erLESENer März 2021

Im Lesemonat März lernte ich die norwegische Wanderlust kennen, ließ mich durch Wunderbares verzaubern, nahm eine Einladung zum Schreiben an, dachte über Lebensweisheiten nach und lernte einen homosexuellen und unter Schizophrenie leidenden Schriftsteller kennen.

Bücherwelten – jenseits und diesseits von Fantasie und Wirklichkeit.

Frei. Luft. Hölle. von Are Kalvø: Ein amüsanter Ausflug des Comedian nicht nur ins norwegische Outdoor-Leben. Stimmungsaufhellend und trotzdem Wanderlustfördernd.

Du kannst Wunder vollbringen von Jan Becker: Ein überraschend bodenständiger, empathischer und wissbegieriger Autor, der den gesunden Menschenverstand zu nutzen weiß und neben wissenschaftlichen Betrachtungsweisen, aber auch dem (noch) Unerklärbaren Raum gibt. Dass dennoch mit ein wenig Hokuspokus gewürzt wird, muss man vertragen können.

Einladung zum Schreiben von Doris Dörrie: Ein hübsches Notizbuch mit ansprechenden Schreibinspirationen in der Art, wie man sie bereits aus ihrem Buch „Leben, schreiben, atmen“ kennt. Ein tolles Arbeitsbuch zum Weiterschreiben.

Eine leise Ahnung von etwas Neuem vom Markus Mirwald: Der vierte Band mit Aphorismen aus seiner Reihe „Wesentliches in wenigen Worten“. Trifft genau meinen Nerv.

Die Germanistin von Patricia Duncker: Ein Roman rund um einen französischen Romancier und politischen Quergeist, der sich als homosexueller und unter Schizophrenie leidender Schriftsteller herausstellt, der Verbindungen zu Michel Foucault hat. Auf seine Art ein besonderes Buch, aber vermutlich doch eher etwas für Kenner der Philosophie Foucaults.

Du kannst Wunder vollbringen – Jan Becker

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich Jan Becker vor etlichen Jahren im Fernsehen in einer Show mit Uri Geller sah und er mir mit seiner Ausstrahlung und seinen beeindrucken Darbietungen als sogenannter Mentalist in positiver Erinnerung geblieben ist. Als ich nun kürzlich „Du kannst Wunder vollbringen“ als von ihm selbst eingesprochenes Hörbuch bei Spotify entdeckte, wollte ich nur mal kurz reinhören. Einfach, weil ich ihn als Typ interessant finde und mir auf kurzweilige Art ein wenig positiven Input erhoffte. Und doch war meine Bereitschaft das Hörbuch jederzeit abzubrechen höher als üblich, weil ich hinter dem Zusatz „Finde dein magisches Glück“ Hokuspokus vermutete, aus dem ich mich mit den Jahren doch herausgewachsen fühlte. Es hat mich rückblickend fast ein wenig erstaunt, dass ich dem Hörbuch bis zum Schluss gefolgt bin – sogar sehr gerne.

Denn Jan Becker geht in diesem Buch zunächst den Definitionen von Wundern und auch der Magie auf den Grund und entmystifiziert diese Begriffe ein wenig. Damit schafft er die nötigen Grundvoraussetzungen um auch nicht religiöse Magiezweifler wie mich, die ihr Heil eher in den wissenschaftlichen Ansätzen der Psychologie suchen, ins Boot zu holen. Der Klappentext meint beschreibend zu dem Buch: „Der „Wundermacher“ und Meister-Hypnotiseur beschäftigt sich seit langem mit den magischen Seiten unserer Welt und erklärt in seinem Buch, wie Magie seine Lebensphilosophie geprägt hat und warum es wichtig ist, den eigenen Blick für die alltäglichen Wunder zu schärfen.“

Glücklicherweise erweckt Jan Becker nicht den Eindruck eines abgehobenen „Wundermachers und Meister-Hypnotiseurs“ – Marketing-Begriffe, die er auch auf seiner Website verwendet – sondern erscheint vielmehr als ein bodenständiger, empathischer und wissbegieriger Mensch, der den gesunden Menschenverstand zu nutzen weiß und neben wissenschaftlichen Betrachtungsweisen, aber auch dem (noch) Unerklärbaren Raum gibt. Und so finden sich in seinem Buch viele praktische Übungen (unter anderem geht es um Selbstreflektion, Fokussierung, Lenkung der Aufmerksamkeit, etc.) wie sie in einigen magischen, aber auch psychologischen Praktiken Verwendung finden. Alles ist immer gewürzt mit einer Prise Magie und es gibt natürlich viele kleine Ausflüge in esoterische Bereiche um das Überraschende und Wunderbare zu finden. Aber der Autor lässt die Leser auch an vielen Geschichten aus seinem eigenen Leben und seiner Berufspraxis teilhaben, was beim Lesen einen sehr anschaulichen und persönlichen Eindruck hinterlässt. Nach 529 Minuten endet das Hörbuch schließlich und lässt mich angenehm überrascht zurück. Kein Hokuspokus. Na ja manchmal vielleicht doch ein bisschen, aber auf angenehme und sympathische Art herübergebracht. Sicherlich nicht mein letztes Buch von Jan Becker.

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Jan Becker, Mitautorin: Christiane Stella Bongertz
Du kannst Wunder vollbringen – Finde dein magisches Glück
Klappenbroschur, 304 Seiten
ISBN: 978-3-492-06193-3
Preis: € 16,99 [D], € 17,50 [A]
Verlag: Piper
Erschienen: 31.08.2020

Erzähl dein Leben neu – Rebecca Vogels

„Wenn ich meine eigene Story erzähle, geht es nicht um mich. Es geht darum, eine Verbindung herzustellen. In dem Moment, in dem ich meine Story – wie auch hier in diesem Buch – erzähle, gehört sie mir nicht mehr. Sie ist draußen in der Welt und hat ihr eigenes Leben. Jeder, der meine Geschichte liest, bringt seine eigene Perspektive mit. Jeder liest hier ein anderes Buch.“

(S. 244)

Nachdem ich im November einen sehr speziellen Teil meines Lebens zu Papier gebracht hatte, stand ich vor dem Problem, dass ich nicht wusste, was ich mit dem dabei entstandenen Manuskript anfangen sollte. So, wie ich es heruntergeschrieben hatte, wollte ich es nicht lassen. Aber ich hatte auch noch keine passende Idee, in welche Richtung ich es überarbeiten könnte. Da kam es mir ganz recht, dass ich auf „Erzähl dein Leben neu – Wie Storytelling dir zeigt, wer du wirklich bist“ von Rebecca Vogels aufmerksam wurde. Von diesem Buch erhoffte ich mir wertvolle Erkenntnisse bezüglich der einzelnen Stationen innerhalb meines Manuskripts und Inspirationen dazu, wie ich meine Geschichte griffiger erzählen könnte.

Denn der Klappentext hatte mich neugierig gemacht: „Was ist deine Story? Und wie würde die Geschichte deines Lebens aussehen, wenn du selbst ihre Autorin oder ihr Autor wärst? Rebecca Vogels ist Expertin für Storytelling. Sie hat entdeckt, wie wir diese Methode für uns anwenden können, um herauszufinden, was uns wirklich antreibt, um einen positiven Blick auf die Höhen, Tiefen und Chancen unseres Lebens zu bekommen und es mit diesem Wissen bewusst zu gestalten. Anhand ihres eigenen Beispiels zeigt sie, wie viel Spaß es machen kann, die eigene Story zu leben. Und das kann jeder lernen!“

Um es vorweg zu nehmen: Dieses Buch hat meine Erwartungen zwar nicht erfüllt und mich stellenweise sogar genervt, aber richtig schlecht fand ich es dennoch nicht.

Denn bei genauer Betrachtung bin ich einfach nicht amerikanophil genug, um mit der gleichen Begeisterung wie die Autorin manchen amerikanischen Verhaltensweisen gegenüber zu stehen. Die 1984 in Bonn geborene Rebecca Vogels schöpft hierbei vielfach aus der Zeit, in der sie in Amerika gelebt und gearbeitet hat. Dabei versucht sie das klassische Storytelling, das die Kinder dort bereits von Klein auf verinnerlicht haben, auf unseren Kulturkreis zu übertragen. Sie schießt allerdings für meine Begriffe über das Ziel hinaus und vermittelt den Eindruck, dass das Leben jedes Einzelnen eine einzige große Geschichte sei und es nur darum geht, diese möglichst unterhaltsam in mundgerechten Häppchen serviert unter die Leute zu bringen.

Doch die Autorin kann auch anders. Wenn sie darüber schreibt, welche Chancen und Möglichkeiten in der Beschäftigung mit den eigenen Lebensgeschichten oder des Schreibens darüber liegen, bekomme ich ein wenig von dem, das ich mir von dem Buch erhofft habe. Es lädt ein, die eigenen Lebensgeschichten und Geschichtchen unter anderen Aspekten zu anzuschauen und manchmal auch Veränderungen in der Betrachtungsweise durch kleine Umformulierungen zu bewirken. So führt beispielsweise die Aussage „Ich bin gescheitert“ zu einer ganz anderen Story als „Ich orientiere mich neu.“.

„Was mich schon immer am Schreiben fasziniert hat, ist das Paradoxon, dass man Abstand zu seinem Leben bekommt, indem man sich mit ihm beschäftigt. Indem ich über die Details in meinem Leben schreibe, schaffe ich Distanz. Und diese Distanz kann uns helfen, klarer zu sehen und Dinge zu planen.“

(S. 89)

Es gibt in diesem Buch einige Sätze, über die sich genaueres Nachdenken lohnt und die es wert sind sie im Gedächtnis zu behalten. Rebecca Vogels Ansatz, das Leben so zu gestalten, dass man später hübsche Geschichten darüber erzählen kann, fühlt sich für mich zunächst etwas zu sperrig an, aber beim genaueren Hinsehen hat diese Herangehensweise natürlich auch ihre Berechtigung. Denn wenn es das Leben besser macht, dann kann die öffentliche Selbstdarstellung eben auch ein Mittel zum Zweck sein.

Meist als überflüssig empfinde ich hingegen die als „Take Aways“ betitelten Zusammenfassungen, die am Ende jedes Kapitels folgen, egal wie kurz diese teilweise auch sind. Hier wird akribisch eine erzwungene Struktur des Buches eingehalten, die dem Leser keinen Mehrwert bietet, sondern ihn zum stupiden Wiederkäuen zwingt. Manche Idee, wie beispielsweise der Lunch-Talk zur eigenen Horizonterweiterung oder das Magic-Moments-Journal als Sammelstelle schöner Augenblicke, gefällt mir hingegen zwar inhaltlich gut, fügt sich aber nicht in ein rundes Gesamtbild dieses Buches ein.

Möglicherweise bin ich etwas zu empfindlich, aber ich mag es nicht, wenn in deutschsprachigen Büchern englische Begriffe inflationär verwendet werden. Wenn Rebecca Vogels dann auch noch schreibt „Und ist das nicht exciting?“ bin ich darüber wirklich nicht amused. Insgesamt empfinde ich dieses Buch eher als gut gemeint und weiß einige schöne Anregungen zu schätzen, halte die Umsetzung aber für nicht so gut gelungen.

Dennoch hat „Erzähl dein Leben neu“ etwas mit mir gemacht. Ich mag mich mit den schwierigen Zeiten meiner Vergangenheit unter positiven Gesichtspunkten betrachtet neu auseinandersetzen und werde mein Manuskript noch einmal neu lesen, um es vielleicht sogar anders zu interpretieren.

„Wir sind die Autoren unseres Lebens. Und wir können unser Leben so planen wie eine Geschichte: Wie wollen wir durchs Leben gehen? Wer soll dabei sein? Was soll in unserer Geschichte vorkommen? Wie wollen wir auf die Krisenzeiten in unserem Leben zurückblicken? Wir können unsere ganz persönliche Geschichte planen.“

(S. 265)

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Rebecca Vogels
Erzähl dein leben neu: Wie Storytelling dir zeigt, wer du wirklich bist
Broschiert, 290 Seiten
ISBN: 978-3426214800
Preis: EUR 14,99 € [DE]
Verlag: Knaur HC
Erschienen: 02.11.2020

erLESENer November 2020

Im Lesemonat November habe ich mit einem Hells-Angel in einer Gefängniszelle gehockt und ihm beim Verrichten seiner Notdurft zugeschaut, wurde Fan von Laura Malina Seiler und habe angefangen Struktur in mein Planungschaos zu bringen.

Bücherwelten – verwickeln und entwickeln Persönlichkeiten.

Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise von Jean-Paul Dubois: Ein Roman über einen Gebäudemanager, der mit einem Hells-Angels-Biker in einer Gefängniszelle landet und auf sein Leben zurückblickt. Ganz nett.

Mögest du glücklich sein von Laura Malina Seiler: Ein positiv gestimmter Ratgeber, der einem auf sympathische Weise zurück ins Gedächtnis ruft, an welchen Stellschrauben man drehen kann, um für mehr Selbstliebe und Selbstakzeptanz zu sorgen und so seiner Selbstverwirklichung und einem zufriedeneren glücklicheren Leben näher zu kommen. Hilfreich!

Die Bullet-Journal-Methode von Ryder Carroll: Zeigt die strukturellen Gestaltungsmöglichkeiten auf, die sich bei dieser individuellen Terminplanung, Zielesetzung und Tagebuchgestaltung anbieten und definiert auch die dahinter liegenden Vorteile und psychologischen Effekte. Hervorragend!

Die Bullet-Journal-Methode – Ryder Carroll

Vor einigen Jahren machte der Hype um die Bullet-Journals auch vor mir nicht halt. Ich fand es ansprechend und praktisch, sich seinen ganz auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Terminplaner selbst erstellen zu können und gleichzeitig noch so viel Platz wie nötig für die Notizen einbauen zu können. Ich bewunderte dabei die zahlreichen Beispiele und Vorlagen von Nutzern, die mit ihren Zeichen- und Gestaltungsfähigkeiten kleine Kunstwerke aus ihren Bullet-Journals machen und dabei ihren Tag, ihre Termine, ihre Pläne, ihre Ziele und ihre Notizen darin einweben. Vieles davon finde ich sehr ansprechend, aber meine eigenen Versuche damit endeten eher kläglich. Kalligrafisch betrachtet sind meine Schreibkünste eine Katastrophe und auch das Zeichnen von Hand liegt mir nicht wirklich. So wurde mein 2016 begonnenes Bullet-Journal zu einem eher schmucklosen Notizbuch, das zwar auf meinem Schreibtisch immer noch seinen Platz hat, aber fast gänzlich seine Funktion verloren hat (sogar das umschließende Gummiband ist mit den Jahren ausgeleiert, was sicherlich nicht an der ständigen Benutzung lag). Schließlich habe ich mein „Glück“ mit dem digitalen Notizbuch „Evernote“ gefunden und zur Koordination der Termine meines Herzbuben und mir reicht ein einfacher Tischkalender mit seiner Wochenübersicht.

Buchcover "Die Bullet-Journal-Methode" von Ryder Carroll

Aber bei mir ist derzeit privat einiges im Wandel. Zum einen habe ich wertvolle Impulse aus dem Bereich der Persönlichkeitsentwicklung bekommen und gestalte meinen Tagesablauf so, dass sich gewisse Themen und Aufgabenstellungen in einer gewissen Regelmäßigkeit wiederholen. Dabei geht es darum, den Umgang mit eigenen Lebensthemen zu lernen, aber auch darum, bereits vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten weiter auszubauen und regelmäßig anzuwenden. Einen Lehrplan gibt es hierfür nicht, aber ich habe für mich in den vergangenen Monaten Vorstellungen entwickelt wie und in welchem täglichen oder auch wöchentlichen Zeitaufwand ich das umsetzen möchte – und habe es auch bereits gemacht. Dabei ist etliches in Bewegung gekommen und es sind einige Ideen entstanden, die festgehalten als Lose-Blatt-Sammlung meinen Schreibtisch zumüllen. Es ist bei mir also der Bedarf entstanden meine Gegenwart zu ordnen, um damit meine Zukunft besser gestalten zu können. In dieser Situation kam es mir ganz gelegen, als ich bei Spotify das ungekürzte Hörbuch „Die Bullet-Journal-Methode“ von Ryder Carroll, hervorragend gesprochen von Julian Mehne, entdeckte. Ich erhoffte mir durch dieses Buch Inspirationen dazu, wie ich mein kleines Notizen- und Planungsdurcheinander sinnvoller organisieren kann.

Und genau das bekam ich auch. Viele von den strukturellen Gestaltungsmöglichkeiten kannte ich natürlich schon durch die zahlreichen YouTube-Videos und Internetseiten, die ich zum Thema BuJo bereits in den vergangenen Jahren angeschaut hatte. Aber Ryder Carroll zeigt, wie viel mehr ein Bullet-Journal zu bieten haben kann und dass einem natürlich frei steht, seine Kreativität und Kunstfertigkeiten darin auszuleben, aber dass es darum eigentlich nicht geht. Vielmehr zeigt dieses Buch, worin die eigentlichen Stärken des BuJo liegen und welche psychologischen Effekte mit den unterschiedlichen Arten der Bestückung eines Bullet-Journals erzielt werden können. Was das Festhalten bestimmter Einzelheiten im Nachhinein für den Rückblick in die Vergangenheit bedeuten kann, aber auch wie sich bestimmte Aufgaben und Ziele durch gezielte Methoden im Bullet-Journal besser greifen und verwirklichen lassen. Diese Begründungen für das Warum und Weshalb sind nicht nur hilfreich, sondern manches Mal auch Augen öffnend und sehr inspirierend, so dass man es kaum abwarten kann, das Gehörte gleich umzusetzen.

Dabei gibt Ryder Carroll jedoch nicht dogmatisch Problemlösungen vor, sondern stellt immer wieder auch den großen Vorteil des Bullet-Journals heraus. Es ist flexibel für jeden Einzelnen für seine ganz besonderen Bedürfnisse gestaltbar und kann jederzeit an die Umstände des Lebens angepasst werden. Alles kann und nichts muss. Es gibt kein richtig oder falsch, nur etwas, das für einen funktioniert oder eben nicht funktioniert. So wächst das BuJo mit seinen Anforderungen oder nimmt phasenweise auch einfach mal weniger Seiten in Anspruch.

Mich hat dieses Hörbuch genau zur richtigen Zeit gefunden, aber wie es nun mal so ist, reicht mir das Hören nicht aus bei guten Büchern. Deshalb habe ich es mir in gebrauchter Version nachgekauft. Einzelne Kapitel möchte ich gern noch einmal ganz in Ruhe selbst lesen, verinnerlichen und umsetzen. Und tatsächlich ist das Buch hübsch gestaltet, verfügt sogar über zwei (!) Lesebändchen und ist mit einigen wenigen Skizzen versehen. Aber auch hier wird deutlich, dass es beim Bullet-Journaling ebenso wenig wie bei bei diesem Buch, vorrangig um die optische Gestaltung geht – sie ist und bleibt halt ein hübscher Nebeneffekt.

Das kommt mir sehr entgegen, entspannt mich und hat mich auf Ideen gebracht. Ich habe nicht nur meine ganz eigene Art der Einträge für das BuJo entwickelt, die schmucklos aber für mich durchaus effektiv sind, sondern ich habe mir dabei auch die Freiheit genommen, mich von dem dafür üblicherweise verwendeten klassischen Notizbuch zu verabschieden. Derzeit bewährt sich für mich ein schwarzes Ringbuch in DIN-A5-Größe mit einem Register von A bis Z und den normalen im Schreibwarenhandel erhältlichen karierten DIN-A5-Ringbucheinlagen. Damit ist die Flexibilität gewährleistet, die ich derzeit brauche und da ich es nur zu Hause verwende, reicht diese preiswerte Lösung auch aus. Zugegeben: Schön ist anders. Aber es funktioniert – und wenn ich tatsächlich mal Lust auf Gestaltung habe, bemühe ich Photoshop und Libre Office und drucke mir halt etwas Schönes aus, das ich dann in meinem Bullet-Ringbuch abheften und ausfüllen kann 🙂

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Ryder Carrol
Die Bullet-Journal-Methode
Verstehe deine Vergangenheit – ordne deine Gegenwart – gestalte deine Zukunft
Original: The Bullet Journal Method. Track the Past, Order the Present, Design the Future
Aus dem Englischen von Viola Krauß
ISBN: 978-3499633409
Preis: EUR 20,00 € [DE]
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 06.11.2018

Der Ernährungskompass – Bas Kast

Als ich vor kurzem Bas Kast in einer Talkshow über seinen vor einigen Jahren erschienenen Ernährungskompass sprechen hörte, fand ich das sehr sympathisch und informativ. Längst war mir sein Buch positiv aufgefallen und ich hatte bislang nur Gutes darüber gehört. Aber ich bin auch sehr interessiert am Thema Ernährung und halte mich für recht gut informiert. So habe ich nicht erwartet, dass ich anhand dieses Buches allzu viel Neues erfahren könnte. Doch gelegentlich brauche ich einfach einen sanften oder unsanften Stupser, der mich wieder auf die richtige Spur bringt, wenn ich schlechte Gewohnheiten zu sehr schleifen gelassen und allein Geschmacksknospen und ungesunde Gelüste meine Ernährung bestimmen gelassen habe.

Da kam mir dieses Buch genau recht. Denn Bas Kast hat wissenschaftliche Ergebnisse genauer unter die Lupe genommen und miteinander verglichen um daraus Konsequenzen zu ziehen. Die Ergebnisse offenbaren, wie sich das Leben zum Besseren wenden kann, indem man seine Ernährung umstellt. Manche Krankheit kann im Frühstadium durch eine passende Ernährung, ergänzt um die richtigen Vitamine, gelindert, wenn nicht sogar verbessert werden. Das menschliche Altern kann zwar nicht aufgehalten, aber unter Umständen verlangsamt werden. Doch es sind nicht diese fast schon reißerischen Versprechen, die einen zur gesunden, beziehungsweise gesünderen Ernährung bekehren, sondern vielmehr finde ich die kleinen umsetzbaren Tipps so ansprechend, die eine für den menschlichen Organismus bessere Kartoffel- oder Reissorte empfehlen und auch nicht vor der Kochmethode halt machen. Ich habe vieles in dem Ernährungskompass markiert, von dem ich einiges zwar bereits wusste, es mir aber nochmal unmissverständlich und möglichst unvergesslich in Erinnerung rufen wollte. Anderes, ein geringerer Teil, war tatsächlich neu für mich.

Wohltuend empfand ich es, die Informationen anhand von Studien belegt zu wissen, da ich mit meinen mittlerweile fast 53 Lebenjahren bereits die ein oder andere Phase durchlebt habe, in der gewisse Ernährungsformen als das Non-Plus-Ultra galten und sich inzwischen als unhaltbar oder sogar grundverkehrt herausgestellt haben. Es lohnt sich, das eigene Wissen immer wieder zu überprüfen und auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich erinnere mich daran, dass ich vor einigen Jahren stark verunsichert war und aufgrund der zahlreichen kursierenden Ernährungsmythen gar nichts mehr glauben konnte und wollte. Ganz allmählich fand sich jedoch ein Weg durch diesen Dschungel unterschiedlicher Aussagen diverser Quellen, so dass ich denke zu wissen, wie gesunde Ernährung funktioniert. Bas Kast hat für mich mit seinem Ernährungskompass genau dieses mühsam zusammengesammelte Wissen bestätigt und noch um das ein oder andere ergänzt, ohne dabei zu dogmatisch zu werden. Eine Bestätigung, die sich gut anfühlt.

Aber zu wissen, wie es geht, heißt ja leider nicht zwingend, dass man das auch 1 : 1 so umsetzt – zumindest bei mir ist das so. Gerade wenn ich zu ausgedehnt im Genussmodus bin, ist ein Buch wie der Ernährungskompass hilfreich bei der Kurskorrektur. Ein Buch zum immer mal wieder reinschauen.

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Bas Kast
Der Ernährungskompass
Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung
Hardcover mit Schutzumschlag, 320 Seiten
ISBN: 978-3-570-10319-7
Preis: € (D) 20,00
Verlag: C. Bertelsmann
Erschienen: 05.03.2018

Hashtag Authentisch – Sara Tasker

Vor einigen Wochen hatte mich der Bloggerblues gepackt und ich machte mir verstärkt Gedanken darüber, wo es mit meinem Blog und dem Instagram-Account hingehen sollte, den ich passend dazu irgendwann aus dem Boden gestampft hatte. Stagnation und Langeweile waren meine Grundempfindungen, wenn ich über beides nachdachte. So rannte der Fotografie-Newsletter vom Rheinwerk Verlag bei mir offene Türen ein, als er mir ein Buch empfahl, das den Namen „Hashtag Authentisch“ trug und mir versprach, meinen eigenen kreativen Weg zu finden. Ich hatte Lust darauf kreativer zu werden, wollte mich aber nicht in der Zurschaustellung einer Welt verlieren, die nicht meiner entsprach. Das Buch machte mich neugierig und schon bald hielt ich es in Händen.

30_Hashtag authentisch

Ein wunderschön gestaltetes Buch, gespickt mit vielen Fotos, die Sara Tasker auch auf ihrem Instagram-Account @me_and_orla zeigt. Bilder und Gestaltung verschmelzen zu einem harmonischen Gesamtbild und laden zum Wohlfühlen ein. Unterteilt ist das Buch in die vier Themenbereiche „Storytelling“, „Bilder machen“, „Das Archiv deines Lebens“ und „Teile deine Welt“. In darin enthaltenen Kapiteln wie „Digitalfotografie kann jeder“, „Finde deinen Stil“, und „Sich zeigen“ nimmt sie den Anfänger an die Hand und beseitigt auf sympathische Weise mögliche Schwellenängste. Beim Lesen gewinnt man tatsächlich den Eindruck, auch selbst so einen wunderschönen Instagram-Account mit eigenen Inhalten befüllen zu können. Denn die Autorin gibt viele Themen und Beispiele an die Hand, die zum ausprobieren und nachmachen inspirieren. Aber Sara Tasker ist nicht darauf bedacht ihre Vorgehensweise als einzig seelig machend zu verkaufen, sondern sie inspiriert mit einer Leichtigkeit, die nicht einengt und vorgibt, sondern vorschlägt um eigene Wege zu finden. Sehr sympathisch und angenehm. Die unkreative Seite Instagrams, also die Seite, die sich mit Technik und Statistik oder Ähnlichem beschäftigt, sucht man allerdings in diesem Buch vergebens. denn es beschäftigt sich mit der Gestaltung und der Schaffung von Inhalten für den Instagram Account.

Für mich war es ein sehr interessanter Ausflug in die Insta-Welt, der mir dabei geholfen hat meine eigene Blog- und Instagramgestaltung zu überdenken. Und das, ohne die Vorschläge aus dem Buch zu übernehmen, auch wenn sie mir gefallen haben. So werde ich auch weiterhin keinesfalls optisch in den Mittelpunkt rücken und auch nicht versuchen meinen Alltag gestalterisch ausdrücken, nur damit ich um jeden Preis Inhalte produziere. Aber ich liebe die Fotografie und lasse sie nun stärker mit einfließen. Fotos mag ich entwickeln und Schönes betonen, aber ich mag keine Filter, die über alles einen Schleier legen oder mit einem unnatürlichen Farbkonzept verfremden. Ich mag jedoch manchmal experimentieren und neben Lightroom auch Photoshop benutzen. Bei der Gestaltung der Bilder, bei denen Buchtitel zusammengestellt werden, die ich nur digital besitze, gebe ich mir künftig mehr Mühe. Et voilà – Stagnation und Langeweile sind verschwunden und mir gefällt besser, was ich auf Blog und Instagram sehe. Es ist zwar immer noch nicht so richtig harmonisch und aus einem Guss, aber das bin ich ja auch nicht. Und genau das ist wohl auch #authentisch 🙂

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Sara Tasker
Hashtag Authentisch
Übersetzung: Heico Neumeyer
Original: Hashtac Authentic
Gebunden, 192 Seiten
ISBN: 978-3-8362-7249-0
Preis: € (D) 24,90
Verlag: Rheinwerk
Erschienen: 25.10.2019

Die Macht der ersten 1000 Tage – Dr. med. Matthias Riedl

Dr. med. Matthias Riedl ist Ernährungsmediziner, Diabetologe sowie ärztlicher Direktor und Gründer des medicum Hamburg, Europas größter Einrichtung für Diabetes, Ernährungsmedizin und angrenzende Fachgebiete. Mir ist er durch die NDR-Hausboot-Praxis bekannt, in der die Ernährungs-Docs zeigen, wie sich mit speziellem Essen schon innerhalb weniger Monate oft erstaunliche Erfolge im Kampf gegen diverse Gesundheitsprobleme erzielen lassen. Als ich kürzlich auf sein neues Buch aufmerksam wurde, war mein Interesse daher sogleich geweckt. Es geht darum gesünder durch die heutige Welt des Überflusses zu kommen, auf die wir evolutionsbioglogisch gar nicht vorbereitet sind.

06_Die Macht der ersten 1000 Tage

Das Buch richtet sich an Eltern und an alle, die im Leben eines Babys und Kleinkindes eine Rolle spielen und dafür Sorge tragen wollen, dass dieses Wesen alles bekommt, was es braucht, damit es langfristig gesund durchs Leben gehen kann. Aber es richtet sich auch an Erwachsene, die regelmäßig an Diäten scheitern – und sich einfach nicht erklären können, warum sie immer wieder in die Jo-Jo-Falle tappen. Oder die an Krankheiten wie Diabetes oder Rheuma leiden und es trotz besseren Wissens nicht schaffen, Ernährungsmuster zu verändern, die solchen Krankheiten oft zugrunde liegen.

Matthias Riedl erklärt, nach welchen Mechanismen Prägung funktioniert, welchen Einfluss Evolution und Eltern haben, und führt damit vor Augen, warum so viele von uns so gern das Falsche und von allem zu viel essen. Im zweiten Schritt geht es darum, unserer ganz persönlichen Prägung nicht nur auf die Spur zu kommen, sondern sie auch zu verändern. Sich also auf ‚gesund‘ umzuprogrammieren – und das in jedem Alter. Wer diese Zusammenhänge einmal verstanden hat, soll danach verständnisvoller auf sich und sein Ernährungsverhalten schauen. Und wissen, wie er die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, als Übergewichtiger Kilos zu verlieren – und das dauerhaft. Denn nur wenn wir bei allen Versuchen, uns gesünder zu ernähren, vor Augen haben, wie Evolution, Gene, Umwelt, Umgebung und Eltern uns geprägt haben, lässt sich das Essverhalten anpassen, ohne dass wir uns im Alltag permanent sabotieren.

Darüber hinaus kann das Wissen um das Prinzip der epigenetischen Evolution jedem Einzelnen von uns helfen. Indem wir darüber Bescheid wissen, dass sich unser Lebensstil in epigenetischen Veränderungen zeigt und damit langfristig beispielsweise Stoffwechselprozesse verändern sowie das Risiko für Krankheiten erhöhen kann, haben wir eine Möglichkeit, dieses Risiko zu steuern. Eine besondere Chance haben Eltern. Wissenschaftler finden immer mehr Belege dafür, wie erstaunlich groß der Einfluss ist, den Eltern in epigenetischer Hinsicht auf ihre Kinder haben. Denn, so eine Erkenntnis der Wissenschaft: Nie wieder verändert sich unser Methylierungsmuster (Aktivierung und Deaktivierung von Genen) so stark wie in den ersten 1000 Tagen unseres Lebens. Aktuelle Studien zeigen, wie sehr Vater und Mutter mit ihrem eigenen Lebensstil ihre Kinder beispielsweise daraufhin epigenetisch prägen, wie effektiv die Fettverbrennung ist – und mit welchem Risiko für Übergewicht und bestimmte Krankheiten, allen voran Diabetes, ihr Nachwuchs zur Welt kommt.

Aber auch Verantwortliche in Politik und Verwaltung, in Krankenkassen und Schulen, in Vereinen und Organisationen nimmt Matthias Riedl in die Pflicht. Sie alle sollten darüber Bescheid wissen, wie ‚frühkindliche Ernährungsprägung‘ unsere Gesundheit auf Jahrzehnte hin beeinflusst. Denn die richtige Prägung von Kindern und die Umstellung beziehungsweise ‚Umprogrammierung‘ von Erwachsenen zu ermöglichen und zu fördern, ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wenn nicht jeder Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln hat, wenn nicht Konzerne verpflichtet werden, nahrhaftere Lebensmittel zu produzieren und die Zahl energiereicher, hoch verarbeiteter, langfristig krank machender Produkte zu reduzieren, so Matthias Riedl,  dann wird all das Wissen von Ernährungsmedizinern nichts nützen.

Ein hoch interessantes Buch, das mir einige Aha-Effekte bieten konnte und mir bei der Spurensuche im Hinblick auf meine eigene Prägung wertvolle Hinweise bieten konnte. Ob ich meine erlernten Gewohnheiten verändern kann und die Umstellungen dauerhaft in meinen Alltag integrieren kann, muss sich allerdings erst noch zeigen. Die richtige Ernährung ist und bleibt ein Lebensthema, weshalb ich die Lektüre dieses Buches empfehlen kann.

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Dr. med. Matthias Riedl
Die Macht der ersten 1000 Tage
Taschenbuch, 272 Seiten
ISBN: 978-3-8338-7275-4
Preis: € 19,99 [D] inkl. MwSt.
Verlag: GU Gräfe und Unzer Verlag
Erschienen: 04. Februar 2020

Das eBook wurde mir freundlicherweise vom Verlag für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanke.

erLESENer Dezember 2019

Im Lesemonat Dezember durchlitt ich mit Stoner stoisch alles Erdenkliche, mauerte mich in Angola ein und nahm Doris Dörries Einladung zu Schreiben an.

Bücherwelten – bereichernd und beruhigend, wenn das richtige Buch in die Realität eingreift…

12_erLESENer

Stoner von John Williams
Der Roman erzählt vom Leben William Stoners, der als Farmerssohn an der Universität das Studium der Agrarwirtschaft beginnt und dort seine Leidenschaft für Literatur entdeckt. Ein Buch, dessen atmosphärische Erzählkunst mich beeindrucken konnte und Lust darauf macht, mehr von John Williams zu lesen. Sehr empfehlenswert!

Eine allgemeine Theorie des Vergessens von José Eduardo Agualusa
Ein Roman der vom Wandel und von den Wunden Angolas erzählt, indem er eine fantastische und doch ganz und gar wahre Geschichte rund um die junge Ludovica webt, die sich für dreißig Jahre in ihrer Wohnung einmauert, nachdem sie am Vorabend der angolanischen Revolution einen Einbrecher in Notwehr erschossen hat.  Durchwachsen.

Leben, Schreiben, Atmen von Doris Dörrie
Eine Einladung zum autobiographischen Schreiben,  bei der die Autorin sympathisch aus ihrem Leben plaudert. Sehr inspirierend und unkompliziert!

Leben, schreiben, atmen – Doris Dörrie

„Wenn wir darüber nachdenken, was wir so denken, schämen wir uns schnell. Und wenn wir uns schämen, können wir schlecht schreiben. Wofür schämen wir uns? Wir schämen uns, dass wir uns anmaßen, über uns selbst zu schreiben, wir schämen uns für unser kleines Leben, für unsere Unzulänglichkeiten, unsere Lügen, unsere enttäuschten Erwartungen an das Leben und an uns selbst. Dieser Scham entkommt man nur, indem man nicht nachdenkt, sondern weiterschreibt…“

52_Leben, Schreiben, Atmen

Doris Dörrie studierte Theater und Schauspiel in Kalifornien und in New York, entschloss sich dann aber, lieber Regie zu führen. Parallel zu ihrer Filmarbeit (zuletzt der Spielfilm „Kirschblüten und Dämonen“) veröffentlicht sie Kurzgeschichten, Romane und Kinderbücher. Sie lebt in München, unterrichtet dort an der Filmhochschule „creative writing“ und gibt immer wieder Schreibworkshops.

Mit „Leben, schreiben, atmen“ lädt sie zum autobiographischen Schreiben ein. Sie gibt Tipps und kreative Anleitungen und macht gleichzeitig vor, wozu sie den Leser ihres Buches auffordert. Zu Beginn jedes Kapitels gibt sie ein Stichwort vor, zu dem sie auf überaus sympathische Weise über ihr Leben plaudert. Manchmal kommt Doris Dörrie dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen, aber das ist durchaus gewollt und wohl auch ein natürlicher Effekt, wenn man frei von der Leber weg schreibt. Sie macht dem Leser vor, wie es geht und gibt am Kapitelende knappgehaltene Erklärungen und Tipps. Und weil sie Lockerheit beim Schreiben in ihren autobiographischen Texten vormacht und ihre Ratschläge nicht dogmatisch daherkommen, fühlt man sich tatsächlich auch in der Lage dazu, ihren anschließenden Aufforderungen zum Schreiben nachzukommen.

So musste ich mich zurückhalten um nicht gleich loszulegen, weil ich das Buch so motivierend empfand. Doch wollte ich es erst zuende lesen, denn „Leben, Schreiben, Atmen“ ist kein Schreibratgeber im eigentlichen Sinne. Das Buch liest sich flüssig und die Autorin versteht es, Dinge aus ihrem Leben zu formulieren und so zu beschreiben, dass sie anschaulich sind und berühren. So erfährt man nach jedem Stichwort immer ein wenig mehr aus ihrem Leben, so dass sich am Ende ein ehrliches und authentisches Gesamtbild ergibt, auch wenn die Fragmente nicht in einer zeitlichen Reihenfolge und recht sprunghaft erzählt sind. Gleichzeitig erinnert man sich an Vergangenes und füllt die Stichworte bereits gedanklich mit eigenen leichtgewichtigen oder schwermütigen Inhalten, selbst wenn man es nicht gleich nach Abschluss des jeweiligen Kapitels niederschreibt.

„Der Schreibmuskel ist ein Muskel, der verkümmert, wenn man ihn nicht trainiert“, so Doris Dörrie. „Leben, Schreiben, Atmen“ ist inspirierend und macht Lust darauf, gleich mit dem Training zu beginnen.

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Doris Dörrie
Leben, schreiben, atmen – Eine Einladung zum Schreiben
Hardcover Leinen, 288 Seiten
ISBN: 978-3-257-07069-9
Preis: € (D) 18.00 / sFr 24.00* / € (A) 18.50 * unverb. Preisempfehlung
Verlag: Diogenes
Erschienen: 1. September 2019

Das eBook wurde mir freundlicherweise vom Verlag zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanke.