Todesfrist – Andreas Gruber

Von den Thrillern rund um Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder hörte ich bereits viel Gutes und so entschied ich mich, mir den Auftakt „Todesfrist“ der inzwischen schon sechs Teile umfassenden Reihe (Teil 7 erscheint im September 2022) als Hörbuch anzuhören. Gesprochen wird das nicht ganz dreizehnstündige Hörbuch von Achim Buch, der wirklich großartige Arbeit geleistet hat. Er versteht es, den Charakteren eine unverwechselbare Stimme zu verleihen und spielt mit Dialekten, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Das macht „Todesfrist“ zu einem lebendigen Hörerlebnis, dem ich meist gerne gelauscht habe.

In diesem Teil lernen sich die Münchener Ermittlerin Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder kennen. Als Sabine zu einem Tatort gerufen wird und sie feststellen muss, dass die Tote ihre Mutter ist und ihr Vater unter Mordverdacht steht, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie will die Unschuld ihres Vaters beweisen und den wahren Mörder finden. Doch der Fall wird an das Landeskriminalamt abgegeben. Sabine versucht trotzdem weiter zu ermitteln und riskiert damit ihren Job. Doch durch ihre Recherchen wird Maarten S. Sneijder vom BKA auf den Fall aufmerksam. Er ist hinter einem Serienmörder her und sieht einen Zusammenhang zum Münchener Fall. Bei beiden Fällen entführt der Täter eine Person und kontaktiert dann jemanden, der der Person nahe steht: „Sie haben 48 Stunden Zeit mir zu sagen, wen ich entführt habe und warum. Schaffen Sie es nicht oder schalten die Polizei ein, stirbt die Person.“ Seine Opfer verhungern, werden in Tinte ertränkt oder bei lebendigem Leib mit Beton umhüllt. Nachdem Sabine von den anderen Fällen hört, sieht sie Parallelen zu einem Kinderbuch. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Wirklich eine spannende Geschichte, bei der das sich allmählich kennenlernde und immer besser miteinander arbeitende Ermittlerduo auch zu begeistern weiß. Gut dosierter trockener Humor verleitet zum Schmunzeln und lockert den Thriller wohltuend auf. Schrulligkeiten des Maarten S. Sneijder erzeugen schließlich doch Sympathien und lassen mit fiebern. Aber es handelt sich bei diesem Thriller auch um einen von der brutalen blutrünstigen Seite, bei dem immer noch ein wenig widerlicher und grausamer vorgegangen wird, als man es zuvor gelesen, beziehungsweise gehört hat. Das war mir dann stellenweise doch ein wenig zu viel. Insgesamt mochte ich jedoch „Todesfrist“ und möchte irgendwann die Reihe auch weiterlesen oder -hören. Jetzt brauche ich allerdings erstmal eine Thrillerpause.

-> Zur Hörprobe [Werbung]

Andreas Gruber
Todesfrist: Sneijder & Nemez 1
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Achim Buch
Spieldauer: 12 Std. und 41 Min.
Erscheinungsdatum: 19.08.2016
Sprache: Deutsch
Anbieter: Der Hörverlag

erLESENer November 2021

Im Lesemonat November griff ich seltener zum Buch und tat stattdessen andere schöne Dinge. Aber zum Monatsende bekam ich fast so etwas wie Entzugserscheinungen nach dem gedruckten Wort und machte es mir allmählich wieder öfter im Lesesessel gemütlich. Mir fehlt doch etwas, wenn ich nicht regelmäßig lese.

Und das sind die beiden Bücher, die ich im letzten Monat gelesen, beziehungsweise gehört habe:

Every von Dave Eggers: Ein Roman der zeigt was passieren kann, wenn Facebook, Google und Amazon zu einer Firma verschmelzen. Phantasievolle Zukunftsvisionen von App- und Gesellschaftsentwicklungen, die beängstigend nah an der Gegenwart gesponnen sind, aber insgesamt dennoch eine eher blasse Geschichte.

Die Totentänzerin von Max Bentow: Der Autor hat sich wieder einmal allerhand Schauriges einfallen lassen, um ungewöhnliche Tatorte zu kreiren und einige spannende Geschehnisse in die Handlung einzubauen. Aber diesen Thriller fand ich nicht so stark, wie die Vorgänger.

erLESENer Juli 2021

Im Lesemonat Juli war ich mit hellwachem Geist in meinem bewegungslosen Körper gefangen, versuchte mit dem Tod meiner 16jährigen Tochter fertig zu werden, reiste zurück in die Zeit der 1980er Jahre, fand fest in Plastikfolie eingewickelte Leichen, die aussahen wie Kokons, durchlebte den Horror der fortschreitenden Klimakrise, genoss die vietnamesische Küche, beobachtete jemanden beim Morden mit Bauschaum und nahm mit der Bestatterin Blum Rache an den Mördern ihres Mannes.

Bücherwelten – irgendwo zwischen Apokalypse und vermeintlich heiler Welt.

Schmetterling und Taucherglocke von Jean-Dominique Bauby: Die autobiografischen Eindrücke eines 43jährigen, der unter dem Locked-In-Syndrom leidet und mit seinem hellwachen Geist in einem bewegungslosen Körper gefangen ist. Bewegend!

Was ich euch nicht erzählte von Celeste Ng: Das im Untergrund schwelende Familiendrama rund um eine verschwundene Sechzehnjährige. Fesselnd und eindringlich erzählt. Von der Autorin werde ich mehr lesen.

Wir Kassettenkinder von Stefan Bonner und Anne Weiss: Eine Zeitreise in die 1980er Jahre, in die guten und schlechten Zeiten. Hat mir sehr viel Freude bereitet.

Die Verlorenen von Simon Beckett gelesen von Johannes Steck: Der Auftakt der neuen Reihe von Simon Beckett war soweit in Ordnung, konnte mich aber trotz hervorragendem Hörbuchsprecher nicht vollends überzeugen.

Was, wenn wir einfach die Welt retten von Frank Schätzing: Ein gelungener Ansatz des Autors, der nicht mit erhobenem Zeigefinger doziert, aber dennoch deutlich macht, dass wir alles Sinnvolle unternehmen müssen, um die Klimaziele zu erreichen und realistisch betrachtet auch auf die Konsequenzen vorbereitet sein sollten, wenn uns das nicht gelingt. Lesenswert!

Der Geschmack der Sehnsucht von Kim Thúy: Dieses Buch entführt in eine fremde Welt mit den Gerichten, Gewürzen und Zutaten der vietnamesischen Küche, gewährt aber auch Einblicke in die Kultur, Sprache und Geschichte. Ein perfekter BUCHweltreise-Kandidat.

Die Puppenmacherin von Max Bentow gelesen von Axel Milberg: Ein weiterer hervorragender Hörbuchsprecher, widerliche Leichen in Bauschaum, spannend – krank – unterhaltsam.

Totenfrau von Bernhard Aichner gelesen von Christian Berkel: Und noch ein hervorragender Hörbuchsprecher. Es handelt sich hierbei um den Auftakt der Trilogie, in der eine Bestatterin Rache nimmt. Brutal, widerlich, spannend – krank – unterhaltsam.

Totenfrau – Bernhard Aichner

In den vergangenen Monaten hatte ich nicht so richtig Lust auf Thriller, dafür habe ich in diesem Monat gleich drei angehört. Und ich würde sie mir alle drei sofort wieder anhören, anstatt sie zu lesen, weil die jeweiligen Hörbuchsprecher sie zu etwas ganz Besonderem gemacht haben.

Aufmerksam wurde ich auf „Totenfrau“, weil ich über die Trilogie rund um die Bestatterin Brunhilde Blum Lobendes hörte und „Bösland“ von Bernhard Aichner bereits mochte. Deshalb griff ich gerne zu, als der erste Teil bei Audible als Bestandteil der Aktion 2 Hörbücher zum Preis von einem Guthaben angeboten wurde. Den Buchtrailer zum Buch kannte ich da noch nicht, möchte ihn euch aber nicht vorenthalten:

Wie bereits erwähnt, habe ich „Totenfrau“ nicht selbst gelesen, sondern mir als Hörbuch angehört und war begeistert. Es fesselt tatsächlich und hat mich nicht mehr losgelassen. Denn Christian Berkel schafft es den Charakteren wirkungsvoll Leben einzuhauchen und seine Stimme den entsprechenden Stimmungen anzupassen, so dass einen dieses Hörbuch gänzlich gefangen nimmt und sogar aus dem Alltag und seinen Tätigkeiten herauszureißen versteht.

Spannend, der Bestatterin Brunhilde Blum dabei zu folgen, wie sie dem Tod ihres Mannes auf den Grund geht. Sie ist liebevolle Mutter zweier Kinder, besticht durch ihr großes Herz, ihren schwarzen Humor und ihre Coolness. Blum fährt Motorrad, trinkt gerne und ist glücklich verheiratet. Blums Leben ist gut. Doch plötzlich gerät dieses Leben durch den Unfalltod ihres Mannes, eines Polizisten, aus den Fugen. Vor ihren Augen wird Mark überfahren. Fahrerflucht. Alles bricht auseinander. Blum trauert, will sich aber mit ihrem Schicksal nicht abfinden. Durch Zufall findet sie heraus, dass mehr hinter dem Unfall ihres Mannes steckt. Blum sucht Rache. Was ist passiert? Warum musste Mark sterben? Als sie die Antworten gefunden hat, schlägt sie zu. Erbarmungslos.

Dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven – und auch nichts für schwache Mägen. Denn hier geht es nicht nur bis über die Schmerzgrenze brutal zu, sondern es werden auch Leichen ausgenommen und zersägt. Aber das Ganze verkommt nicht zum Selbstzweck. Es schockiert, passt aber in diesen ungewöhnlichen Thriller und zu seiner besonderen Protagonistin.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich knapp und ich bin mir nicht sicher, ob er mir Freude gemacht hätte, wenn ich das Buch selbst gelesen hätte. Beim Vorlesen erzeugt das jedoch eine ganz besondere Stimmung und zieht einen regelrecht ins Hörbuch hinein. Alles mündet in einem Ende, das für mich so nicht vorhersehbar war und das Buch auch als Einzelband stehen lassen könnte. Aber es bleibt da doch noch ‚eine Kleinigkeit‘ ungeklärt und die Geschichte hat mich so weit gepackt, dass ich wissen möchte, wie es in „Totenhaus“, dem 2. Band der Trilogie weiter geht. Nur schade, dass Christian Berkel die beiden Folgebände nicht mehr eingesprochen hat – an Wolfram Koch muss ich mich dann erst noch gewöhnen.

-> Zur Hörprobe [Werbung]


Bernhard Aichner
Totenfrau (Bestatterin Brunhilde Blum 1)
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Christian Berkel
Spieldauer: 8 Std. und 28 Min.
Erscheinungsdatum: 14.03.2014
Sprache: Deutsch
Anbieter: Der Hörverlag

Die Puppenmacherin – Max Bentow

Vor einiger Zeit war ich auf die Thriller Reihe rund um den Berliner Kommissar Nils Trojan von Max Bentow aufmerksam geworden. Der erste Teil der Reihe, „Der Federmann“ hatte zwar für meinen Geschmack einige Schwächen, konnte mir aber dennoch Appetit aufs Weiterhören machen, vor allem auch aufgrund des hervorragenden Hörbuchsprechers. Und so war es auch dieses Mal ein Vergnügen Axel Milberg dabei zuzuhören, wie er den unterschiedlichen Charakteren mit der Virtuosität seiner Stimme und der Anpassung der Sprechgeschwindigkeit an den jeweiligen Inhalt lebhaft Ausdruck verleiht. Großartig!

Aber man muss auch wissen, dass es sich auch bei diesem Thriller um einen von denen handelt, bei denen man sich fragt, wer sich sowas eigentlich ausdenkt und was es wohl über einen aussagt, wenn einem das dann auch noch gefällt. Denn der Berliner Kommissar Nils Trojan wird auch dieses Mal an den Schauplatz eines ungewöhnlichen Mordfalles gerufen: In einem Keller wurde der Körper einer jungen Frau gefunden, seltsam erstarrt in einem monströsen Sarkophag aus getrocknetem Schaum. Bei seiner Recherche stößt Trojan auf einen älteren Fall, der verblüffende Parallelen aufweist. Doch gilt der Täter von damals inzwischen als tot. Wird seine schreckliche Vorgehensweise kopiert? Oder ist er doch noch am Leben und besessen davon, sein Werk fortzusetzen? Trojan bittet die Psychologin Jana Michels um Hilfe, denn er spürt, dass das Töten noch lange kein Ende hat.

Auch mit dem zweiten Fall hat mich Max Bentow schnell gefesselt. Der Fall um die Puppenmacherin ist sehr spannend erzählt, wobei die sehr kurzen Kapitel und die wechselnden Perspektiven für viel Dynamik sorgen. So baut Bentow einen sehr gelungenen Bogen über die gesamte Handlung, setzt zahlreiche Highlights und packende Momente, lässt ein wahres Katz-und-Maus-Spiel entstehen, in der Trojan dem Täter immer näher kommt. Der reizvolle Ausgangspunkt und der packende Mittelteil trösten über den etwas überhasteten und mit Zufällen übersäten Schluss hinweg.

Alles in allem habe ich mich aber sehr gut unterhalten gefühlt und freue mich darüber, dass alle der bislang erschienen acht Teile der Reihe mit Axel Milberg eingesprochen wurden. Ich werde bei der nächstbesten Thrillerlaune also gerne zu „Die Totentänzerin“, dem nächsten Fall von Nils Trojan greifen, um ihn mir vorlesen zu lassen.

-> Zur Hörprobe [Werbung]


Max Bentow
Die Puppenmacherin (Kommissar Nils Trojan 2)
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Axel Milberg
Spieldauer: 9 Std. und 15 Min.
Erscheinungsdatum: 27.07.2012
Sprache: Deutsch
Anbieter: Der Hörverlag

Die Verlorenen – Simon Beckett

Als ich davon hörte, dass Simon Beckett eine neue Reihe veröffentlicht, war ich mir nicht sicher, ob ich sie tatsächlich lesen, beziehungsweise hören wollte. Denn seine Thriller rund um den forensischen Anthropologen David Hunter konnten mich so sehr begeistern, dass sie seit Jahren unangefochten zu meinen Lieblingsthrillern gehören. Ich las bisher nichts, das ich oftmals so widerlich und doch gleichzeitig so interessant und lehrreich fand. Mir war klar, dass ich mich davon gänzlich frei machen musste, wenn ich Jonah Colley in dem Hörbuch „Die Verlorenen“ eine Chance geben wollte.

Jonah Colley ist Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei. Seit sein Sohn Theo vor zehn Jahren spurlos verschwand, liegt sein Leben in Scherben. Damals brach auch der Kontakt zu seinem besten Freund Gavin ab. Nun meldet Gavin sich überraschend und bittet um ein Treffen. Doch in dem verlassenen Lagerhaus findet Jonah nur seine Leiche, daneben drei weitere Tote. Fest in Plastikplane eingewickelt, sehen sie aus wie Kokons. Als Jonah erkennt, dass eine der Frauen unter der Folie noch am Leben ist, wird er hinterrücks attackiert, kann den Angreifer aber überwältigen. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Owen Stokes, der vor zehn Jahren unter Verdacht stand, mit der Entführung seines Sohnes zu tun gehabt zu haben.

In diesem Thriller erkennt man die Handschrift Simon Becketts anhand der Kokon-Leichen, aber insgesamt ist es doch eher eine Geschichte, der das Besondere fehlt. Der Plot ist stellenweise spannend und es gibt auch Wendungen, die nicht unbedingt vorhersehbar sind. Und doch bleibt die Unterhaltung auf der Strecke, wenn der Bösewicht gefühlt stundenlang seine Beweggründe erklärt und schildert, was in der Vergangenheit passierte, wenn doch eigentlich klar ist, dass er seinen Zuhörer zur Strecke bringen will. Nicht gerade der beste Kunstgriff, um den Wissensdurst der Leser zu stillen. Und dann gibt es körperliche Verletzungen, deren schwere und Einschränkungen nicht zuende gedacht wurden. Manches ist einfach sperrig, unglaubwürdig und etwas wirr. Und doch hat diese arg konstruierte Geschichte genug Potenzial, um einen bis zum Schluss dranbleiben zu lassen.

Das könnte jedoch auch an dem wunderbaren Sprecher des Hörbuchs legen. Denn Johannes Steck verleiht den unterschiedlichen Charakteren mit der Virtuosität seiner Stimme und der Anpassung der Sprechgeschwindigkeit an den jeweiligen Inhalt lebhaften Ausdruck. Wirklich hervorragend!

Dennoch nicht der beste Auftakt einer neuen Reihe. Ob ich weiterlesen oder -hören werde? Ich bin mir nicht sicher, aber eher nicht.

-> Zur Hörprobe [Werbung]


Simon Beckett
Die Verlorenen (Jonah Colley 1)
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Johannes Steck
Spieldauer: 11 Std. und 11 Min.
Erscheinungsdatum: 08.07.2021
Sprache: Deutsch
Anbieter: Argon Verlag

Das Hörbuch wurde mir freundlicherweise vom Verlag für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanke.

erLESENer Juni 2021

Im Lesemonat Juni durchlebte ich unterschiedliche Formen des Liebens und Nichtliebens, pendelte zwischen Deutschland und Rumänien, konnte unter Wasser atmen, ließ mich beim Suizid begleiten und war fasziniert von Helen und Mabel.

Bücherwelten – Gefühle zwischen Buchdeckeln…

Klopf an dein Herz von Amélie Nothomb: Ein Roman über ein Zuviel und Zuwenig von Liebe. Amélie Nothomb in Bestform.

Die Unschärfe der Welt von Iris Wolff: Eine in Kurzgeschichten erzählte Familiengeschichte, die ihre Wurzeln in Rumänien hat. Lieber selber lesen, anstatt zum Hörbuch zu greifen!

Aus schwarzem Wasser von Anne Freytag: Ein Genre-Mix aus Polit-Thriller mit Fantasy/Science-Fiction-Elementen, der mich leider nicht überzeugen konnte.

Unzertrennlich . Über den Tod und das Leben von Irvin D. und Marilyn Yalom: Als fest stand, dass Marilyns Krankheit zum Tode führen würde, begannen die Eheleute ein Buch zu schreiben – das am Ende Irvin D. Yalom alleine fertigstellen musste. Von tiefer Ehrlichkeit und steter Reflektion gekennzeichnet. Berührend!

H wie Habicht von Helen Macdonald: Ein Buch, in dem die Autorin über ihre Trauerbewältigung durch die Zähmung eines Habichts beschreibt. Unglaublich beeindruckend! Ein Highlight!

Aus schwarzem Wasser – Anne Freytag

Als ich dieses Buch zur Hand nahm, wusste ich nicht viel mehr, als dass es sich dabei um den ersten Thriller der beliebten Jugendbuchautorin Anne Freytag handelt. Da ich von der Autorin immer mal etwas lesen wollte und gerade Lust auf spannende Literatur hatte, ließ ich mich auf das Buch ein. Leider konnte es mich nicht überzeugen.

Nach einem schweren Autounfall erwacht Maja Kohlbeck unverletzt in einem Leichensack. Getrieben von der Warnung ihrer Mutter, niemandem zu vertrauen, flieht sie aus der Pathologie des Krankenhauses zu einem Freund. Während die Öffentlichkeit über den Unfall und den Verbleib von Majas Leiche spekuliert, sucht Maja selbst nach Antworten. Doch bevor Maja herausfinden kann, was mit ihrer Mutter passiert ist, ereignet sich plötzlich eine verheerende Naturkatastophe nach der anderen. Und Maja gerät mitten hinein in einen Strudel aus Lügen, Intrigen und Machtkämpfen, dessen Folgen fatale Ausmaße annehmen.

„Da fragen wir uns seit Menschengedenken, ob wir allein sind im Universum, und dann sind wir es vielleicht noch nicht mal auf der Erde.“

(S. 486)

Vielleicht hätte ich gar nicht erst zu dem Buch gegriffen, wenn ich gewusst hätte, dass es sich dabei um einen Polit-Thriller mit Fantasy/Science-Fiction-Elementen handelt. Das hatte ich nicht erwartet und hatte Probleme mit der Geschichte zurecht zu kommen, in der es ein menschenähnliches Volk im Wasser gibt, die sogenannten Marins, gegen die die Menschen im verborgenen einen Krieg führen. Dieses Völkchen bleibt eher undefiniert und ihre Welt im Dunkeln, was dazu führt, das beim Lesen der Eindruck entsteht, dass hier ein wichtiger Teil der Geschichte fehlt.

Und doch ist die Story so gestrickt, dass ich immer weiter gelesen habe, ohne dass mich das Ganze so richtig gepackt hätte. Es gibt viele Zeitsprünge und Perspektivwechsel, die unterschiedliche Sichtweisen auf die Handlung ermöglichen, aber gleichzeitig dafür sorgen, dass man den Charakteren, die flach bleiben und durchweg unsympathisch sind, nicht nah kommen kann. Man kann in diesem Thriller nicht abtauchen und mitfiebern, obwohl die kurzen Sätze und kurzen Kapitel einen regelrecht durchs Buch treiben.

Manches war mir auch einfach zu viel, wie beispielsweise die zahlreichen Sexszenen und die stellenweise inflationär aneinandergereihten Vergleiche. Auch die vielen schwarzen Seiten, die wohl zur Unterteilung des Buches dienen sollen, blähen das Buch nur unnötig auf. Insgesamt ist es doch eher schade um die Lesezeit.

-> Zur Leseprobe [Werbung]


Anne Freytag
Aus schwarzem Wasser
Klappenbroschur, 608 Seiten
ISBN: 978-3423230193
Preis: 16,90 € [D]
Verlag: dtv bold
Erschienen: 21.08.2020

Frisch auf dem Buchmarkt: März 2021

Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht, aber diese Liste interessanter Neuerscheinungen habe ich bereits gekürzt – um etwa ein Drittel, mehr ging beim besten Willen nicht.

Es geht um Bitcoins, einen verbrecherischen Bibliophilien, den Sohn einer psychotischen Mutter, Natalie Amiri zwischen deutscher und iranischer Kultur, den Neuanfang der jungen Emilienne in London nach dem Bürgerkrieg in Ruanda, eine Wanderung durch Europa angefangen vom südlichsten Festlandzipfel in Tarifa in Spanien bis hin zum Nordkap in Norwegen, 25 Geschichten über das Reisen, die Verbindung zwischen Mensch und Tier im Nahen Osten, die Grenzen zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz, die Flucht vor dem Lockdown aufs Land, die Folgen eines Schlaganfalls, Augenblickstexte und Augenblickspoesien, eine Einladung zum Schreiben, nach einem Jahrzehnt aus dem Koma zu erwachen, um den Anteil von autobiografischem in Romanen, die Machtstellung von Amazon, der Roadtrip einer 90-jährigen mit einem schüchternen Studenten, die Reise einer 65-jährigen mit einem alten Benz durch 15 Länder, Gedanken rund um den 50. Geburtstag und um das Leben und Wohnen im Alter.

Aber schaut selbst:

04.03.2021: Monte Crypto von Tom Hillenbrand: Sein Geld hat der spleenige Start-up-Unternehmer Gregory Hollister größtenteils in der Kryptowährung Bitcoin angelegt. Als er bei einem Unfall ums Leben kommt, beginnt die Suche nach seinem Privatvermögen. Das hat der paranoide Kalifornier gut versteckt. Wo befindet sich der digitale Schatz, den die Medien bereits Montecrypto nennen? Hollisters Witwe beauftragt den Privatdetektiv Ed Dante, das verschwundene Geld aufzuspüren. Dante recherchiert und stellt bald fest, dass etliche Personen hinter Montecrypto her sind. Das ist angesichts der kolportierten Summe von mehreren Milliarden Dollar nicht weiter verwunderlich – aber die anderen Interessenten sind keine gewöhnlichen Schatzsucher. Warum interessieren sich ausländische Geheimdienste, das FBI und die Mafia für den Schatz? Dante erkennt, dass Hollisters Vermächtnis aus mehr besteht als aus einem Haufen digitaler Münzen. Möglicherweise ist Montecrypto der Schlüssel zu einem immensen Finanzskandal, der die gesamte Weltwirtschaft in den Abgrund reißen könnte. Wird es Dante gelingen, das Geheimnis von Montecrypto zu lüften, bevor der digitale Schatz in die falschen Hände gerät? Eine weltweite Suche beginnt, die von Los Angeles über New York und Frankfurt bis nach Zug führt, ins sogenannte »Crypto Valley« der Schweiz.

07.03.2021: Bibliomanie von Gustave Flaubert und Burkhard Neie: Der Buchhändler und Antiquar Giacomo lebt zurückgezogen in einer stillen Gasse in Barcelona. Seine Liebe gilt allein den Büchern. Er berauscht sich am Geruch ihres Papiers, dem Einband, der Vergoldung der Lettern und der Druckerschwärze. Sein Traum: der Aufbau einer eigenen Bibliothek. Bei dem Erwerb bibliophiler Schätze steht ihm allerdings sein Rivale Baptisto im Weg, der Buchhändler vom Königsplatz. Allmählich steigert sich Giacomos Leidenschaft zum verbrecherischen Wahn.

08.03.2021: Ein Spalt Luft von Mischa Mangel: Kurz nachdem er geboren wurde, leidet seine Mutter zum ersten Mal an einer Psychose. Sie zieht sich mit dem Kleinkind immer mehr von der Außenwelt zurück, kappt alle Kontakte zu Freunden und Familie, verlässt die Zweizimmerwohnung nur noch selten. Währenddessen kämpft sein Vater für das alleinige Sorgerecht. Als der Sohn schließlich in dessen neue Familie aufgenommen wird, bricht der Kontakt zur Mutter ab. Fast zwanzig Jahre später ist er deshalb auf die Zeugnisse anderer angewiesen – Gerichtsakten, Tonbandaufnahmen, Erzählungen und Erinnerungen der Familie –, um doch noch zu erfahren, was damals geschehen ist. Er malt sich aus, wie diese Zeit gewesen sein könnte, und wird dabei von einer surrealen, albtraumhaften Welt eingeholt. In Ein Spalt Luft erzählt Mischa Mangel einfühlsam vom Leben eines jungen Mannes, der seine eigene Geschichte sowie die seiner Familie umkreist. Dabei montiert er verschiedene Stimmen: die bürokratische Sprache psychologischer Gutachten und Studien, Märchen, Träume, psychotische Tiraden, erzählerische und poetische Sequenzen – eine kunstvolle Collage, ein vielstimmiges literarisches Debüt.

15.03.2021: Zwischen den Welten von Natalie Amiri: Was macht man, wenn man auf einer Recherchereise im iranischen Gebirge nicht tanken kann, weil das Benzin aufgrund westlicher Sanktionen knapp ist? Oder wenn man eine vermeintlich zu kurze Hose trägt und die Strafe darauf lautet, in ein Fass mit schwarzer Farbe steigen zu müssen? Und warum reiste Amiri trotz aller Warnungen immer wieder in den Iran? Natalie Amiri ist in München in einer deutsch-iranischen Familie aufgewachsen und lebte und arbeitete über sechs Jahre in Teheran. Sie ist eine der wenigen deutschen Journalistinnen, die den Iran detailreich kennt und der es gelingt, das internationale Politikgeschehen rund um die Islamische Republik klug und präzise einzuordnen. Authentisch beschreibt sie ihr Leben zwischen zwei Welten und unterschiedlichen Kulturen und bringt uns nahe, wie sich die politische Situation im Iran seit der Revolution von 1979 entwickelt hat. Es ist das Buch einer modernen jungen Frau und einer mutigen Journalistin, die höchste persönliche Risiken in Kauf nimmt, um den Menschen im Iran eine Stimme zu geben und über den Alltag in einem Land zwischen verbotenen Partys und Sanktionen zu berichten. Von Lehrern bis zu Drogenabhängigen, vom Revolutionsführer Khamenei bis zum ersten weiblichen Fußballstar des Iran – Natalie Amiri lässt sie zu Wort kommen und zeigt uns die unerwarteten Facetten der muslimischen Republik Iran.

15.03.2021: Der silberne Elefant von Jemma Wayne: Als Einzige ihrer Dorfgemeinschaft überlebte die junge Emilienne den Bürgerkrieg in Ruanda. In London versucht sie unter dem Namen Emily ein neues Leben zu beginnen und die allgegenwärtigen Erinnerungen an die grausamen Erlebnisse zu verdrängen. Vera, eine junge Londonerin, deren früheres Leben von Drogenexzessen geprägt wurde, hat gerade zum Christentum gefunden und möchte ein guter und moralischer Mensch sein. Geplagt von Schuldgefühlen, schafft sie es nicht, ihrem Verlobten Luke vom größten Fehler ihres Lebens zu erzählen. Auch die fortschreitende Krebserkrankung von Lukes Mutter Lynn wird zur Belastungsprobe für das junge Paar. Während die End-Fünfzigerin immer mehr auf die Hilfe anderer angewiesen ist, rechnet sie schonungslos mit den verpassten Chancen ihres Lebens ab. Erst als die Schicksale der drei Frauen sich eines Winters kreuzen, bewegt sich etwas in ihnen und sie nehmen nach und nach den Kampf gegen ihre Dämonen auf.

17.03.2021: Der Weg ist mein Zuhause von Philipp Fuge: 272 Tage zu Fuß unterwegs, über 6.500 Kilometer und 35 Breitengrade durch sieben Länder: Was für viele Wanderer ein Traum bleibt, hat Philipp Fuge in die Tat umgesetzt. Er durchquert Europa vom südlichsten Festlandszipfel in Tarifa in Spanien bis hin zum Nordkap in Norwegen, quer durch alle Klimazonen und Jahreszeiten. Während im spanischen Januar der Winter zum Frühling wird, wähnt sich Philipp im norwegischen Spätsommer schon tief im Herbst. Die Route führt ihn von Spanien nach Frankreich durch Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland bis an sein Ziel in Norwegen. Er spricht kein Spanisch und auch kein Schwedisch, ist fünf Monate auf dem Weg Richtung Norden vollkommen auf sich allein gestellt, aber Sprache ist beim Wandern kein Problem. Philipp Fuge trifft auf seinem Weg viele herzliche Menschen, die seine Reise einzigartig machen. Er erspürt die Eigenheiten der Länder und Regionen und die Besonderheiten der Landschaften, die er durchwandert. Auch die Schönheit der Natur lernt er durch seine entschleunigte Fortbewegung wieder viel mehr zu schätzen. Dass er bei dieser Wanderung kein einziges Mal seinen Pass vorzeigen muss, macht seine Reise aber auch zu einem Plädoyer für ein Europa ohne Grenzen. Die unzähligen grandiosen Augenblicke seiner grenzenlosen Rucksacktour quer durch Europa hat Philipp Fuge in dieser persönlichen Reiseerzählung festgehalten.

17.03.2021: Ansichtskarten: 25 Geschichten über das Reisen von Jörg Hülsmann und Hanna Hesse: Reisen – was bis vor kurzem noch selbstverständlich war und unbedingt dazugehörte, war seit dem Frühjahr 2020 auf einmal so weit weg. Daher machten sich 25 deutschsprachige Autor*innen auf den Weg – und wir können mit ihnen reisen. Ob erinnerte Reisen, Fantasiereisen, Zeitreisen oder Reisen durch das eigene Zimmer – es sind ganz besondere Postkarten, die wir von ihnen erhalten, anregende, beglückende, gegen den Strich gebürstete, befreiende. Wir reisen mit Weltatlas und Lupe, gehen durch Grenzgebiete und manchmal Wände. Oder verlieren uns einfach Zuhause. So schildert Lutz Seiler in seiner Erzählung „Exit“ den Versuch einer Familienzusammenführung in Hoch-Corona-Zeiten. Nachrichten über Checkpoints und von vereitelten „Grenzdurchbrüchen“ wecken im Autor unweigerlich Erinnerungen, doch in Sachen Chaos- und Katastrophenkompetenz ist der Ostdeutsche geschult. Und so schmiert der Autor fünf Doppelstullen und macht sich auf die Reise nach Schweden. Terézia Mora, Büchnerpreisträgerin 2018, hat eine poetische Wegbeschreibung verfasst, die am letzten Haus eines Ortes in Österreich beginnt und ein kleines, weißes Haus in Ungarn zum Ziel hat. Eine Reise durch Grenzgebiete, über eine Staatsgrenze, einmal buchstäblich durch eine Wand. Eine flirrende Anspannung liegt über allem, obwohl es durch eine vertraute Landschaft geht, vorbei an Schafgarbe, Schmetterlingen, versteinerten Schnecken. Christoph Peters beschreibt in „Plastikkanister“ eine Fahrt durch die ägyptische Provinz, entlang von sichtbaren und unsichtbaren Grenzen. Soldaten mit Maschinengewehren säumen den Weg, Wasserbüffel, Wracks und Wüstensand, hin und wieder die Umrisse von Pyramiden am Horizont. Im Auto drei Menschen: der Fahrer, die Übersetzerin und ein deutscher Wissenschaftler. So unterschiedlich die drei Insassen auch sein mögen, eine Frage beschäftigt sie alle: Die Tanknadel sinkt immer weiter, doch nirgends gibt es Benzin – werden sie es bis nach Kairo schaffen? Diese und eine Auswahl von über zwanzig weiteren Geschichten, die auf dem ARD-Radiofestival 2020 vorgetragen wurden, führen uns vom Sofa aus in alle Welt. Neben Terézia Mora, Lutz Seiler und Christoph Petes haben auch Cihan Acar, Marica Bodrožic, Nora Bossong, Hans Christoph Buch, Helga Bürster, Kenah Cusanit, Yannic Han Biao Federer, Gunther Geltinger, Hans Gerhard, Verena Güntner, Anna Katharina Hahn, Yael Inokai, Lisa Kreißler, Judith Kuckart, Nele Pollatschek, Kerstin Preiwuß, Jaroslav Rudiš, Jochen Schimmang, Kerstin Specht, Jackie Thomae, Julia Trompeter und Christine Wunnicke ihre realen oder fiktiven Reisen zu dieser ungewöhnlichen Anthologie beigetragen.

17.03.2021: Pferde fliegen Businessclass – Was Tiere, Menschen und Gesellschaft im Nahen Osten verbindet von Olaf Koens und Roger Anis: In Aleppo werden Kämpfe gestoppt, um Zootiere kostenlos in die Türkei zu bringen. Im Arabischen Golf werden Tausende von Pferden in ein weniger warmes Land geflogen, wenn es für sie zu heiß ist. Tiere aus einem Zoo im Gaza-Streifen werden wegen der miserablen Bedingungen, unter denen sie leben, evakuiert, während die Grenze für Menschen hermetisch abgeriegelt ist. In den Golfstaaten, in glitzernden Städten wie Dubai, Doha und Abu Dhabi, werden Falken, Dromedare und Pferde besser behandelt als die Millionen pakistanischer oder indischer Gastarbeiter, die dort arbeiten. Tiere halten sich in klimatisierten Ställen auf, Menschen leben in Seecontainern voller Etagenbetten. Und wie ist es möglich, dass Vögel unter Spionageverdacht stehen und ihr Schicksal im Gefängnis abwarten müssen? In Pferde fliegen Businessclass nimmt uns der preisgekrönte Journalist Olaf Koens mit auf eine spannende Reise von den staubigen Straßen Gazas in die Wüste Katars, von der Türkei in die Krisengebiete Syriens und des Irak. Dabei stolpert er über bewegende und manchmal fast lächerliche Geschichten, in denen das Schicksal der Tiere das Elend, die Hoffnung und die Ängste einer ganzen Region offenlegen.

22.03.2021: Der Algorithmus der Menschlichkeit von Vera Buck: Eine Geschichte über die Grenzen zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz – eine Geschichte über das, was das Menschsein ausmacht. Wer Mari begegnet, dem fällt auf, dass sie intelligent ist und fast gespenstisch makellos. Aber auch, dass sie Witze nicht versteht, und alles sehr rational sieht. Und wer sie besser kennenlernt, dem fällt auf, dass Mari weder Schlaf noch Nahrung braucht. Denn Mari ist nur fast ein Mensch. Ihre künstliche Intelligenz lernt ständig dazu, um eine Aufgabe zu erfüllen: den Menschen glücklich zu machen. Doch als Mari nach einer unglücklichen Verkettung von Umständen mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen Menschen, darunter der rebellischen Bloggerin Frieda und dem einsamen Studenten Linus, in einer Berliner Wohnung landet, erkennt sie, dass ihre Aufgabe alles andere als einfach ist. Die Welt folgt ihrer eigenen Logik, die Wünsche der Menschen sind irrational, und Mari muss begreifen dass es eine Welt jenseits der beweisbaren Fakten gibt. Wie soll sie Wesen glücklich machen, die keine Ahnung haben, was sie wollen? Doch dann kommt sie auf eine Lösung, mit der kein Mensch gerechnet hätte

22.03.2021: Über Menschen von Juli Zeh: Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis, und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist? Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht. Juli Zehs neuer Roman erzählt von unserer unmittelbarsten Gegenwart, von unseren Befangenheiten, Schwächen und Ängsten, und er erzählt von unseren Stärken, die zum Vorschein kommen, wenn wir uns trauen, Menschen zu sein.

23.03.2021: Das Leben ist ein vorübergehender Zustand von Gabriele von Arnim: Ein Schlaganfall, zehn Tage später der zweite, haben ihren Mann aus allem herauskatapultiert, was er bis dahin gelebt hatte. Und aus ihr wird die Frau des Kranken. Der nicht deutlich sprechen, nicht gehen, nicht lesen, nicht schreiben kann – aber nach wie vor wasserhell denkt. Zutiefst eingekerkert in sich, ausgeschlossen von der Welt, die er bisher so großräumig bewohnt hat. Ein zerstörter Mensch, ein Bär ohne Wildnis. Und sie sitzt ratlos zusammen mit der Vergangenheit und der Zukunft auf der schmalen Bank namens Jetzt. Wie lebt man Krankheit? Zehn Jahre lang haben die beiden gekämpft, gelitten, gewütet und sich gegenseitig mit neuer Innigkeit kennengelernt. Gabriele von Arnim beschreibt in diesem literarischen Text, wie schmal der Grat ist zwischen Fürsorge und Übergriffigkeit, Zuwendung und Herrschsucht. Wie leicht Rettungsversuche in demütigender Herabwürdigung enden. Und Aufopferung erbarmungslos wird. Wie liebt und hütet man einen Mann, der an dem Tag zusammenbricht, an dem man ihm gesagt hat, man könne nicht mehr leben mit ihm? Wie schafft man die Balance, in der Krankheit zu sein und im Leben zu bleiben? „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ ist eine leidenschaftliche, so kühle wie zärtliche Erzählung eines bedrängten Lebens.

23.03.2021: Sprachlaub oder: Wahr ist, was schön ist von Martin Walser und Alissa Walser: Texte von Martin Walser mit Aquarellen von Alissa Walser. «Du musst den Wörtern kündigen», notiert der Schriftsteller, oder: «Ich bin durchsichtig wie ein leeres Marmeladenglas.» In Augenblickstexten, Augenblickspoesien sammelt Martin Walser noch einmal Eindrücke von der Welt, wobei sein Sehen oft ein Sichversenken ist, sein Anschauen einer Wasseroberfläche, einer Lilie oder Baumkrone schon eine Art, über diese Dinge nachzudenken. Die Aquarelle Alissa Walsers entsprechen diesem Nachdenken; indem sie ausschweifen ins Sinnliche, weisen sie hin auf die landschaftlichen Quellen. Sie grundieren die Stimmungen des Autors mit dem Spektrum jahreszeitlicher Farben. Die Themen, die hier auf wenigen Seiten Platz finden, sind vielfältig und weitgespannt. Vor fast 80 Jahren hat Walser mit dem Schreiben begonnen, und noch immer tut er, was er auch damals getan hat, fixiert die eigenen Zustände, als wären sie endgültig, versucht gleichzeitig, offen zu bleiben. Motive: einer sein wollen, der man nicht ist; Sätze, die man sagen wollte und nicht sagte; Texte, die man schreiben wollte und nicht schrieb; Streit und Liebe. «Schicksal». Gespräche mit dem eigenen Knie oder einer Katze. Und dann das Hauptmotiv: dass es bald enden könnte. Der Schriftsteller richtet sich darauf ein, bereitet sich vor, sagt aber auch: «Ich wehre mich nicht, ich bin bedacht und will bis zum letzten Abend leben.»

24.03.2021: Einladung zum Schreiben von Doris Dörrie: Dieses Buch ist eine persönliche Einladung an jeden von uns, selbst zum Stift zu greifen und über das eigene Leben nachzudenken. In ›Leben, schreiben, atmen‹ erzählt Doris Dörrie von der Kraft des autobiographischen Schreibens und hat damit unzählige Leserinnen und Leser begeistert. Nun ermutigt sie uns, mit diesem Schreibjournal voller Inspirationen und Tipps in die eigene Geschichte einzutauchen und die Widersprüchlichkeit des Lebens zu umarmen.

24.03.2021: Der ehemalige Sohn von Sasha Filipenko: Eigentlich sollte der junge Franzisk Cello üben fürs Konservatorium, doch lieber genießt er das Leben in Minsk. Auf dem Weg zu einem Rockkonzert verunfallt er schwer und fällt ins Koma. Alle, seine Eltern, seine Freundin, die Ärzte, geben ihn auf. Nur seine Großmutter ist überzeugt, dass er eines Tages wieder die Augen öffnen wird. Und nach einem Jahrzehnt geschieht das auch. Aber Zisk erwacht in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint.

24.03.2021: Sind Sie das? von Charles Lewinsky: Was schmuggelt ein Schriftsteller bewusst oder unbewusst vom eigenen Leben in seine Bücher? Charles Lewinsky hat sich auf Spurensuche begeben und staunt, wie viel Persönliches sich ungewollt in seine Romane eingeschlichen hat. Was ihm nun die Gelegenheit gibt, sich in Anekdoten und Geständnissen an Hochgefühle ebenso zu erinnern wie an kritische Momente – so wie er sie in den eigenen Romanen als Spiegelungen wiederentdeckt hat.

24.03.2021: Ausgeliefert – Amerika im Griff von Amazon von Alec MacGillis: In seinem großen Gesellschaftsporträt der USA zeigt der preisgekrönte Investigativjournalist Alec MacGillis, dass es vor allem der Großkonzern Amazon ist, der die Spaltung Amerikas vorantreibt. Amazon sorgt dafür, dass die Schere zwischen Arm und Reich sich immer weiter öffnet, während immer weniger Menschen zu den Gewinnern gehören. In monopolartigen Verhältnissen akkumuliert Amazon immer mehr Reichtum und Macht und Jeff Bezos, schon jetzt der reichste Mann der Welt, profitiert weiter von der wachsenden Ungleichheit. In einer 10 Jahre umspannenden investigativen Recherche, die ihn von Washington nach Seattle, nach San Francisco, Baltimore und Ohio führte, hat MacGillis die Einzelschicksale, die Amazon prägt, zu einem Porträt der amerikanischen Gesellschaft verwoben. Er war in Columbus, Ohio, wo Amazon Steuern erlassen werden, obwohl der Warenhausbetreiber den Durchschnittslohn in der Region senkt. Und er war in Seattle, wo das gigantische Amazon Headquarter die Lebenskosten in die Höhe treibt und die einst pulsierende Black Community nahezu gänzlich verdrängt hat. »Ausgeliefert« ist mehr als das Porträt Amazons. Es ist das Porträt der Vereinigten Staaten von Amerika, die immer mehr unter den Schatten Amazons geraten. MacGillis zeigt eindringlich, wie sehr die Macht der Großkonzerne den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den USA bedroht – und er lässt uns ahnen, was uns in Europa unmittelbar bevorsteht, wenn es uns nicht gelingt, die Macht Amazons zu beschränken.

26.03.2021: Reise mit zwei Unbekannten von Zoe Brisby: Die 90-jährige energische Maxine ist aus dem Seniorenheim ausgebüxt, um ihr Ableben selbstbestimmt zu regeln. Der schüchterne Student Alex hat Liebeskummer und braucht frischen Wind. Das Schicksal führt sie über ein Mitfahrportal zusammen. In einem uralten Twingo brechen sie zu einer Fahrt durch Frankreich nach Brüssel auf. Als Maxine von der Polizei gesucht wird, beginnt ein atemloses Abenteuer – mit Blick auf die grandiose Vielfalt des Lebens.

29.03.2021: Einfach abgefahren – Wie ich mit 65 Jahren und einem alten Benz 18.000 Kilometer durch 15 Länder reiste von Margot Flügel-Anhalt: Bestsellerautorin Margot Flügel-Anhalt hält es nach ihrem Motorradtrip um die halbe Welt nicht lange in Deutschland: Mit 65 Jahren, einem 24 Jahre alten Benz und ohne Reisepass macht sie sich auf, um 15 Länder über 18.000 Kilometern bis nach Südostasien zu bereisen. Die rüstige Rentnerin erzählt in „Einfach abgefahren“ nicht nur von berührenden Begegnungen mit Fremden und atemberaubenden Landschaften, sondern auch von bedrohlichen Momenten in Kriegs- und Krisengebieten. Ihre fesselnden Geschichten von unterwegs ziehen unweigerlich in den Bann und man stürzt sich ohne Zögern mit in dieses einmalige Abenteuer. Das beeindruckende Reisememoir einer beeindruckenden Frau, die die Freiheit in der Welt sucht und findet.

29.03.2021: Das Schönste an uns sind wir von Christiane Hastrich und Barbara Lueg: Fünfzig werden ist eine Zäsur im Leben. Der Blick in den Spiegel wird kritischer. Die Leichtigkeit der Jugend schwindet. Doch etwas in uns nimmt auch Anlauf. Wir sind ja mittendrin. Und fühlen uns manchmal präsenter denn je. Die Fernsehredakteurinnen Christiane Hastrich und Barbara Lueg haben Experten und Gleichaltrige befragt, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen: Was ist noch möglich an Neuanfängen? Was geht vorbei, was rückt an die Leerstellen? Natürlich zwickt das Älterwerden – aber bis dahin ist noch jede Menge Zeit für Abenteuer!

29.03.2021: Statt einsam gemeinsam – Wie wir im Alter leben wollen von Christiane Hastrich und Barbara Lueg: Wie wollen wir im Alter leben? Welche Lebensform passt zu uns? Diesen Fragen stellen sich die Journalistinnen Christiane Hastrich und Barbara Lueg und testen die Möglichkeiten kurzerhand selber aus. Sie legen sich ins Tinyhouse, bauen ihr Zelt bei den Dauercampern auf, nehmen sich ein Zimmer in der Seniorenresidenz und besuchen ein Mehrgenerationenhaus. Auf der Suche danach, was uns im Alter glücklich macht, haben sie Interviews geführt, Experten befragt und Vor- und Nachteile der Alternativen im ehrlichen Selbstversuch gegeneinander abgewogen. Eine inspirierende Entdeckungsreise in eine neue Lebensphase, die uns alle erwartet. Und in der wir uns neu erfinden können, statt einsam lieber gemeinsam!

erLESENer Januar 2021

Im Lesemonat Januar begab ich mich an die ruppig raue aber nichtsdestotrotz wunderschöne englische Küste, verliebte mich erneut ins Kreativsein, irrte durch Wayward Pines, schaute Schriftstellerinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter und dachte ein wenig über Corona nach.

Bücherwelten – manchmal mittendrin und manchmal nur dabei.

Offene See von Benjamin Myers: Ein eher ruhiger Roman mit lyrischen Elementen, der mit seiner blumigen poetischen Sprache mitnimmt in eine Welt voller Natur und Landschaftsbeschreibungen. Angenehm zu lesen.

Kreativität von Melanie Raabe: Ein lebendiges, unterhaltsames und unglaublich motivierendes Sachbuch, bei dem man noch beim Lesen das Bedürfnis verspürt sich unbedingt sofort auf seine ganz eigene Art und Weise kreativ austoben zu müssen.  

Psychose von Blake Crouch: Ein Thriller, dessen Verwirrspiel mir zu lange gedauert hat und dessen Ausgang mich überhaupt nicht begeistern konnte.

Schreibtisch mit Aussicht von Ilka Piepgras: 24 bedeutende Schriftstellerinnen erzählen von ihrem Schreiben auf ihre sehr persönliche Weise. Empfehlenswert!

Trotzdem von Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge: Die Autoren unterhalten sich darüber, was das Corona-Virus gesellschaftlich und politisch verursacht hat, noch bewirkt und wohl auf lange Sicht noch hervorbringen könnte. Interessant, aber kein Muss.