Todesfrist – Andreas Gruber

Von den Thrillern rund um Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder hörte ich bereits viel Gutes und so entschied ich mich, mir den Auftakt „Todesfrist“ der inzwischen schon sechs Teile umfassenden Reihe (Teil 7 erscheint im September 2022) als Hörbuch anzuhören. Gesprochen wird das nicht ganz dreizehnstündige Hörbuch von Achim Buch, der wirklich großartige Arbeit geleistet hat. Er versteht es, den Charakteren eine unverwechselbare Stimme zu verleihen und spielt mit Dialekten, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Das macht „Todesfrist“ zu einem lebendigen Hörerlebnis, dem ich meist gerne gelauscht habe.

In diesem Teil lernen sich die Münchener Ermittlerin Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder kennen. Als Sabine zu einem Tatort gerufen wird und sie feststellen muss, dass die Tote ihre Mutter ist und ihr Vater unter Mordverdacht steht, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie will die Unschuld ihres Vaters beweisen und den wahren Mörder finden. Doch der Fall wird an das Landeskriminalamt abgegeben. Sabine versucht trotzdem weiter zu ermitteln und riskiert damit ihren Job. Doch durch ihre Recherchen wird Maarten S. Sneijder vom BKA auf den Fall aufmerksam. Er ist hinter einem Serienmörder her und sieht einen Zusammenhang zum Münchener Fall. Bei beiden Fällen entführt der Täter eine Person und kontaktiert dann jemanden, der der Person nahe steht: „Sie haben 48 Stunden Zeit mir zu sagen, wen ich entführt habe und warum. Schaffen Sie es nicht oder schalten die Polizei ein, stirbt die Person.“ Seine Opfer verhungern, werden in Tinte ertränkt oder bei lebendigem Leib mit Beton umhüllt. Nachdem Sabine von den anderen Fällen hört, sieht sie Parallelen zu einem Kinderbuch. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Wirklich eine spannende Geschichte, bei der das sich allmählich kennenlernde und immer besser miteinander arbeitende Ermittlerduo auch zu begeistern weiß. Gut dosierter trockener Humor verleitet zum Schmunzeln und lockert den Thriller wohltuend auf. Schrulligkeiten des Maarten S. Sneijder erzeugen schließlich doch Sympathien und lassen mit fiebern. Aber es handelt sich bei diesem Thriller auch um einen von der brutalen blutrünstigen Seite, bei dem immer noch ein wenig widerlicher und grausamer vorgegangen wird, als man es zuvor gelesen, beziehungsweise gehört hat. Das war mir dann stellenweise doch ein wenig zu viel. Insgesamt mochte ich jedoch „Todesfrist“ und möchte irgendwann die Reihe auch weiterlesen oder -hören. Jetzt brauche ich allerdings erstmal eine Thrillerpause.

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Andreas Gruber
Todesfrist: Sneijder & Nemez 1
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Achim Buch
Spieldauer: 12 Std. und 41 Min.
Erscheinungsdatum: 19.08.2016
Sprache: Deutsch
Anbieter: Der Hörverlag

erLESENer November 2021

Im Lesemonat November griff ich seltener zum Buch und tat stattdessen andere schöne Dinge. Aber zum Monatsende bekam ich fast so etwas wie Entzugserscheinungen nach dem gedruckten Wort und machte es mir allmählich wieder öfter im Lesesessel gemütlich. Mir fehlt doch etwas, wenn ich nicht regelmäßig lese.

Und das sind die beiden Bücher, die ich im letzten Monat gelesen, beziehungsweise gehört habe:

Every von Dave Eggers: Ein Roman der zeigt was passieren kann, wenn Facebook, Google und Amazon zu einer Firma verschmelzen. Phantasievolle Zukunftsvisionen von App- und Gesellschaftsentwicklungen, die beängstigend nah an der Gegenwart gesponnen sind, aber insgesamt dennoch eine eher blasse Geschichte.

Die Totentänzerin von Max Bentow: Der Autor hat sich wieder einmal allerhand Schauriges einfallen lassen, um ungewöhnliche Tatorte zu kreiren und einige spannende Geschehnisse in die Handlung einzubauen. Aber diesen Thriller fand ich nicht so stark, wie die Vorgänger.

Totenfrau – Bernhard Aichner

In den vergangenen Monaten hatte ich nicht so richtig Lust auf Thriller, dafür habe ich in diesem Monat gleich drei angehört. Und ich würde sie mir alle drei sofort wieder anhören, anstatt sie zu lesen, weil die jeweiligen Hörbuchsprecher sie zu etwas ganz Besonderem gemacht haben.

Aufmerksam wurde ich auf „Totenfrau“, weil ich über die Trilogie rund um die Bestatterin Brunhilde Blum Lobendes hörte und „Bösland“ von Bernhard Aichner bereits mochte. Deshalb griff ich gerne zu, als der erste Teil bei Audible als Bestandteil der Aktion 2 Hörbücher zum Preis von einem Guthaben angeboten wurde. Den Buchtrailer zum Buch kannte ich da noch nicht, möchte ihn euch aber nicht vorenthalten:

Wie bereits erwähnt, habe ich „Totenfrau“ nicht selbst gelesen, sondern mir als Hörbuch angehört und war begeistert. Es fesselt tatsächlich und hat mich nicht mehr losgelassen. Denn Christian Berkel schafft es den Charakteren wirkungsvoll Leben einzuhauchen und seine Stimme den entsprechenden Stimmungen anzupassen, so dass einen dieses Hörbuch gänzlich gefangen nimmt und sogar aus dem Alltag und seinen Tätigkeiten herauszureißen versteht.

Spannend, der Bestatterin Brunhilde Blum dabei zu folgen, wie sie dem Tod ihres Mannes auf den Grund geht. Sie ist liebevolle Mutter zweier Kinder, besticht durch ihr großes Herz, ihren schwarzen Humor und ihre Coolness. Blum fährt Motorrad, trinkt gerne und ist glücklich verheiratet. Blums Leben ist gut. Doch plötzlich gerät dieses Leben durch den Unfalltod ihres Mannes, eines Polizisten, aus den Fugen. Vor ihren Augen wird Mark überfahren. Fahrerflucht. Alles bricht auseinander. Blum trauert, will sich aber mit ihrem Schicksal nicht abfinden. Durch Zufall findet sie heraus, dass mehr hinter dem Unfall ihres Mannes steckt. Blum sucht Rache. Was ist passiert? Warum musste Mark sterben? Als sie die Antworten gefunden hat, schlägt sie zu. Erbarmungslos.

Dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven – und auch nichts für schwache Mägen. Denn hier geht es nicht nur bis über die Schmerzgrenze brutal zu, sondern es werden auch Leichen ausgenommen und zersägt. Aber das Ganze verkommt nicht zum Selbstzweck. Es schockiert, passt aber in diesen ungewöhnlichen Thriller und zu seiner besonderen Protagonistin.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich knapp und ich bin mir nicht sicher, ob er mir Freude gemacht hätte, wenn ich das Buch selbst gelesen hätte. Beim Vorlesen erzeugt das jedoch eine ganz besondere Stimmung und zieht einen regelrecht ins Hörbuch hinein. Alles mündet in einem Ende, das für mich so nicht vorhersehbar war und das Buch auch als Einzelband stehen lassen könnte. Aber es bleibt da doch noch ‚eine Kleinigkeit‘ ungeklärt und die Geschichte hat mich so weit gepackt, dass ich wissen möchte, wie es in „Totenhaus“, dem 2. Band der Trilogie weiter geht. Nur schade, dass Christian Berkel die beiden Folgebände nicht mehr eingesprochen hat – an Wolfram Koch muss ich mich dann erst noch gewöhnen.

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Bernhard Aichner
Totenfrau (Bestatterin Brunhilde Blum 1)
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Christian Berkel
Spieldauer: 8 Std. und 28 Min.
Erscheinungsdatum: 14.03.2014
Sprache: Deutsch
Anbieter: Der Hörverlag

Die Puppenmacherin – Max Bentow

Vor einiger Zeit war ich auf die Thriller Reihe rund um den Berliner Kommissar Nils Trojan von Max Bentow aufmerksam geworden. Der erste Teil der Reihe, „Der Federmann“ hatte zwar für meinen Geschmack einige Schwächen, konnte mir aber dennoch Appetit aufs Weiterhören machen, vor allem auch aufgrund des hervorragenden Hörbuchsprechers. Und so war es auch dieses Mal ein Vergnügen Axel Milberg dabei zuzuhören, wie er den unterschiedlichen Charakteren mit der Virtuosität seiner Stimme und der Anpassung der Sprechgeschwindigkeit an den jeweiligen Inhalt lebhaft Ausdruck verleiht. Großartig!

Aber man muss auch wissen, dass es sich auch bei diesem Thriller um einen von denen handelt, bei denen man sich fragt, wer sich sowas eigentlich ausdenkt und was es wohl über einen aussagt, wenn einem das dann auch noch gefällt. Denn der Berliner Kommissar Nils Trojan wird auch dieses Mal an den Schauplatz eines ungewöhnlichen Mordfalles gerufen: In einem Keller wurde der Körper einer jungen Frau gefunden, seltsam erstarrt in einem monströsen Sarkophag aus getrocknetem Schaum. Bei seiner Recherche stößt Trojan auf einen älteren Fall, der verblüffende Parallelen aufweist. Doch gilt der Täter von damals inzwischen als tot. Wird seine schreckliche Vorgehensweise kopiert? Oder ist er doch noch am Leben und besessen davon, sein Werk fortzusetzen? Trojan bittet die Psychologin Jana Michels um Hilfe, denn er spürt, dass das Töten noch lange kein Ende hat.

Auch mit dem zweiten Fall hat mich Max Bentow schnell gefesselt. Der Fall um die Puppenmacherin ist sehr spannend erzählt, wobei die sehr kurzen Kapitel und die wechselnden Perspektiven für viel Dynamik sorgen. So baut Bentow einen sehr gelungenen Bogen über die gesamte Handlung, setzt zahlreiche Highlights und packende Momente, lässt ein wahres Katz-und-Maus-Spiel entstehen, in der Trojan dem Täter immer näher kommt. Der reizvolle Ausgangspunkt und der packende Mittelteil trösten über den etwas überhasteten und mit Zufällen übersäten Schluss hinweg.

Alles in allem habe ich mich aber sehr gut unterhalten gefühlt und freue mich darüber, dass alle der bislang erschienen acht Teile der Reihe mit Axel Milberg eingesprochen wurden. Ich werde bei der nächstbesten Thrillerlaune also gerne zu „Die Totentänzerin“, dem nächsten Fall von Nils Trojan greifen, um ihn mir vorlesen zu lassen.

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Max Bentow
Die Puppenmacherin (Kommissar Nils Trojan 2)
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Axel Milberg
Spieldauer: 9 Std. und 15 Min.
Erscheinungsdatum: 27.07.2012
Sprache: Deutsch
Anbieter: Der Hörverlag

Die Verlorenen – Simon Beckett

Als ich davon hörte, dass Simon Beckett eine neue Reihe veröffentlicht, war ich mir nicht sicher, ob ich sie tatsächlich lesen, beziehungsweise hören wollte. Denn seine Thriller rund um den forensischen Anthropologen David Hunter konnten mich so sehr begeistern, dass sie seit Jahren unangefochten zu meinen Lieblingsthrillern gehören. Ich las bisher nichts, das ich oftmals so widerlich und doch gleichzeitig so interessant und lehrreich fand. Mir war klar, dass ich mich davon gänzlich frei machen musste, wenn ich Jonah Colley in dem Hörbuch „Die Verlorenen“ eine Chance geben wollte.

Jonah Colley ist Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei. Seit sein Sohn Theo vor zehn Jahren spurlos verschwand, liegt sein Leben in Scherben. Damals brach auch der Kontakt zu seinem besten Freund Gavin ab. Nun meldet Gavin sich überraschend und bittet um ein Treffen. Doch in dem verlassenen Lagerhaus findet Jonah nur seine Leiche, daneben drei weitere Tote. Fest in Plastikplane eingewickelt, sehen sie aus wie Kokons. Als Jonah erkennt, dass eine der Frauen unter der Folie noch am Leben ist, wird er hinterrücks attackiert, kann den Angreifer aber überwältigen. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Owen Stokes, der vor zehn Jahren unter Verdacht stand, mit der Entführung seines Sohnes zu tun gehabt zu haben.

In diesem Thriller erkennt man die Handschrift Simon Becketts anhand der Kokon-Leichen, aber insgesamt ist es doch eher eine Geschichte, der das Besondere fehlt. Der Plot ist stellenweise spannend und es gibt auch Wendungen, die nicht unbedingt vorhersehbar sind. Und doch bleibt die Unterhaltung auf der Strecke, wenn der Bösewicht gefühlt stundenlang seine Beweggründe erklärt und schildert, was in der Vergangenheit passierte, wenn doch eigentlich klar ist, dass er seinen Zuhörer zur Strecke bringen will. Nicht gerade der beste Kunstgriff, um den Wissensdurst der Leser zu stillen. Und dann gibt es körperliche Verletzungen, deren schwere und Einschränkungen nicht zuende gedacht wurden. Manches ist einfach sperrig, unglaubwürdig und etwas wirr. Und doch hat diese arg konstruierte Geschichte genug Potenzial, um einen bis zum Schluss dranbleiben zu lassen.

Das könnte jedoch auch an dem wunderbaren Sprecher des Hörbuchs legen. Denn Johannes Steck verleiht den unterschiedlichen Charakteren mit der Virtuosität seiner Stimme und der Anpassung der Sprechgeschwindigkeit an den jeweiligen Inhalt lebhaften Ausdruck. Wirklich hervorragend!

Dennoch nicht der beste Auftakt einer neuen Reihe. Ob ich weiterlesen oder -hören werde? Ich bin mir nicht sicher, aber eher nicht.

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Simon Beckett
Die Verlorenen (Jonah Colley 1)
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Johannes Steck
Spieldauer: 11 Std. und 11 Min.
Erscheinungsdatum: 08.07.2021
Sprache: Deutsch
Anbieter: Argon Verlag

Das Hörbuch wurde mir freundlicherweise vom Verlag für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanke.

erLESENer Juni 2021

Im Lesemonat Juni durchlebte ich unterschiedliche Formen des Liebens und Nichtliebens, pendelte zwischen Deutschland und Rumänien, konnte unter Wasser atmen, ließ mich beim Suizid begleiten und war fasziniert von Helen und Mabel.

Bücherwelten – Gefühle zwischen Buchdeckeln…

Klopf an dein Herz von Amélie Nothomb: Ein Roman über ein Zuviel und Zuwenig von Liebe. Amélie Nothomb in Bestform.

Die Unschärfe der Welt von Iris Wolff: Eine in Kurzgeschichten erzählte Familiengeschichte, die ihre Wurzeln in Rumänien hat. Lieber selber lesen, anstatt zum Hörbuch zu greifen!

Aus schwarzem Wasser von Anne Freytag: Ein Genre-Mix aus Polit-Thriller mit Fantasy/Science-Fiction-Elementen, der mich leider nicht überzeugen konnte.

Unzertrennlich . Über den Tod und das Leben von Irvin D. und Marilyn Yalom: Als fest stand, dass Marilyns Krankheit zum Tode führen würde, begannen die Eheleute ein Buch zu schreiben – das am Ende Irvin D. Yalom alleine fertigstellen musste. Von tiefer Ehrlichkeit und steter Reflektion gekennzeichnet. Berührend!

H wie Habicht von Helen Macdonald: Ein Buch, in dem die Autorin über ihre Trauerbewältigung durch die Zähmung eines Habichts beschreibt. Unglaublich beeindruckend! Ein Highlight!

Aus schwarzem Wasser – Anne Freytag

Als ich dieses Buch zur Hand nahm, wusste ich nicht viel mehr, als dass es sich dabei um den ersten Thriller der beliebten Jugendbuchautorin Anne Freytag handelt. Da ich von der Autorin immer mal etwas lesen wollte und gerade Lust auf spannende Literatur hatte, ließ ich mich auf das Buch ein. Leider konnte es mich nicht überzeugen.

Nach einem schweren Autounfall erwacht Maja Kohlbeck unverletzt in einem Leichensack. Getrieben von der Warnung ihrer Mutter, niemandem zu vertrauen, flieht sie aus der Pathologie des Krankenhauses zu einem Freund. Während die Öffentlichkeit über den Unfall und den Verbleib von Majas Leiche spekuliert, sucht Maja selbst nach Antworten. Doch bevor Maja herausfinden kann, was mit ihrer Mutter passiert ist, ereignet sich plötzlich eine verheerende Naturkatastophe nach der anderen. Und Maja gerät mitten hinein in einen Strudel aus Lügen, Intrigen und Machtkämpfen, dessen Folgen fatale Ausmaße annehmen.

„Da fragen wir uns seit Menschengedenken, ob wir allein sind im Universum, und dann sind wir es vielleicht noch nicht mal auf der Erde.“

(S. 486)

Vielleicht hätte ich gar nicht erst zu dem Buch gegriffen, wenn ich gewusst hätte, dass es sich dabei um einen Polit-Thriller mit Fantasy/Science-Fiction-Elementen handelt. Das hatte ich nicht erwartet und hatte Probleme mit der Geschichte zurecht zu kommen, in der es ein menschenähnliches Volk im Wasser gibt, die sogenannten Marins, gegen die die Menschen im verborgenen einen Krieg führen. Dieses Völkchen bleibt eher undefiniert und ihre Welt im Dunkeln, was dazu führt, das beim Lesen der Eindruck entsteht, dass hier ein wichtiger Teil der Geschichte fehlt.

Und doch ist die Story so gestrickt, dass ich immer weiter gelesen habe, ohne dass mich das Ganze so richtig gepackt hätte. Es gibt viele Zeitsprünge und Perspektivwechsel, die unterschiedliche Sichtweisen auf die Handlung ermöglichen, aber gleichzeitig dafür sorgen, dass man den Charakteren, die flach bleiben und durchweg unsympathisch sind, nicht nah kommen kann. Man kann in diesem Thriller nicht abtauchen und mitfiebern, obwohl die kurzen Sätze und kurzen Kapitel einen regelrecht durchs Buch treiben.

Manches war mir auch einfach zu viel, wie beispielsweise die zahlreichen Sexszenen und die stellenweise inflationär aneinandergereihten Vergleiche. Auch die vielen schwarzen Seiten, die wohl zur Unterteilung des Buches dienen sollen, blähen das Buch nur unnötig auf. Insgesamt ist es doch eher schade um die Lesezeit.

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Anne Freytag
Aus schwarzem Wasser
Klappenbroschur, 608 Seiten
ISBN: 978-3423230193
Preis: 16,90 € [D]
Verlag: dtv bold
Erschienen: 21.08.2020

erLESENer Januar 2021

Im Lesemonat Januar begab ich mich an die ruppig raue aber nichtsdestotrotz wunderschöne englische Küste, verliebte mich erneut ins Kreativsein, irrte durch Wayward Pines, schaute Schriftstellerinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter und dachte ein wenig über Corona nach.

Bücherwelten – manchmal mittendrin und manchmal nur dabei.

Offene See von Benjamin Myers: Ein eher ruhiger Roman mit lyrischen Elementen, der mit seiner blumigen poetischen Sprache mitnimmt in eine Welt voller Natur und Landschaftsbeschreibungen. Angenehm zu lesen.

Kreativität von Melanie Raabe: Ein lebendiges, unterhaltsames und unglaublich motivierendes Sachbuch, bei dem man noch beim Lesen das Bedürfnis verspürt sich unbedingt sofort auf seine ganz eigene Art und Weise kreativ austoben zu müssen.  

Psychose von Blake Crouch: Ein Thriller, dessen Verwirrspiel mir zu lange gedauert hat und dessen Ausgang mich überhaupt nicht begeistern konnte.

Schreibtisch mit Aussicht von Ilka Piepgras: 24 bedeutende Schriftstellerinnen erzählen von ihrem Schreiben auf ihre sehr persönliche Weise. Empfehlenswert!

Trotzdem von Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge: Die Autoren unterhalten sich darüber, was das Corona-Virus gesellschaftlich und politisch verursacht hat, noch bewirkt und wohl auf lange Sicht noch hervorbringen könnte. Interessant, aber kein Muss.

Psychose – Blake Crouch

Eigentlich höre ich inzwischen recht gern Hörbücher. Sie versüßen mir so manche unliebsame Tätigkeit im Haushalt, sind eine angenehme Handarbeitsbegleitung oder gestalten einen Weg interessanter, sofern er nicht gerade selbst das Ziel ist. Gelegentlich höre ich Hörbücher über meinen Spotify-Account, aber komfortabler finde ich die App von Audible. Da ich in letzter Zeit jedoch vermehrt Podcasts höre, haben sich dort wieder einige Guthaben gesammelt, so dass ich das Abo gestoppt habe und zum wiederholten Mal drei Monate pausiere. Das geht recht unkompliziert und so bleibe ich Audible dennoch treu, obwohl ich nicht in jedem Monat mein Guthaben für ein Hörbuch einsetze. Wenn ihr Audible einmal ausprobieren möchtet, gelangt ihr über diesen Link zum Probe-Abo [Werbung].

Viel Lobendes hatte ich über die Wayward-Pines-Thriller-Reihe von Blake Crouch gehört und so entschied ich mich, ein Audible-Guthaben für den ersten Teil „Psychose“ zu verwenden. Denn gesprochen wird es von dem wunderbaren Charles Rettinghaus und überhaupt sind Thriller für mich eigentlich wie geschaffen zum Hören, sind sie doch ein bisschen wie Fastfood, das schmackhaft sein kann und manchmal einfach sein muss. Selten habe ich bei ihnen das Bedürfnis, mir besondere Stellen zu markieren. Auch der Wunsch des ‚zurückzuspulens‘ entfällt meist, weil es kaum Sätze gibt, die ich mir nochmal auf der Zunge zergehen lassen möchte, um in Ruhe über sie nachdenken zu können. Dinge, die ich beim Hörbuchhören zweier Romane, die sich zu Lieblingsbüchern entwickelten, zuletzt schmerzlich vermisst hatte. Aber jetzt war wieder einmal die Zeit für einen Thriller gekommen, von dem ich mir spannende und gute Unterhaltung erhoffte.

Blake Crouch nimmt die Leser mit nach Wayward Pines, Idaho, eine idyllische Kleinstadt mitten im Nichts. Als Ethan Burke nach einem Verkehrsunfall im örtlichen Krankenhaus allmählich wieder zu sich kommt, sind seine Sachen verschwunden, alle um ihn herum verhalten sich äußerst merkwürdig und auf seine Fragen bekommt er nur ausweichende Antworten. Immer wieder hat er eigenartige Kopfschmerzen und in seinem Gedächtnis gibt es Lücken. Allmählich erinnert er sich, dass er ein Secret-Service-Agent ist und zwei Vermisste aufspüren soll. Doch er findet Anderes und als er Wayward Pines zu verlassen versucht, stößt er auf einen unüberwindbaren Zaun.

Aufgrund des Buchtitels entwickelt man beim Lesen Vermutungen darüber, was mit dem Protagonisten los sein könnte und stuft auch seine Verhaltensweisen und Empfindungen dementsprechend ein. Gleichzeitig versucht man den Funken Wahrheit an dieser Geschichte zu finden, weil man Ethan Burke mit der Zeit immer weniger glaubt. Zudem sind einige Schilderungen von Vorgängen, die außerhalb von Wayward-Pines stattfinden oder stattfanden rätselhaft. Das ganze ist ein Verwirrspiel, das dauert und sich für mich zu lange hingezogen hat. Irgendwann hatte mich dieser Thriller einfach verloren.

Der Protagonist ist nicht glaubwürdig und sein Handeln ist nicht immer nachvollziehbar. Natürlich erwartet man das auch nicht, wenn man ihm eine schwere psychische Erkrankung unterstellt. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt interessierte es mich auch einfach nicht mehr. Dennoch hörte ich der angenehmen Stimme des Hörbuchsprechers bis zum Schluss zu, war aber enttäuscht, als schließlich die Auflösung des ganzen erfolgte. Ich hätte mir wohl vorher einmal anschauen sollen, dass dieser Thriller bei Amazon unter anderem in Krimis über Übernatürliches, Thriller über Parapsychologie und Horror einsortiert ist. Nicht, dass ich diesen Bereichen gegenüber generell abgeneigt wäre, aber dieser Ausgang der Geschichte kam für mich völlig unerwartet und war partout nichts für mich. Ich kann mich den lobenden Stimmen, die ich über diese Reihe vernommen habe, also leider nicht anschließen und werde die Geschehnisse rund um Wayward Pines nicht weiter verfolgen.

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Blake Crouch
Psychose – Ein Wayward-Pines-Thriller (1)
Ungekürztes Hörbuch
Sprecher: Charles Rettinghaus
Spieldauer: 9 Std. und 25 Min.
Erscheinungsdatum: 16.09.2019
Verlag: Der Hörverlag

Die ewigen Toten – Simon Beckett

Bei diesem Buch handelt es sich um den 6. Fall des forensischen Anthropologen Dr. David Hunter. Mehr brauche ich eigentlich nicht, um zu wissen, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Denn diese Thrillerreihe begeistert mich von Anfang an, so seltsam und makaber sie auch manchmal ist. Denn Dr. Hunter verbringt mehr Zeit mit den Toten als mit den Lebenden und untersucht Verwesung und Zerfall, um menschliche Überreste zu identifizieren. Und obwohl es widerlich und manchmal auch erschreckend sein kann, was auf ganz natürliche Weise mit dem menschlichen Körper nach dem Tod passiert, so interessant ist es gleichzeitig, dass ich die Bücher kaum aus der Hand legen kann, wenn ich sie erst begonnen habe. So erging es mir auch mit „Die ewigen Toten“.

Ob man dieses Buch auch lesen kann, wenn man die vorherigen Bücher nicht kennt? Ich denke schon. Leider ist mein Gedächtnis nicht das Beste und ich tauche mit jedem Buch beinahe gänzlich neu in die Geschichte David Hunters ein. Das ärgert mich zwar, aber der Autor greift die Vorgeschichte seines Protagonisten zumindest so grob auf, dass man den Anschluss finden kann. Allerdings beginnt die Geschichte um Dr. Hunters ‚Dämonen‘ natürlich bereits in den vorher erschienen Büchern der Reihe. Wer sich also nicht spoilern möchte, liest die Bücher dann doch besser der Folge ihres Erscheinens nach.

14_Die ewigen Toten

Dieses Mal ermittelt David Hunter in einem verlassenen Krankenhaus mit schrecklicher Vergangenheit. Das St. Jude, das Krankenhaus im Norden Londons, soll in Kürze abgerissen werden. Nur noch Fledermäuse verirren sich seit langem dorthin, doch dann wird auf dem staubigen Dachboden eine teilweise mumifizierte Leiche gefunden, die in eine Plastikhülle eingewickelt ist. Als beim Versuch, die Leiche zu bergen, der Boden des baufälligen Gebäudes einbricht, entdeckt der forensische Anthropologe ein fensterloses Krankenzimmer, das nicht auf den Plänen verzeichnet ist. Warum wusste niemand von der Existenz dieses Raumes? Und warum wurde der Eingang zugemauert, obwohl dort nach wie vor Krankenbetten stehen? Betten, in denen noch jemand liegt. Ein harter Fall für David Hunter, der zusätzlich noch mit den Schatten seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Je tiefer Hunter in die Vergangenheit des Krankenhauses eindringt, desto mehr düstere Geheimnisse kommen ans Licht. Und bald ist klar, dass das St. Jude noch lange nicht sein letztes Opfer gefordert hat.

Einen wirklich schaurigen Handlungsort hat sich der Autor dieses Mal ausgesucht, der wohl jeden Freund der sogenannten Lost Places erfreuen dürfte. Die atmosphärische Szenerie des alten baufälligen Krankenhauses kann man sich bildlich gut vorstellen und ist gleich darin gefangen. Der Dachbodenfund lässt einen gruseln, aber auch das, was den anderen Toten widerfahren sein muss, lässt einen beim lesen nicht kalt. Das Thrillerelement sorgt für den gewünschten thrill und treibt einen durch die Handlung, durchsetzt mit der aufschlussreichen Ermittlungsarbeit, die Dr. Hunter leistet und dem wissensdurstigen Leser auf interessante Weise erklärt. Kurzum: Ein Thriller dieser Reihe, wie ich ihn mag und wie ich ihn mir von Simon Beckett wünsche. Dass manches in der Geschichte für meinen Geschmack aber dennoch etwas zu konstruiert ist, kann ich verschmerzen. Denn das Gesamtpaket dieses Thrillers, den ich mir zum Teil auch ungekürzt und hervorragend von Johannes Steck vertont bei Spotify angehört habe, ist für einen Fan wie mich dennoch großartig.

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Simon Beckett
Die ewigen Toten (David Hunter 6)
Aus dem Englischen von Karen Witthuhn und Sabine Längsfeld
Gebunden, 480 Seiten
ISBN: 978-3-8052-5002-3
Preis: 22,95 € (D)
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 12.02.2019