ein hübsches Notizbuch mit ansprechenden Schreibinspirationen in der Art, wie man sie bereits aus ihrem Buch „Leben, schreiben, atmen“ kennt. Ein tolles Arbeitsbuch zum Weiterschreiben.

Eine leise Ahnung von etwas Neuem vom Markus Mirwald: Der vierte Band mit Aphorismen aus seiner Reihe „Wesentliches in wenigen Worten“. Trifft genau meinen Nerv.

Die Germanistin von Patricia Duncker: Ein Roman rund um einen französischen Romancier und politischen Quergeist, der sich als homosexueller und unter Schizophrenie leidender Schriftsteller herausstellt, der Verbindungen zu Michel Foucault hat. Auf seine Art ein besonderes Buch, aber vermutlich doch eher etwas für Kenner der Philosophie Foucaults.

Einladung zum Schreiben – Doris Dörrie

Eine Einladung zum Schreiben kann ich kaum ausschlagen, erst recht nicht, wenn sie von Doris Dörrie stammt. Doris Dörrie studierte Theater und Schauspiel in Kalifornien und in New York, entschloss sich dann aber, lieber Regie zu führen. Parallel zu ihrer Filmarbeit veröffentlicht sie Kurzgeschichten, Romane und Kinderbücher. Sie lebt in München, unterrichtet dort an der Filmhochschule „creative writing“ und gibt Schreibworkshops. Bereits 2019 lud sie mit „Leben, schreiben, atmen“ auf inspirierende Weise dazu ein, den Schreibmuskel durch autobiografisches Schreiben zu trainieren.

Gerne bin ich damals ihrer Einladung gefolgt und habe seitdem immer mal wieder zu Themen dieses Buches im privaten Rahmen geschrieben. Es sind kleine Zeitreisen zurück in die Vergangenheit, die mal schön und herzerwärmend sein können, manchmal aber auch ein wenig melancholisch sind, vielleicht auch traurig machen, weil eben nicht immer alles in der eigenen Biografie rosig war. So mancher Rückblick hat jedoch etwas Unterhaltsames und manchmal sogar etwas Erhellendes, weil sich mit zeitlichem Abstand eine andere Sicht auf die Dinge ergeben kann oder man inzwischen auch vieles dazu oder anderes kennengelernt hat. So ist Doris Dörries Einladung zum Schreiben für mich weit über das kreative Schreiben hinaus zu etwas geworden, was ich zu wertschätzen weiß und als bereichernd empfinde. Weitere Schreibanregungen lieferte mir später ihr Buch „Die Welt auf dem Teller“ und auch auf ihrem Instagram-Account finden sich viele Impulse um über Dies und Das schreibend zu sinnieren. Tatsächlich kann ich davon nicht genug bekommen und war umso gespannter, als ich nun ihr gerade erst erschienenes Arbeitsbuch „Einladung zum Schreiben“ in Händen hielt.

Ein hübsches kleines Büchlein, das einen hochwertigen ersten Eindruck hinterlässt, denn der halbe Schutzumschlag gewährt gleich einen Blick auf den roten Leineneinband und auch das dunkelblaue Lesebändchen bleibt nicht lange unbemerkt. Ein Inhaltsverzeichnis bietet einen Überblick über die 50 Stichworte, die die Autorin dem Leser an die Hand gibt. Beim ersten Überfliegen fallen mir banale Begriffe auf, die auf eher unverfängliche Weise vielleicht sogar humorvolle Erinnerungen herauskitzeln können, aber auch einige ernstere sind dabei – insgesamt eine interessante Mischung.

In einem kurzen Vorwort erläutert Doris Dörrie unter anderem, noch einmal die Regeln, um die es geht: „Zehn Minuten am Stück schreiben. Ohne Unterbrechung. Mit der Hand. Nicht nachdenken. Nicht kontrollieren. Nicht bewerten. Blödsinn zulassen. Es geht darum, aufmerksam und vorurteilsfrei dem eigenen Gehirn zuzuschauen und zuzuhören und das, was dort wild aufflackert, aufzuschreiben.“

Und dann geht es auch schon mit den Schreibinspirationen los. Jedem Stichwort folgt in wenigen Sätzen eine Erläuterung und dann ist auf drei linierten Seiten Platz vorgegeben, damit der Leser sein Schreiben ausleben kann. Ich verliebe mich gleich in dieses besondere Notizbuch und fühle mich von den kurzen Beschreibungen sofort angesprochen. So habe ich sie bereits als Arbeitsanweisungen in „Leben, schreiben, atmen“ kennengelernt, das man jedoch nicht unbedingt kennen muss, um an diesem Journal seine Freude zu haben. Aber ich habe es halt gelesen und fühle mich gleich zu Hause, auch wenn ich noch unschlüssig bin, ob ich mich kreuz und quer durch dieses Journal arbeiten werde oder hintereinanderweg zu den Stichworten schreibe.

Beim Durchblättern stoße ich schließlich auch auf das Nachwort und lese es ausnahmsweise gleich nach dem Vorwort. Es ist ein schönes Plädoyer dafür, das Schreiben als Geschenk anzunehmen, ihm auf den tiefen Grund zu gehen und dranzubleiben. Jeden Tag nur zehn Minuten zu schreiben um den Schreibmuskel zu trainieren. „Weiterschreiben. Weitermachen. Niemand auf der ganzen Welt kann so über dich und dein Leben schreiben wie du selbst.“ Eine Aufforderung, die ich gerne annehme. Und ein Buch, das ich gerne an liebe Menschen weiterverschenken werde, von denen ich mir vorstellen könnte, dass ihnen ein wenig Schreibzeit mit Momentaufnahmen der eigenen Vergangenheit Freude machen könnte.

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Doris Dörrie
Einladung zum Schreiben
Gebundene Ausgabe, 224 Seiten
ISBN: 978-3257071108
Preis: 16,00 € [D]
Verlag: Diogenes
Erschienen: 24.03.2021

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanke.

Du kannst Wunder vollbringen – Jan Becker

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich Jan Becker vor etlichen Jahren im Fernsehen in einer Show mit Uri Geller sah und er mir mit seiner Ausstrahlung und seinen beeindrucken Darbietungen als sogenannter Mentalist in positiver Erinnerung geblieben ist. Als ich nun kürzlich „Du kannst Wunder vollbringen“ als von ihm selbst eingesprochenes Hörbuch bei Spotify entdeckte, wollte ich nur mal kurz reinhören. Einfach, weil ich ihn als Typ interessant finde und mir auf kurzweilige Art ein wenig positiven Input erhoffte. Und doch war meine Bereitschaft das Hörbuch jederzeit abzubrechen höher als üblich, weil ich hinter dem Zusatz „Finde dein magisches Glück“ Hokuspokus vermutete, aus dem ich mich mit den Jahren doch herausgewachsen fühlte. Es hat mich rückblickend fast ein wenig erstaunt, dass ich dem Hörbuch bis zum Schluss gefolgt bin – sogar sehr gerne.

Denn Jan Becker geht in diesem Buch zunächst den Definitionen von Wundern und auch der Magie auf den Grund und entmystifiziert diese Begriffe ein wenig. Damit schafft er die nötigen Grundvoraussetzungen um auch nicht religiöse Magiezweifler wie mich, die ihr Heil eher in den wissenschaftlichen Ansätzen der Psychologie suchen, ins Boot zu holen. Der Klappentext meint beschreibend zu dem Buch: „Der „Wundermacher“ und Meister-Hypnotiseur beschäftigt sich seit langem mit den magischen Seiten unserer Welt und erklärt in seinem Buch, wie Magie seine Lebensphilosophie geprägt hat und warum es wichtig ist, den eigenen Blick für die alltäglichen Wunder zu schärfen.“

Glücklicherweise erweckt Jan Becker nicht den Eindruck eines abgehobenen „Wundermachers und Meister-Hypnotiseurs“ – Marketing-Begriffe, die er auch auf seiner Website verwendet – sondern erscheint vielmehr als ein bodenständiger, empathischer und wissbegieriger Mensch, der den gesunden Menschenverstand zu nutzen weiß und neben wissenschaftlichen Betrachtungsweisen, aber auch dem (noch) Unerklärbaren Raum gibt. Und so finden sich in seinem Buch viele praktische Übungen (unter anderem geht es um Selbstreflektion, Fokussierung, Lenkung der Aufmerksamkeit, etc.) wie sie in einigen magischen, aber auch psychologischen Praktiken Verwendung finden. Alles ist immer gewürzt mit einer Prise Magie und es gibt natürlich viele kleine Ausflüge in esoterische Bereiche um das Überraschende und Wunderbare zu finden. Aber der Autor lässt die Leser auch an vielen Geschichten aus seinem eigenen Leben und seiner Berufspraxis teilhaben, was beim Lesen einen sehr anschaulichen und persönlichen Eindruck hinterlässt. Nach 529 Minuten endet das Hörbuch schließlich und lässt mich angenehm überrascht zurück. Kein Hokuspokus. Na ja manchmal vielleicht doch ein bisschen, aber auf angenehme und sympathische Art herübergebracht. Sicherlich nicht mein letztes Buch von Jan Becker.

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Jan Becker, Mitautorin: Christiane Stella Bongertz
Du kannst Wunder vollbringen – Finde dein magisches Glück
Klappenbroschur, 304 Seiten
ISBN: 978-3-492-06193-3
Preis: € 16,99 [D], € 17,50 [A]
Verlag: Piper
Erschienen: 31.08.2020

Frisch auf dem Buchmarkt: Januar 2021

Eigenartig fühlte sich dieses Mal mein Bummel durch die Verlagsvorschauen des Frühjahrs an. Für viele Themen und Geschichten bin ich derzeit einfach nicht offen. Wenn ich die Worte Dystopie, Pandemie oder Virus lese, bin ich sofort raus. Von Politik habe ich die Nase voll, allzu Kritisches will ich gerade nicht auch noch hinterfragen müssen und selbst Blutrünstiges kann mich derzeit nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Aber allzu Fantasievolles und die lustige heile Herzschmerwelt sowie Trümmerbeziehungen reizen mich halt auch nicht und so blätterte ich mich dieses Mal nörgelig und mäkelig durch die virtuellen Bücherwelten. Ein eigenartiges Gefühl für jemanden, der sich sonst kaum zu bremsen weiß und immer über alle Maßen fündig wird. Nicht, dass ich nicht sowieso schon eine Bücherwunschliste hätte, die aus allen Nähten platzt…

Im nachhinein konnte ich kaum glauben, dass ich doch noch einige (12!) ansprechende Neuerscheinungen für den Januar entdeckt habe. Dabei geht es um den heiligen Fettstoffwechsel, um Reisegeschichten, einen Pionier auf dem Gebiet der Gynäkologie, eine Fotojournalistin, die von den gefährlichsten Orten unserer Welt berichtet, um mystisches Wissen, eine künstliche Intelligenz mit dem Namen Dave, den Arabischen Frühling, um die Folgen einer Hirnblutung, um einen Affen, der nicht nur einen Cheeseburger bestellen kann, einen 14jährigen Jungen, der in Malawi ein Windrad baut, einen mysteriösen Brief, in dem Dinge stehen, die eigentlich niemand über Heloise wissen kann und Geschichten, die heilsam, tröstlich und unterstützend sein können.

Aber schaut selbst und lasst euch inspirieren:

04.01.2021: Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels [Werbung] von Marion Kiechle und Julie Gorkow: Ernährung ist der Schlüssel für einen gesunden Fettstoffwechsel. Je nach Lebensphase spielen die Hormone einen großen Einfluss. Die richtigen Lebensmittel können in all diesen Lebensphasen den Stoffwechsel positiv beeinflussen. Dazu kommen im Laufe des Lebens stoffwechsel-induzierte Erkrankungen, die mit der richtigen Ernährung ebenfalls behandelt werden können. Die Frauenärztin Dr. Marion Kiechle kennt aus der Praxis und aus ihrer Uni-Tätigkeit all diese Phasen und Erkrankungen genau, die Journalistin Julie Gorkow erklärt die Zusammenhänge verständlich. Damit dieses Wissen über den Fettstoffwechsel sofort anwendbar wird, ergänzt ein ausführlicher Rezept-Teil den Ratgeber.

11.01.2021: The Travel Episodes: Von Abenteuern in der Ferne und vor der Haustür [Werbung] von Johannes Klaus: Ein Glück, dass gute Reisegeschichten niemals langweilig werden! Denn auch im fünften Band der erfolgreichen Reihe „The Travel Episodes“ werden gemeinsam mit Johannes Klaus die spannendsten, aufregendsten und mitreißendsten Storys aus allen Ecken der Welt gekürt. Sie entführen uns in den afrikanischen Busch, in die eisige Wildnis Grönlands und die rote Weite Australiens. Sie erzählen von einem Segelabenteuer im südlichen Ozean, beschreiben das große Nichts in Kasachstan und zeigen, wie eine neue Generation in Bangladesch das Reisen für sich entdeckt. Das Buch für Fernsüchtige!

14.01.2021: Der Mann im roten Rock [Werbung] von Julian Barnes: Julian Barnes lässt uns teilhaben am Leben von Dr. Samuel Pozzi (1846–1918), dem damals bekannten Arzt, Pionier auf dem Gebiet der Gynäkologie und Freigeist, ein intellektueller Wissenschaftler, der seiner Zeit weit voraus war: So führte er Hygienevorschriften vor Operationen in Frankreich ein und übersetzte Darwin ins Französische. Julian Barnes zeichnet das Bild einer ganzen Epoche am Beispiel dieses charismatischen Mannes. Man kann Julian Barnes nur bewundern: Kenntnisreich, elegant und akribisch recherchiert, beschreibt er das privat turbulente Leben Dr. Pozzis und erzählt Kulturgeschichten über den Fin de Siècle und seine Protagonistinnen und Protagonisten: Maler, Politiker, Künstler, Schauspieler, Schriftsteller. Dr. Pozzi reiste, um Erkenntnisse zu gewinnen, und stand für einen engen Austausch zwischen England und dem Kontinent. Julian Barnes beleuchtet diese fruchtbaren Beziehungen und schreibt zugleich ein spannendes Plädoyer, an der Idee Europas festzuhalten.

18.01.2021: Menschlichkeit in Zeiten der Angst [Werbung] von Julia Leeb: Die Fotojournalistin Julia Leeb berichtet von den gefährlichsten Orten unserer Welt. Hautnah erfährt sie, wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten, sei es bei den Kämpfen der Nubier im Sudan, bei den Warlords im Kongo, im Krieg in Libyen, während der Revolution in Ägypten oder in der abgeschotteten Diktatur in Nordkorea. Dabei gerät sie selbst in Lebensgefahr: Als sie mit ihren Recherchen der Wahrheit zu nahe kommt, soll sie kaltblütig umgebracht werden. Ein anderes Mal wird sie verschleppt, um sie als Zeugin zum Schweigen zu bringen. Dennoch schildert sie in ihren Reportagen über die Vergessenen unserer Welt auch immer wieder Begegnungen voller Schönheit und Hoffnung. Es sind vor allem Frauen, die durch ihren Mut und ihre Zuversicht den Weg aus Gewalt und Unterdrückung zu Frieden und wahrer Menschlichkeit weisen.

19.01.2021: The Mystical Year: Zwölf magische Monate voller Mythen und Bräuche [Werbung] von Allison Davies: Dieses liebevoll gestaltete Buch ist der perfekte Einstieg für alle, die sich ein wenig Magie in ihrem Leben wünschen. Jeder Monat und jede Jahreszeit bergen ihr eigenes Potenzial, das es zu entdecken gilt. Wir lernen besondere Ereignisse, überlieferte Weisheiten, heidnische Sagen und traditionelle Feste kennen und erfahren von magischen Eigenschaften bestimmter Kräuter, Tiere, Steine oder Tarotkarten – und von vielem mehr. Jährlich wiederkehrende Sternenkonstellationen spielen ebenso eine Rolle wie der Einfluss des Mondes. Themenseiten, Tipps und Übungen runden diesen Leitfaden für alle mit einer mystischen Ader ab. Von der Weisheit der amerikanischen Ureinwohner bis zu den Geschichten der Griechischen Sagenwelt, heidnischer Erzählungen und römischer Traditionen existiert ein Reichtum an Wissen aus vielen Kulturen. Feiern Sie den Frühling und Sommer als Zeit der Erneuerung mit Flora, der römischen Göttin der Blumen, begehen Sie an Litha, einem der solaren Feste des Wicca-Glaubens, die Sommersonnenwende, und wenn die Nächte länger werden, helfen selbst gemachte, duftende Kräutergirlanden, böse Geister abzuwenden. Für jeden Monat finden sich in diesem Buch der jeweilige Vollmondname oder Wicca-Jahreskreis sowie eine Zusammenstellung mystischer Traditionen, die den Wechsel der Natur feiern. Mystisches Wissen für alle, die durch eine Rückbesinnung auf überlieferte Weisheiten über den Zyklus der Jahreszeiten neue Kräfte aktivieren und sich mehr mit der Natur verbinden möchten!

23.01.2021: Dave [Werbung] von Raphaela Edelbauer: Was braucht es, um eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein auszustatten? Den Programmierer Syz interessiert nichts so sehr wie die Beantwortung dieser Frage. Doch als er hinter die Kulissen des Labors blickt, gerät sein bedingungsloser Glaube an die Technik ins Wanken. Welchem Zweck dient DAVE wirklich und wer wird von ihm profitieren? In der Welt von Syz dreht sich alles ums Programmieren. Geschlafen und gegessen wird hauptsächlich, um schnellstmöglich wieder in die Datenströme des Computers abzutauchen. Das Ziel des gesamten Labors ist nichts Geringeres als die Programmierung der ersten generellen Künstlichen Intelligenz, ausgestattet mit einer Höchstleistung an Rechenkraft und menschlichem Bewusstsein: DAVE. Dann allerdings bringen zwei Ereignisse Syz‘ geregeltes Leben ins Wanken. Erstens, Syz verliebt sich in eine junge Ärztin, und zweitens, DAVE droht ein Totalausfall. Der Strudel, in den Syz in der Folge gerät, katapultiert den Programmierer in unmittelbare Nähe der Machtzentrale. Während das Labor in blinder Technikgläubigkeit weiterhin auf die Verwirklichung der Künstlichen Superintelligenz hinarbeitet, taucht Syz tief in die Geschichte des Labors ein und versucht herauszufinden, wessen Interessen DAVE am Ende eigentlich dient. Nach dem großen Erfolg von »Das flüssige Land« legt Raphaela Edelbauer einen einzigartigen Roman über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Künstlichen Intelligenz vor.

25.01.2021: Die Republik der Träumer [Werbung] von Alaa al-Aswani: Hoffnung, Aufbegehren, Scheinheiligkeit und Unterdrückung – Der große Roman über die ägyptische Revolution zum 10. Jahrestag des Arabischen Frühlings. Kairo, 25. Januar 2011, 25.000 Menschen demonstrieren gegen Mubarak. Sie träumen von der großen Veränderung, doch während in der euphorischen Menge Liebesbeziehungen aufblühen, wird der Bürgerrechtler Khaled vor den Augen aller ermordet. Seine Freundin Dania will ihren Widerstand nicht aufgeben – und sei es gegen den eigenen Vater, den bigotten Geheimdienstchef, der islamische Werte predigt und heimlich Pornos schaut. Al-Aswanis Figuren verkörpern in diesem mitreißenden Buch, das in Ägypten verboten wurde, alle Facetten der Revolution, die für jede von ihnen einen Wendepunkt in ihrem Schicksal bedeutet. Ein unvergessliches Porträt der modernen ägyptischen Gesellschaft.

25.01.2021: Königin außer Dienst [Werbung] von Martine Bijl: Martine ist erfolgreich, berühmt, steht mitten im Leben, als an einem Herbstmorgen „ein Ballon hinter ihren Augen platzt“. Eine Hirnblutung verändert das Leben der Autorin schlagartig.
Bevor sie vier Jahre später an den Folgen der Krankheit stirbt, schreibt Martine Bijl ein Buch, das einzigartige, berührende und schmerzlich ehrliche Einblicke erlaubt. In eindringlichen, ja poetischen Bildern, mit bewundernswerter Kraft und Selbstironie schildert Martine Bijl, wie es ist, „im Kopf Angst zu haben, und nicht zu verstehen, warum und wovor“. Ein Buch, das scheinbar Unmögliches möglich macht, das uns Menschen, deren Wahrnehmung getrübt ist, besser verstehen lässt. Ein Buch, das Mut macht.

25.01.2021: Sprich mit mir [Werbung] von T.C. Boyle: Wer ist menschlicher? Der Mensch oder der Affe? Die Weltpremiere von T.C. Boyles neuem Roman. Sam, der Schimpanse, den Professor Schemerhorn in eine TV-Show bringt, kann in der Gebärdensprache nicht nur einen Cheeseburger bestellen, sondern auch seinen Namen sagen. Wie ein Kind wächst er umsorgt von Wissenschaftlern auf. Als die schüchterne Aimee dazu stößt, entspinnt sich eine einzigartige Beziehung: Sam erwidert ihre Gefühle und entwickelt sich regelrecht zu einem Individuum. Als jedoch die Vision Schemerhorns, der an das Menschliche im Tier glaubt, keine Schule macht, wird er für Tierexperimente von einer anderen Universität beschlagnahmt. Aimee ist am Boden zerstört und fasst einen verrückten Plan. T.C. Boyle geht ebenso komisch wie mitfühlend der Frage nach, ob uns Tiere ähnlicher sind, als wir vermuten.

25.01.2021: Der Junge, der den Wind einfing [Werbung] von William Kamkwanba: William wächst auf einer Farm in Malawi auf, einem der ärmsten Länder der Welt. Nur kurz kann er zur Schule gehen. Dennoch baut er mit 14 Jahren ein Windrad, mit dem er Strom erzeugen kann. So erfüllt sich der wissbegierige Junge trotz vieler Hindernisse einen Traum und verändert damit das Leben seiner Familie und der Menschen in seinem Dorf. Diese wahre Geschichte ist die Vorlage für den erfolgreichen Netflix-Film. Eine moderne Heldensaga, die zum Staunen anregt und Mut macht.

27.01.2021: Leichenblume [Werbung] von Annette Mette Hancock: Die Kopenhagener Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan steckt in einer heiklen Jobkrise, als sie einen mysteriösen Brief erhält: von einer gesuchten Mörderin. Darin stehen Dinge über Heloise, die eigentlich niemand wissen kann. Beunruhigt beginnt Heloise, auf eigene Faust zu recherchieren. Die Absenderin ist seit einem brutalen Mord vor einigen Jahren spurlos verschwunden. Was will sie nun ausgerechnet von Heloise, und woher hat sie die Informationen über sie? Zur gleichen Zeit erhält auch Kommissar Erik Schäfer einen neuen Hinweis auf die Gesuchte. Alle Spuren scheinen zu Heloise Kaldan zu führen. Ist ihr Leben in Gefahr? Und können der Polizist und die Journalistin einander vertrauen? Der erste Fall der Erfolgs-Reihe um Heloise Kaldan und Erik Schäfer. Ausgezeichnet mit dem dänischen Krimi-Preis.

27.01.2021: Lesen und Genesen . Geschichten, die Mut machen [Werbung] – ausgewählt von Ursula Baumhauer: »Ein Gesunder ist kein Umgang für einen Kranken« (Robert Gernhardt). Gute Geschichten dagegen helfen immer. Dieser Band versammelt ein breites Spektrum: Geschichten, die heilsam, tröstlich, unterstützend sind. Texte, die nachdenklich stimmen. Und solche, die unterhalten und die Langeweile vertreiben. Geschichten für Körper und Geist, von Cees Noteboom, Dorris Dörrie, Robert Gernhardt, Bernhard Schlink, W. Somerset Maugham, Jeffrey Eugenides, Richard David Precht, Khalil Gibran, F. Scott Fitzgerald und vielen mehr.

erLESENer Dezember 2020

Im Lesemonat Dezember kämpfte ich mich durch inflationär verwendete englische Begriffe in einem deutschsprachigen Buch, verletzte das Briefgeheimnis und ließ mir von Irvin D. Yalom unter anderem erzählen, wie sich die Gruppentherapie in den vergangenen Jahrzehnten allmählich etablierte.

Bücherwelten – lebensnah, wenn die gelebte Realität zu fiktional wirkt

Erzähl dein Leben neu von Rebecca Vogels: Storytelling nicht im nachhinein, sondern das Leben so zu führen, dass sich eine schöne Geschichte darüber erzählen lässt. Nicht so oberflächlich, wie es sich anhört, aber trotz einiger guter Ansätze ein eher durchwachsenes Buch.

Mitten im Sprung von Stephanie Palm und Roswitha Perniok: Der Briefroman zweier Frauen, die sich nach 40 Jahren wieder treffen und sich Vieles zu berichten haben. Viele schöne Denkanstöße auch in Bezug aufs Älter werden.

Wie man wird, was man ist von Irvin D. Yalom: Die bezaubernde kleine Geschenkausgabe mit den Memoiren des von mir sehr geschätzten Schriftstellers und Psychotherapeuten. Großartig!

Erzähl dein Leben neu – Rebecca Vogels

„Wenn ich meine eigene Story erzähle, geht es nicht um mich. Es geht darum, eine Verbindung herzustellen. In dem Moment, in dem ich meine Story – wie auch hier in diesem Buch – erzähle, gehört sie mir nicht mehr. Sie ist draußen in der Welt und hat ihr eigenes Leben. Jeder, der meine Geschichte liest, bringt seine eigene Perspektive mit. Jeder liest hier ein anderes Buch.“

(S. 244)

Nachdem ich im November einen sehr speziellen Teil meines Lebens zu Papier gebracht hatte, stand ich vor dem Problem, dass ich nicht wusste, was ich mit dem dabei entstandenen Manuskript anfangen sollte. So, wie ich es heruntergeschrieben hatte, wollte ich es nicht lassen. Aber ich hatte auch noch keine passende Idee, in welche Richtung ich es überarbeiten könnte. Da kam es mir ganz recht, dass ich auf „Erzähl dein Leben neu – Wie Storytelling dir zeigt, wer du wirklich bist“ von Rebecca Vogels aufmerksam wurde. Von diesem Buch erhoffte ich mir wertvolle Erkenntnisse bezüglich der einzelnen Stationen innerhalb meines Manuskripts und Inspirationen dazu, wie ich meine Geschichte griffiger erzählen könnte.

Denn der Klappentext hatte mich neugierig gemacht: „Was ist deine Story? Und wie würde die Geschichte deines Lebens aussehen, wenn du selbst ihre Autorin oder ihr Autor wärst? Rebecca Vogels ist Expertin für Storytelling. Sie hat entdeckt, wie wir diese Methode für uns anwenden können, um herauszufinden, was uns wirklich antreibt, um einen positiven Blick auf die Höhen, Tiefen und Chancen unseres Lebens zu bekommen und es mit diesem Wissen bewusst zu gestalten. Anhand ihres eigenen Beispiels zeigt sie, wie viel Spaß es machen kann, die eigene Story zu leben. Und das kann jeder lernen!“

Um es vorweg zu nehmen: Dieses Buch hat meine Erwartungen zwar nicht erfüllt und mich stellenweise sogar genervt, aber richtig schlecht fand ich es dennoch nicht.

Denn bei genauer Betrachtung bin ich einfach nicht amerikanophil genug, um mit der gleichen Begeisterung wie die Autorin manchen amerikanischen Verhaltensweisen gegenüber zu stehen. Die 1984 in Bonn geborene Rebecca Vogels schöpft hierbei vielfach aus der Zeit, in der sie in Amerika gelebt und gearbeitet hat. Dabei versucht sie das klassische Storytelling, das die Kinder dort bereits von Klein auf verinnerlicht haben, auf unseren Kulturkreis zu übertragen. Sie schießt allerdings für meine Begriffe über das Ziel hinaus und vermittelt den Eindruck, dass das Leben jedes Einzelnen eine einzige große Geschichte sei und es nur darum geht, diese möglichst unterhaltsam in mundgerechten Häppchen serviert unter die Leute zu bringen.

Doch die Autorin kann auch anders. Wenn sie darüber schreibt, welche Chancen und Möglichkeiten in der Beschäftigung mit den eigenen Lebensgeschichten oder des Schreibens darüber liegen, bekomme ich ein wenig von dem, das ich mir von dem Buch erhofft habe. Es lädt ein, die eigenen Lebensgeschichten und Geschichtchen unter anderen Aspekten zu anzuschauen und manchmal auch Veränderungen in der Betrachtungsweise durch kleine Umformulierungen zu bewirken. So führt beispielsweise die Aussage „Ich bin gescheitert“ zu einer ganz anderen Story als „Ich orientiere mich neu.“.

„Was mich schon immer am Schreiben fasziniert hat, ist das Paradoxon, dass man Abstand zu seinem Leben bekommt, indem man sich mit ihm beschäftigt. Indem ich über die Details in meinem Leben schreibe, schaffe ich Distanz. Und diese Distanz kann uns helfen, klarer zu sehen und Dinge zu planen.“

(S. 89)

Es gibt in diesem Buch einige Sätze, über die sich genaueres Nachdenken lohnt und die es wert sind sie im Gedächtnis zu behalten. Rebecca Vogels Ansatz, das Leben so zu gestalten, dass man später hübsche Geschichten darüber erzählen kann, fühlt sich für mich zunächst etwas zu sperrig an, aber beim genaueren Hinsehen hat diese Herangehensweise natürlich auch ihre Berechtigung. Denn wenn es das Leben besser macht, dann kann die öffentliche Selbstdarstellung eben auch ein Mittel zum Zweck sein.

Meist als überflüssig empfinde ich hingegen die als „Take Aways“ betitelten Zusammenfassungen, die am Ende jedes Kapitels folgen, egal wie kurz diese teilweise auch sind. Hier wird akribisch eine erzwungene Struktur des Buches eingehalten, die dem Leser keinen Mehrwert bietet, sondern ihn zum stupiden Wiederkäuen zwingt. Manche Idee, wie beispielsweise der Lunch-Talk zur eigenen Horizonterweiterung oder das Magic-Moments-Journal als Sammelstelle schöner Augenblicke, gefällt mir hingegen zwar inhaltlich gut, fügt sich aber nicht in ein rundes Gesamtbild dieses Buches ein.

Möglicherweise bin ich etwas zu empfindlich, aber ich mag es nicht, wenn in deutschsprachigen Büchern englische Begriffe inflationär verwendet werden. Wenn Rebecca Vogels dann auch noch schreibt „Und ist das nicht exciting?“ bin ich darüber wirklich nicht amused. Insgesamt empfinde ich dieses Buch eher als gut gemeint und weiß einige schöne Anregungen zu schätzen, halte die Umsetzung aber für nicht so gut gelungen.

Dennoch hat „Erzähl dein Leben neu“ etwas mit mir gemacht. Ich mag mich mit den schwierigen Zeiten meiner Vergangenheit unter positiven Gesichtspunkten betrachtet neu auseinandersetzen und werde mein Manuskript noch einmal neu lesen, um es vielleicht sogar anders zu interpretieren.

„Wir sind die Autoren unseres Lebens. Und wir können unser Leben so planen wie eine Geschichte: Wie wollen wir durchs Leben gehen? Wer soll dabei sein? Was soll in unserer Geschichte vorkommen? Wie wollen wir auf die Krisenzeiten in unserem Leben zurückblicken? Wir können unsere ganz persönliche Geschichte planen.“

(S. 265)

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Rebecca Vogels
Erzähl dein leben neu: Wie Storytelling dir zeigt, wer du wirklich bist
Broschiert, 290 Seiten
ISBN: 978-3426214800
Preis: EUR 14,99 € [DE]
Verlag: Knaur HC
Erschienen: 02.11.2020

erLESENer November 2020

Im Lesemonat November habe ich mit einem Hells-Angel in einer Gefängniszelle gehockt und ihm beim Verrichten seiner Notdurft zugeschaut, wurde Fan von Laura Malina Seiler und habe angefangen Struktur in mein Planungschaos zu bringen.

Bücherwelten – verwickeln und entwickeln Persönlichkeiten.

Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise von Jean-Paul Dubois: Ein Roman über einen Gebäudemanager, der mit einem Hells-Angels-Biker in einer Gefängniszelle landet und auf sein Leben zurückblickt. Ganz nett.

Mögest du glücklich sein von Laura Malina Seiler: Ein positiv gestimmter Ratgeber, der einem auf sympathische Weise zurück ins Gedächtnis ruft, an welchen Stellschrauben man drehen kann, um für mehr Selbstliebe und Selbstakzeptanz zu sorgen und so seiner Selbstverwirklichung und einem zufriedeneren glücklicheren Leben näher zu kommen. Hilfreich!

Die Bullet-Journal-Methode von Ryder Carroll: Zeigt die strukturellen Gestaltungsmöglichkeiten auf, die sich bei dieser individuellen Terminplanung, Zielesetzung und Tagebuchgestaltung anbieten und definiert auch die dahinter liegenden Vorteile und psychologischen Effekte. Hervorragend!

Die Bullet-Journal-Methode – Ryder Carroll

Vor einigen Jahren machte der Hype um die Bullet-Journals auch vor mir nicht halt. Ich fand es ansprechend und praktisch, sich seinen ganz auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Terminplaner selbst erstellen zu können und gleichzeitig noch so viel Platz wie nötig für die Notizen einbauen zu können. Ich bewunderte dabei die zahlreichen Beispiele und Vorlagen von Nutzern, die mit ihren Zeichen- und Gestaltungsfähigkeiten kleine Kunstwerke aus ihren Bullet-Journals machen und dabei ihren Tag, ihre Termine, ihre Pläne, ihre Ziele und ihre Notizen darin einweben. Vieles davon finde ich sehr ansprechend, aber meine eigenen Versuche damit endeten eher kläglich. Kalligrafisch betrachtet sind meine Schreibkünste eine Katastrophe und auch das Zeichnen von Hand liegt mir nicht wirklich. So wurde mein 2016 begonnenes Bullet-Journal zu einem eher schmucklosen Notizbuch, das zwar auf meinem Schreibtisch immer noch seinen Platz hat, aber fast gänzlich seine Funktion verloren hat (sogar das umschließende Gummiband ist mit den Jahren ausgeleiert, was sicherlich nicht an der ständigen Benutzung lag). Schließlich habe ich mein „Glück“ mit dem digitalen Notizbuch „Evernote“ gefunden und zur Koordination der Termine meines Herzbuben und mir reicht ein einfacher Tischkalender mit seiner Wochenübersicht.

Buchcover "Die Bullet-Journal-Methode" von Ryder Carroll

Aber bei mir ist derzeit privat einiges im Wandel. Zum einen habe ich wertvolle Impulse aus dem Bereich der Persönlichkeitsentwicklung bekommen und gestalte meinen Tagesablauf so, dass sich gewisse Themen und Aufgabenstellungen in einer gewissen Regelmäßigkeit wiederholen. Dabei geht es darum, den Umgang mit eigenen Lebensthemen zu lernen, aber auch darum, bereits vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten weiter auszubauen und regelmäßig anzuwenden. Einen Lehrplan gibt es hierfür nicht, aber ich habe für mich in den vergangenen Monaten Vorstellungen entwickelt wie und in welchem täglichen oder auch wöchentlichen Zeitaufwand ich das umsetzen möchte – und habe es auch bereits gemacht. Dabei ist etliches in Bewegung gekommen und es sind einige Ideen entstanden, die festgehalten als Lose-Blatt-Sammlung meinen Schreibtisch zumüllen. Es ist bei mir also der Bedarf entstanden meine Gegenwart zu ordnen, um damit meine Zukunft besser gestalten zu können. In dieser Situation kam es mir ganz gelegen, als ich bei Spotify das ungekürzte Hörbuch „Die Bullet-Journal-Methode“ von Ryder Carroll, hervorragend gesprochen von Julian Mehne, entdeckte. Ich erhoffte mir durch dieses Buch Inspirationen dazu, wie ich mein kleines Notizen- und Planungsdurcheinander sinnvoller organisieren kann.

Und genau das bekam ich auch. Viele von den strukturellen Gestaltungsmöglichkeiten kannte ich natürlich schon durch die zahlreichen YouTube-Videos und Internetseiten, die ich zum Thema BuJo bereits in den vergangenen Jahren angeschaut hatte. Aber Ryder Carroll zeigt, wie viel mehr ein Bullet-Journal zu bieten haben kann und dass einem natürlich frei steht, seine Kreativität und Kunstfertigkeiten darin auszuleben, aber dass es darum eigentlich nicht geht. Vielmehr zeigt dieses Buch, worin die eigentlichen Stärken des BuJo liegen und welche psychologischen Effekte mit den unterschiedlichen Arten der Bestückung eines Bullet-Journals erzielt werden können. Was das Festhalten bestimmter Einzelheiten im Nachhinein für den Rückblick in die Vergangenheit bedeuten kann, aber auch wie sich bestimmte Aufgaben und Ziele durch gezielte Methoden im Bullet-Journal besser greifen und verwirklichen lassen. Diese Begründungen für das Warum und Weshalb sind nicht nur hilfreich, sondern manches Mal auch Augen öffnend und sehr inspirierend, so dass man es kaum abwarten kann, das Gehörte gleich umzusetzen.

Dabei gibt Ryder Carroll jedoch nicht dogmatisch Problemlösungen vor, sondern stellt immer wieder auch den großen Vorteil des Bullet-Journals heraus. Es ist flexibel für jeden Einzelnen für seine ganz besonderen Bedürfnisse gestaltbar und kann jederzeit an die Umstände des Lebens angepasst werden. Alles kann und nichts muss. Es gibt kein richtig oder falsch, nur etwas, das für einen funktioniert oder eben nicht funktioniert. So wächst das BuJo mit seinen Anforderungen oder nimmt phasenweise auch einfach mal weniger Seiten in Anspruch.

Mich hat dieses Hörbuch genau zur richtigen Zeit gefunden, aber wie es nun mal so ist, reicht mir das Hören nicht aus bei guten Büchern. Deshalb habe ich es mir in gebrauchter Version nachgekauft. Einzelne Kapitel möchte ich gern noch einmal ganz in Ruhe selbst lesen, verinnerlichen und umsetzen. Und tatsächlich ist das Buch hübsch gestaltet, verfügt sogar über zwei (!) Lesebändchen und ist mit einigen wenigen Skizzen versehen. Aber auch hier wird deutlich, dass es beim Bullet-Journaling ebenso wenig wie bei bei diesem Buch, vorrangig um die optische Gestaltung geht – sie ist und bleibt halt ein hübscher Nebeneffekt.

Das kommt mir sehr entgegen, entspannt mich und hat mich auf Ideen gebracht. Ich habe nicht nur meine ganz eigene Art der Einträge für das BuJo entwickelt, die schmucklos aber für mich durchaus effektiv sind, sondern ich habe mir dabei auch die Freiheit genommen, mich von dem dafür üblicherweise verwendeten klassischen Notizbuch zu verabschieden. Derzeit bewährt sich für mich ein schwarzes Ringbuch in DIN-A5-Größe mit einem Register von A bis Z und den normalen im Schreibwarenhandel erhältlichen karierten DIN-A5-Ringbucheinlagen. Damit ist die Flexibilität gewährleistet, die ich derzeit brauche und da ich es nur zu Hause verwende, reicht diese preiswerte Lösung auch aus. Zugegeben: Schön ist anders. Aber es funktioniert – und wenn ich tatsächlich mal Lust auf Gestaltung habe, bemühe ich Photoshop und Libre Office und drucke mir halt etwas Schönes aus, das ich dann in meinem Bullet-Ringbuch abheften und ausfüllen kann 🙂

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Ryder Carrol
Die Bullet-Journal-Methode
Verstehe deine Vergangenheit – ordne deine Gegenwart – gestalte deine Zukunft
Original: The Bullet Journal Method. Track the Past, Order the Present, Design the Future
Aus dem Englischen von Viola Krauß
ISBN: 978-3499633409
Preis: EUR 20,00 € [DE]
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 06.11.2018

Mögest du glücklich sein – Laura Malina Seiler

Ich kannte sie bereits durch den YouTube-Kanal Gedankentanken, der später in Greator umbenannt wurde. Immer mal wieder schaue ich mir Videos dieses Kanals an, um positive Gedanken aufzutanken und mich mit Themen der persönlichen Weiterentwicklung zu beschäftigen. Im März gab es dann die Life School bei Greator. Eine großartige Idee, wie ich finde. Denn es gibt noch ein Leben außerhalb von Algebra und binomischen Formeln und genau das kommt bei dem, was in der Schule üblicherweise gelehrt wird, oft zu kurz. Auch wenn ich längst nicht mehr zu dieser Zielgruppe gehöre, „drückte“ ich nochmal gern die virtuelle Schulbank und hörte mir an, was die Persönlichkeits-Coaches zu sagen hatten. Dabei fiel mir Laura Malina Seiler zum ersten Mal bewusst auf, auch weil meine Tochter den Namen bereits mehrfach begeistert erwähnt hatte.

Das hatte mich neugierig gemacht und als meine Tochter mir schließlich das Buch „Mögest du glücklich sein“ von Laura Malina Seiler empfahl, folgte ich ihrem Tipp:

Ich muss zugeben, dass ich zunächst ein wenig skeptisch war. Ratgeber hatte ich in meinem Leben eigentlich bereits genug gelesen, dachte ich zumindest. Gleichzeitig hatte ich aufgrund der Unterüberschrift auch ein wenig Angst davor, dass dieses Buch für mich persönlich zu sehr in eine spirituelle oder vielleicht sogar religiöse Richtung gehen könnte. So etwas stößt mich schnell ab. Aber andererseits gab ich auch etwas um den Rat meiner Tochter und wollte es mit diesem Buch einfach einmal probieren.

Bei Audible hatte ich noch ein Guthaben übrig, für das ich noch keine Verwendung hatte. Also entschied ich mich dazu, dieses Buch als Hörbuch zu hören. Nebenbei. Beim Putzen, beim Aufräumen oder bei irgendwelchen anderen Tätigkeiten, so wie ich es mit Hörbüchern halt immer mache. So war zumindest der Plan. Aber das Hörbuch zog mich schon nach kurzer Zeit immer mehr in seinen Bann. Schließlich nahm ich mir ganz bewusst die Zeit und hörte Laura Malina Seiler, die das Hörbuch selbst eingesprochen hatte, intensiv und konzentriert bei dem zu, was sie zum Thema Glücklich werden und Glücklich sein und der damit verbundenen Persönlichkeitsentwicklung empfiehlt. Es war für mich keine neue Thematik, aber ich hatte beim Hören nicht das Gefühl, dass ich das alles schon einmal gehört oder gelesen hatte, obwohl es bei manchem sicherlich zutreffend gewesen wäre. Vielmehr stieg in mir die Erkenntnis auf, dass ich das doch eigentlich alles wusste, mich gleichzeitig aber fragte, warum ich vieles von dem wieder dem Vergessen preisgegeben oder sogar wieder dem Unbewussten überlassen hatte.

Gleichzeitig stellte ich allerdings auch fest, dass das Hörbuch nicht das beste Medium war, um die Inhalte dieses Buches zu erfahren. Laura Malina Seiler hat das Hörbuch zwar gut eingesprochen und man merkt, dass sie für ihre Themen brennt, aber es handelt sich hierbei um eines der Bücher, dessen Inhalte man sacken lassen muss, bei dem man manche Sätze auch einfach nochmal lesen oder sich die Zeit nehmen muss, um mit den Inhalten zu arbeiten und ganz in Ruhe darüber nachzudenken, in welchem Bezug sie zu einem selbst stehen. Deshalb landete nach der Beendigung dieses Hörbuchs das Taschenbuch [Werbung] gleich auf meiner Wunschliste. Ich möchte es mir beizeiten nachkaufen, um mich noch einmal ganz in Ruhe den einzelnen Themen zu widmen. Mit einem Hörbuch bekomme ich persönlich so etwas nicht hin, aber das obliegt sicherlich auch dem ganz individuellen Geschmack.

Laura Malina Seiler erwähnt in dem Buch auch mehrfach ihren Podcast. Das machte mich neugierig, so dass ich gleich nach beenden des Buches über Spotify dort hineinhörte: happy, holy & confident. Dein Podcast fürs Herz und den Verstand. Und weil ich in gewisser Weise ein Monk bin, begann ich damit nicht mit der jüngsten, sondern mit der allerersten Podcastfolge. Die Autorin teilt in ihrem Podcast wertvollen Coaching Input, macht kraftvolle Meditationen und Übungen, gibt Step-by-Step Anleitungen, veröffentlicht PowerTalks und führt inspirierende Interviews. Nachfolgend ging ich dazu über, mir jeden Morgen eine Folge anzuhören. Das war und ist für mich inspirierend und unglaublich bereichernd. Eine sehr positive Art in den Tag zu starten. Immerhin nahm ich mir jetzt beim Podcast die Zeit, auf einzelne Themen und Fragestellungen für mich Antworten zu finden und sie für mich intensiv zu bearbeiten.

Das machte etwas mit mir. Allmählich wurde mir deutlich, was mir wichtig ist und welche Ziele ich anstreben kann, auch wenn ich gerade im Zusammenhang mit meiner Erkrankung aufpassen muss, dass ich mich nicht übernehme. Manches Mal fühlte es sich für mich so an, dass ich mit dem Stempel der Schwerbehinderung und der Verrentung als Arbeitsunfähige in einer Sackgasse gelandet war. Als gäbe es für mich keine nennenswerten Ziele mehr – wenn man mal davon absieht, dass ich bemüht darum bin, meine Erkrankung auf einem Level zu halten, mit dem ich leben kann und zu Lebensfreude fähig bin. Auch wenn das schon eine ganze Menge ist, habe ich doch auch noch andere Dinge gefunden, die mir wichtig sind und in die ich wohldosiert allmählich mehr Energie stecken kann und möchte. Um es mal mit Laura Malina Seiler’s Worten zu sagen: „Das war für mich in den vergangenen Monaten ein echter Gamechanger!“

Danke für den Tipp, meine liebe Tochter ❤️

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Laura Malina Seiler
Mögest du glücklich sein – Entdecke dein Höheres Selbst und verbinde dich mit deiner inneren Kraft 
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Laura Malina Seiler
Spieldauer: 6 Std. und 27 Min.
Erscheinungsdatum: 04.05.2018
Verlag: Laura Seiler Life Coaching